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    Messi
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Messi
    Von Lars-Christian Daniels

    Dreimal in Folge Torschützenkönig der Champions League, Rekordtorjäger der Primera Division und fünfmal „Weltfußballer des Jahres“: Es gibt kaum einen Rekord, den Superstar Lionel Messi in den vergangenen Jahren nicht aufgestellt hat. Der Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft, der mit 13 Jahren auswanderte und in der Talentschmiede des FC Barcelona zum Ausnahmekicker reifte, verzückt mit seinen Traumtoren und Dribbelkünsten Fußballfans auf der ganzen Welt. Das Bemerkenswerte dabei: Anders als sein sportlicher Erzrivale Cristiano Ronaldo, der seinen Astralkörper sogar als Bronzestatue verewigen ließ und sich in der Dokumentation „Ronaldo“ kürzlich erst ausführlich selbst in Szene setzte, gibt sich Messi in der Öffentlichkeit bescheiden, ihm scheint der Rummel um seine Person eher unangenehm zu sein. Álex de la Iglesias Dokumentarfilm „Messi“, der in Deutschland pünktlich zu Messis fünftem Gewinn des „Ballon d’Or“ auf DVD und Blu-Ray erscheint, steht dafür gewissermaßen exemplarisch: Im Film wird fast eineinhalb Stunden lang begeistert über Messis Ausnahmetalent philosophiert – der verschlossene Superstar selbst kommt aber kaum zu Wort.

    Lehrer und Ex-Trainer, Freunde und Mitspieler aus Kindheitstagen, Journalisten und Teamkollegen: Rund zwei Dutzend Menschen, die in einer mehr oder weniger engen Verbindung zu „Lio“ stehen, ersetzen in gemütlicher Restaurant-Atmosphäre den in Dokumentationen oft üblichen Off-Sprecher. Auch Teamkollegen von Messi beim FC Barcelona wie Gerard Piqué oder Andres Iniesta spielen sich bei einem Glas Rotwein verbal die Bälle zu. Der sonst eher für harte Kost bekannte Kultregisseur Álex de la Iglesia („Witching & Bitching“, „El día de la bestia“) verbindet die ausgedehnten Tischgespräche unter Fußballexperten mit Interviewauszügen und Szenen aus Messis Kindheit im argentinischen Rosario. Da es aus dieser Zeit kaum Filmaufnahmen gibt, wurden viele Schlüsselmomente einfach nachinszeniert: Jungschauspieler Àlex Burgués schlüpfte dafür ins Trikot des Grandoli FC und vernascht als Klein-Lionel zur Freude der Großmutter (der Messi heute mit seiner Zeigefingergeste gen Himmel seine Tore widmet) reihenweise Gegenspieler. Handwerklich ist das nicht immer gut gemacht: Selten sieht man Gesicht und Beine des jungen Messi gleichzeitig – hier wurde am Schneidetisch kräftig nachgeholfen.

    Streng chronologisch werden die Stationen im Leben des Ausnahmekickers nachgezeichnet: Vergilbte Familienfotos und seine ganz im Zeichen des Straßenfußballs stehende Kindheit, die Diagnose einer Wachstumsstörung und deren teure Behandlungskosten als Auslöser für die Reise nach Spanien. Die ersten Schritte im Talentschuppen des FC Barcelona und das Debüt als jüngster „Barca“-Spieler aller Zeiten. Das Heranreifen unter Trainer Frank Rijkaard und die Blütezeit unter „Pep“ Guardiola. Und schließlich Messis Rolle als Leader im Verein und in der argentinischen Nationalelf. Für Fußballfans, die den Großteil der im Schlussdrittel gezeigten Traumtore des Superstars schon kennen dürften, ist vor allem der Vergleich zwischen Messi und seinem größten Fan Diego Maradona interessant: Unter Fachleuten wird leidenschaftlich diskutiert, warum „La Pulga“ (spanisch für: „Der Floh“) wahrscheinlich sogar der bessere Fußballer ist. Über die schweigsame Privatperson Lionel Messi hingegen erfahren wir kaum mehr, als dieser selbst über seine Facebook-Seite preisgibt – die wenigen O-Töne aus jüngeren Jahren gehen kaum über das Benennen seiner Vorbilder und Sätze wie „Ich grüße alle, die mich kennen!“ hinaus. Und auch das umstrittene Finanzgebaren des Sportunternehmers Messi und seines Managements spielt in dieser dokumentarischen Huldigung des Fußballgenies keine Rolle.

    Fazit: Álex de la Iglesias zeichnet in „Messi“ das Leben des argentinischen Ausnahmefußballers Lionel Messi nach, ohne etwas wirklich Neues über den Superstar hervorzubringen.

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