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    We Are Your Friends
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    We Are Your Friends
    Von Andreas Staben

    128 Beats per Minute - das ist in den Worten des von Zac Efron („High School Musical“) gespielten aufstrebenden Electro-DJs Cole in „We Are Your Friends“ das magische Tempo für seine Musik. Er habe dann die Kontrolle über die Party-Crowd, ihre rhythmisch zuckenden Körper und ihre im Takt schlagenden Herzen. Das mit einem verdächtig simplen Karriere-Credo („Man braucht nur einen Laptop, etwas Talent und einen guten Track“) garnierte Kleine Einmaleins der Stimmungsmache durch Electronic Dance Music, das der Protagonist hier zum Besten gibt, halten eingefleischte EDM-Fans wahrscheinlich für Humbug, aber über etwaige Bedenken von Musik-Puristen geht Regisseur Max Joseph mit seiner dynamisch-trendigen Inszenierung genauso einfach hinweg wie über die erzählerischen Defizite seines Films: Er beschwört in seinem zeitgeistigen Coming-of-Age-Drama einen flüchtigen Traum von Gemeinsamkeit. Allerdings ist seine Geschichte arg grob gestrickt und es ist vor allem dem Hauptdarsteller zu verdanken, dass sie trotzdem zumindest für Momente echte emotionale Resonanz besitzt. Wenn Efrons DJ seine große Chance bekommt, dann ist es der Filmstar, der mit traurig-träumerischem Ausdruck in den blauen Augen sowie erst zögernder, dann entschlossener Stimme das Kommando übernimmt und eine Verbindung zum Publikum herstellt. Diese Szene ist mit Abstand die stärkste des Films und macht zugleich seine Schwächen sichtbar.

    Der 23-jährige Cole (Zac Efron) träumt von einer Karriere als DJ. Am Tag hängt er mit seinen Kumpels, dem Möchtegern-Musikmanager Mason (Jonny Weston), dem Schauspiel-Aspiranten Ollie (Shiloh Fernandez) und dem gänzlich orientierungslosen Squirrel (Alex Shaffer) im San Fernando Valley rum, nachts gehen sie in Clubs und auf Partys. Nur chronischer Geldmangel bringt sie dazu, Jobs als Telefonagenten beim windigen Immobilienspekulanten Paige (Joe Bernthal) anzunehmen. Als Cole die Bekanntschaft des etablierten DJs James (Wes Bentley) macht, wird der Ältere bald eine Art Mentor für den Jüngeren und verschafft ihm die Chance zu einem großen Auftritt. Cole hat allerdings auch Gefallen an James‘ Assistentin und Liebhaberin Sophie (Emily Ratajkowski) gefunden, bei einer Ecstasy-Sause in Las Vegas kommt er ihr näher. Doch erst ein dramatischer Zwischenfall nach einer Party zu Hause stellt schließlich alles auf den Kopf…

    „Jeder Sound hat eine Seele“ – mit solchen esoterisch angehauchten Weisheiten versuchen James und Cole das Geheimnis guter Electro-Musik zu erklären. Da ist die Rede von organischen Klängen sowie vom Finden der eigenen Signatur im Gegensatz zur reinen Imitation, außerdem verwendet Regisseur Max Joseph viel zu viel Zeit darauf, die Musikalität von Alltagsgeräuschen hervorzukehren – vom Kreiseln einer Münze auf dem Tisch bis zum metallischen Zurren eines Reißverschlusses. Von künstlerischer Inspiration oder gar vom konkreten kreativen Schaffensprozess kommt dabei anders als etwa in dem Brian-Wilson-Biopic „Love & Mercy“ kaum etwas rüber, doch mit Leidenschaft und Energie wird auch in „We Are Your Friends“ nicht gegeizt – und der Track, den der Franzose Pyramid schließlich für Coles Festivalauftritt komponiert hat, wird nicht nur den erzählerischen Anforderungen gerecht, indem der Durchbruch zu einer persönlichen Stimme hör- und spürbar wird, sondern überzeugt auch musikalisch. Überhaupt ist der Soundtrack recht geschickt zusammengestellt (das Spektrum reicht von EDM zu Pop und Hip-Hop, von Newcomern bis zu Stars wie Justice mit ihrem naheliegenden „We Are Your Friends“) und der erfahrene Clip-Filmer Joseph verstärkt den unwiderstehlichen Vorwärtsdrang der Musik noch: Die Kamera ist ständig in Bewegung und gerät dennoch nie aus dem Takt, auch der Schnitt sitzt punktgenau.

    Wenn Kunstwerke lebendig werden und „We Are Your Friends“ sich plötzlich in einen Animationsfilm im „Waking Life“-Stil verwandelt, ist das beeindruckend, aber Josephs illustrativer Stil erweist sich ansonsten immer wieder als erzählerisch problematisch. So unterstreicht etwa der vermeintlich romantische Bilderreigen zu Coles und Sophies gemeinsamer Nacht in Las Vegas nur, dass die Liebesgeschichte samt Beziehungsdreieck ein Drehbuchkonstrukt bleibt. Angesichts der oberflächlich angelegten Figuren ist das wenig erstaunlich, aber während Efron und Wes Bentley („American Beauty“) dennoch ein kompliziertes Verhältnis ihrer Charaktere zwischen Bewunderung, Neid und Konkurrenz erahnen lassen, hat Emily Ratajkowski („Gone Girl“) der Konturenlosigkeit ihrer Allerweltsfigur darstellerisch nichts entgegenzusetzen. Auch die Seitenblicke auf die Wirtschaftskrise und die Unterschiede zwischen dem San Fernando Valley und dem nur wenige Kilometer entfernten Hollywood fallen letztlich so plakativ aus wie jene Sushi-Bemerkung, die Max Joseph in eine handfeste Schlägerei münden lässt. Woran es bei „We Are Your Friends“ hapert, ist am besten am Slacker-Quartett von Cole, Mason, Ollie und Squirrel zu erkennen: Die Besetzung ist nahezu perfekt, aber seine Interaktion wird immer wieder durch aufgesetzte Konflikte bestimmt und auch eine tragische Wendung fühlt sich künstlich an. Insofern hat der Film es eigentlich nicht verdient, wenn das Versprechen von Titel und Thema doch noch eingelöst wird.

    Fazit: Schematisch erzähltes und überdeutlich inszeniertes, aber dynamisches Coming-of-Age-Drama mit einem charismatischen Hauptdarsteller.

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