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    Vice
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Vice
    Von Christoph Petersen

    Der Sci-Fi-Actioner „Vice“ von Regisseur Brian A. Miller („Officer Down“) ist einer dieser kostengünstig produzierten Genrefilme wie „The Prince“ oder „Set Up“, bei denen Bruce Willis für ein bis drei Tage am Set vorbeischneit, damit die Produzenten ihn anschließend am prominentesten von allen Darstellern auf dem Poster platzieren können. Diesmal schaut er als verruchter CEO eines futuristischen Hotelresorts vornehmlich seinen Computerexperten über die Schulter und erklärt ihnen kompliziert klingende Details, die diese eigentlich längst selber wissen müssten - aber so liefert man dem Zuschauer eben die nötige Exposition, wenn man sich beim Drehbuchschreiben nicht zu sehr den Kopf zerbrechen möchte. Doch viel spannender als die technische Seite des Science-Fiction-Plots sind sowieso dessen philosophischen und moralischen Implikationen: Denn das Resort ist besiedelt mit täuschend echt aussehenden Androiden, die selbst glauben, dass sie Menschen sind, und mit denen die zahlenden Gäste machen können, was sie wollen – sie verführen, sie vergewaltigen, sie ermorden. Über Nacht werden die Roboter ihrer Erinnerungen beraubt und gegebenenfalls wieder zusammengeflickt, bevor dann am nächsten Morgen alles wieder von vorne losgeht.

    Die Autoren Andre Fabrizio und Jeremy Passmore („San Andreas“) haben sich bei ihrem Skript offensichtlich von Michael Crichtons Sci-Fi-Western „Westworld“ inspirieren lassen, schlagen aber eine schmerzhaftere, realistischere Richtung ein, denn seien wir ehrlich: Natürlich würden mehr Männer einen Haufen Kohle für eine regel- und folgenlose Nacht mit einer gut gebauten Blondine wie der Hotelbar-Kellnerin Kelly (Ambyr Childers) als für ein Revolverduell mit Yul Brynner auf den Tisch legen. Aber nachdem das Konzept des Hotels erst einmal etabliert ist und Kellys Erinnerungen eines Nachts versehentlich nicht vollständig gelöscht werden, entwickelt sich „Vice“ leider sehr schnell zu einem austauschbaren Alle-jagen-das-Mädchen-Actioner, wobei es kaum noch eine Rolle spielt, dass diese eine flüchtige Androidin ist – sie könnte auch versehentlich einen Mord mit angesehen haben oder sonst irgendwelche diskriminierenden Informationen besitzen. Und auch die kompetent, aber nicht gerade kreativ gefilmten Actionszenen reißen einen nicht vom Hocker: Bei all den dampfenden Rohren und brennenden Autos im Hintergrund haben wir uns jedenfalls andauernd gefragt, ob die Klempner in der Zukunft wirklich so unfähig sind und wer zum Teufel da jeden Abend durch die Straßen zieht, um offensichtlich längst ausgebrannte Wagen noch einmal anzuzünden. Und wenn einem während einer Schießerei Zeit für solche abseitigen Überlegungen bleibt, dann ist das wohl kaum ein gutes Zeichen.

    Fazit: Mäßiger Sci-Fi-Actioner mit einem potentiell provokanten Konzept, aus dem viel zu wenig herausgeholt wird.

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