Der Brite Edgar Wright, Autor und Regisseur der Kult-Zombie-Komödie „Shaun of the Dead“, ist mit „Baby Driver“ in den Kinos. Das Drehbuch schrieb er selbst.
USA: Wenn Baby (Ansel Elgort) mit Musik seinen Tinnitus übertönt, kann er besonders gut und schnell Auto fahren. Bei Gangsterboss Doc (Kevin Spacey) hat er zur Tilgung einer Schuld noch einige Jobs zu machen.
Wenn jemand es wagt, dass US-amerikanische Genre-Kino aufs Korn zu nehmen, dann ist das ein Job, der ordentlichen Aufwand erfordert. Und der Spaß ist Edgar Wright richtig gut gelungen. Das Publikum bekommt eine fulminante Car-Action geboten. Dazu richtig üble Gangster mit richtig bösen Sprüchen und dicken Kanonen. Kevin Spacey scheint direkt vom „House of Cards“-Set in „Baby Driver“ gelandet zu sein und macht auf Joe Cabot („Reservoir Dogs“ (1992) mit Anzug, Krawatte und Decknamen für seine Vasallen. Darf es ein bisschen „Drive“ (2011) sein? Oder „Der Stählerne Adler“ (1986)? Aber gerne. Die Anlehnungen und Übertreibungen führen nicht annähernd ins Alberne und sind manchmal arg ernst blutig. Wright trifft jedoch stets die richtige Intensität der Überzeichnung. Eines sollte klargestellt sein: Wer einen harten Gangster-Thriller à la „The Departed“ (2006) oder „Goodfellas“ (1990) usw. sehen möchte, ist hier falsch.
Na klar, die Sounds, die Baby sich über Headphones reindröhnt, darf der Kinogänger mithören. Der Score ist wie immer Geschmackssache, aber die Auswahl der Songs wird als Drive- und Romanticbooster dem Großteil des Publikums gefallen. Die Idee mit dem jungen Mann, der in seiner eigenen Welt der Klänge lebt, ist jedenfalls richtig nett. Und eine Lovestory darf nicht fehlen: Diner-Bedienung Debora (Lily James) hat es ihm angetan. Die Liebe zur Musik führt sie zusammen. Wie wird es mit den beiden weitergehen? Bonnie and Clyde oder „Natural Born Killers“ (1994)? ...das ist eh gleich. Be moved.
Viele Actionsequenzen sind fast & furious, aber nicht immer zu 100 % gelungen, was hier und dort der holprige Schnitt verrät. Eindeutige Charaktere wurden den vielschichtigen vorgezogen; letztere wären eh in der Raserei gefangen gewesen. Und im Mittelteil erzeugt zu viel Gangstergeschwafel eine kleine Länge, welche jedoch schnell wieder ausgebügelt ist, denn der Showdown mit quasi unmöglichen B-Movie-Pflicht-Twists steht vor der Tür und wartet auf den Empfang der gierigen Konsumenten vor der Leinwand.
„Baby Driver“ ist nicht schräg englisch, aber eine mehr als gelungene Persiflage des britischen Regisseurs auf das US-amerikanische Genre-Kino.