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    The Monster
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    The Monster
    Von Gregor Torinus

    2008 startete der Texaner Bryan Bertino seine Karriere als Regisseur mit dem starken Home-Invasion-Horror „The Strangers“. 2014 folgte dann der eher enttäuschende Todesspiel-Thriller „Play -Tödliches Spiel“. Man durfte also gespannt sein, in welche Richtung das Pendel beim dritten von Bertino inszenierten Horrorfilm ausschlagen würde. Mit „The Monster“ bereitet der US-Filmemacher nun allen Skeptikern eine positive Überraschung: Bertino kommt zwar nicht ganz an sein gelungenes Debüt heran, aber „The Monster“ sorgt mit einer reizvollen Mischung aus Creature-Horror und psychologischem Thrill für mehr als  solide Genreunterhaltung.

    Die alkoholkranke Kathy (Zoe Kazan) ist eine junge, geschiedene und alleinerziehende Mutter, ihr Zusammenleben mit der frühreifen Tochter Lizzy (Ella Ballentine) gestaltet sich alles andere als harmonisch. Als die beiden eines Tages in aller Frühe aufbrechen wollen, um Lizzys Vater zu besuchen, muss das Mädchen seine verkaterte Mutter erst mühsam zum Aufstehen bewegen und auf der folgenden langen Autofahrt über einsame Landstraßen fährt Kathy dann auch noch einen kleinen Wolf oder ein anderes wildes Tier an. Auf der Straße finden sie nach dem Zusammenprall einen ungewöhnlich großen Zahn und dann ist das tote Tier mit einem Mal verschwunden. Kathy und Lizzy sind nicht allein: Etwas beobachtet sie aus dem dunklen Dickicht des Waldes heraus und ist sehr böse auf sie...

    Regisseur Bryan Bertino gelingt es, mit sehr bescheidenen Mitteln eine beachtliche Wirkung zu entfalten: Statt großer Schau- und Produktionswerte bietet er uns viele atmosphärische Feinheiten, zu denen Kamerafrau Julie Kirkwood („Journey from the Fall“) entscheidend beiträgt: Da wird dann etwa die eigentlich simple Einstellung eines im Regen am einsamen Waldesrand stehenden alten Autos mit hell erleuchteten Scheinwerfern, deren Licht sich in die stockschwarze Dunkelheit der Nacht bohrt, zu einem ebenso poetischen wie unheimlichen Stimmungsbild. Zudem überzeugt „The Monster“ mit einer ungewöhnlich genauen Figurenzeichnung, die dazu führt, dass der Horrorthriller auch sehr gut als Familiendrama funktioniert.

    Hierbei glänzt der Vater in erster Linie durch Abwesenheit und einzelne Rückblenden offenbaren, dass das Leben von Kathy und Lizzy keineswegs leichter war, als er noch mit ihnen zusammengewohnt hat. Umso wichtiger ist deshalb die Mutter-Tochter-Beziehung, die allerdings inzwischen auch zerrüttet zu sein scheint, worunter sie beide leiden: Hier liegt der emotionale Kern der gesamten Filmhandlung. Sehr stark ist dabei Zoe Kazan („Ein perfektes Verbrechen“, „Im Tal von Elah“) als die deutlich von ihrer Mutterrolle überforderte und zugleich sichtlich ihre Tochter liebende Kathy. Und Ella Ballentine („The Captive: Spurlos verschwunden“) steht ihr als durch die Umstände allzu früh in die Verantwortung des Erwachsenenlebens gedrängte Lizzy in nichts nach.

    Die verkorkste Familiensituation und speziell die komplexe Mutter-Kind-Beziehung spiegeln sich metaphorisch in der Konfrontation mit der bestialischen Kreatur aus dem Walde. Ähnlich wie bei einem Märchen werden hier psychische Prozesse offengelegt – das titelgebende Monster ist weniger körperliche als mentale Wirklichkeit, entsprechend zeigt uns Bryan Bertino nicht allzu viel von der Kreatur. Die Bedrohung durch das mit gebleckten Zähnen durchs Unterholz huschende böse Etwas bleibt über weite Strecken unterschwellig. Das minimalistische Konzept ist zwar insgesamt sehr effektiv umgesetzt, aber dennoch gibt es während der etwa 90 Minuten Laufzeit zwischendurch auch kleinere erzählerische Durststrecken.

    Fazit: Mit seinem stimmungsvollen dritten Film „The Monster“ balanciert Bryan Bertino gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Monster-Movie und Psycho-Drama.

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