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    Arteholic
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Arteholic
    Von Ulf Lepelmeier

    Schauspieler Udo Kier („Blade“, „Iron Sky“) ist ein „Arteholic“ – ein Kunstfanatiker im positiven Sinne, der sich ein Leben ohne Kunst nicht vorstellen kann. Und so ist es nur logisch, dass Regisseur Hermann Vaske („Balkan Spirit“) sich in seiner gleichnamigen Dokumentation dem exzentrischen Mimen im Rahmen einer gemeinsamen Reise zu verschiedenen Kunsttempeln der Moderne anzunähern versucht. Im Gegensatz etwa zu Angelina Maccarones dokumentarischem Porträt „Charlotte Rampling: The Look“, in dem sich die Regisseurin ihrer Protagonistin mittels neun ausgewählter Themenkomplexe annähert, ist „Arteholic“ deshalb viel fokussierter: Der einzige Fixpunkt bleibt hier die Kunst, die es Kier erlaubt, sich nach seinem eigenen Gusto zu präsentieren – das Ergebnis ist zwar abwechslungsreich und kurzweilig, aber ein Blick hinter die Maske der exzentrischen Kunstfigur Kier gelingt Vaske so nicht.

     

    Udo Kier stand schon für Regie-Größen wie Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders, Gus van Sant oder Lars von Trier vor der Kamera, ist in seiner fast fünf Jahrzehnte umspannenden Karriere bereits in mehr als 200 Rollen geschlüpft und hat sich zeitlebens für die Gegenwartskunst begeistert und eingesetzt. In „Arteholic“ wird der nach eigenem Bekunden von einer regelrechten Kunstsucht getriebene Schauspieler von dem Dokumentarfilmer Vaske bei seinen Besuchen verschiedener Museen und Galerien in Bonn, Köln, Paris, Frankfurt, Stockholm und Berlin begleitet. Dabei philosophiert Kier über sein Kunstverständnis, rezitiert zwischendurch Texte, gestaltet einige surreale Einschübe und scheint es zu genießen, seine Gespräche mit Künstlerfreunden (darunter Tobias Rehberger, Marcel Odenbach und Rosemarie Trockel) und damit indirekt natürlich auch sich selbst möglichst variantenreich – mal natürlich, mal schräg-gekünstelt – in Szene zu setzen.

    Regisseur Vaske hält sich dabei bewusst zurück und lässt Kier sich einfach selbst präsentieren und bei seiner Museen-Reise kreativ austoben, was zu einem kurzweiligen, oft amüsanten, aber eben auch sehr gekünstelten Bild des porträtierten Akteurs führt. Vaske geht zwar augenzwinkernd mit der starken Inszenierungstendenz seiner Dokumentation um, trotzdem hätte man sich etwas mehr Distanz und ein paar kritischere Töne gewünscht, die womöglich noch andere Fassetten des gefragten Darstellers offengelegt und ein persönlicheres und nicht gänzlich vom Schauspieler selbst gesteuertes Selbstbild ermöglicht hätten. Wenn Kier sich letztlich trunken von all den Eindrücken seines Kunsttempelmarathons auf einer Bahre aus dem Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart tragen lässt, endet der Kunst-Trip genauso egozentrisch-überzogen wie er mit den eröffnenden Worten zur Kunstsucht des Schauspielers begann.

    Fazit: Regisseur Hermann Vaske eröffnet dem schillernd-schrägen Udo Kier in seiner Dokumentation „Arteholic“ die Möglichkeit, sich nicht nur als großer Kunstkenner, sondern in gewisser Weise sogar als personifiziertes Kunstwerk selbst in Szene zu setzen. Das ist abwechslungsreich und oft amüsant, aber etwas mehr Distanz zu dem porträtierten Schauspieler wäre dennoch wünschenswert gewesen.

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