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    Achtzehn
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Achtzehn
    Von Asokan Nirmalarajah

    Faszination Erwachsenwerden. Während sich unter dem User Generated Content von Internetplattformen unzählige Videos finden, in denen sich Menschen mittels Fotomontagen in Zeitraffer altern lassen, konnte auch das Kino sich immer wieder für das sich über Jahrzehnte dauernde Coming-of-Age konfliktreicher Protagonisten erwärmen. Zu den berühmtesten Beispielen, in denen man am schwierigen Erwachsenwerden eines jungen Mannes (und seines Darstellers) über mehrere Filme teilnimmt, gehören neben Satyajit Rays bengalischer Apu-Trilogie (1955-1959) und Francois Truffauts französischer Antoine-Doinel-Kinoserie in fünf Teilen (1959-1979) auch Michael Apteds berühmte Dokumentarfilmserie „Up“, in der das Leben von bis zu 14 unterschiedlichen britischen Schulkindern in regelmäßigen Abständen von 1964 bis 2012 verfolgt wird. Erst jüngst sorgte Richard Linklater für Aufsehen mit seiner über zwölf Jahre gefilmten Biografie eines Knaben, der zu einem jungen Mann reift in „Boyhood“. Allesamt große Beispiele, an die „Achtzehn“, der zweite Teil aus Cornelia Grünbergs Projekt „14 | 18 | 28“ über das Leben schwangerer Teenager aufgrund der einseitigen Narration und der tristen Ästhetik nicht heranreicht.

    Im Mittelpunkt der Dokumentation stehen Fabienne, Laura, Lisa und Stephanie, vier Teenager, die bereits mit 14 Jahren schwanger wurden und sich trotz der Bedenken ihrer Familien dazu entschieden, die Kinder zu behalten. Eine Entscheidung, die bereits in dem Vorgängerfilm „Vierzehn“ viele emotionale, körperliche und alltägliche Opfer von den heranwachsenden Mädchen forderte. In „Achtzehn“ erreichen die damaligen Teenager nun endlich die Volljährigkeit und haben sich neue Perspektiven auf ihr Schicksal und ihr Leben erschlossen. Nachdem sie um das Überleben ihres Sohnes Valentin kurz nach der Geburt bangen musste, hat die blonde Fabienne auch mit Kind das Glück in einer neuen Liebe gefunden. Nachdem sie die Anforderungen an eine werdende Mutter und familiäre Konflikte mit ihrer Schwiegermutter in spe in die Depression führten, kämpft Laura um das Sorgerecht ihrer Tochter Stella. Steffi buhlt mit ihrem Ex um die Gunst ihres Sohnes Jason und versucht sich mit ihrer strengen Mutter zu arrangieren. Lisa schließlich ist mit ihrer deutschen Mutter, ihrem hawaiianischen Vater und ihrer Tochter Leyla nach Hawaii gezogen, um endlich in einem toleranteren, familiären Klima zu leben.

    Im Unterschied zu den zu Anfang genannten Klassikern des internationalen Spiel- und Dokumentarfilms stehen in Cornelia Grünbergs ruhig und zurückhaltend gedrehtem Film keine jungen Männer, sondern junge Frauen im Fokus. Nachdem sie in „Vierzehn“ (gefilmt zwischen 2008 und 2012) noch vor der Herausforderung standen, „Erwachsen in neun Monaten“ (so der Untertitel des ersten Films) zu werden, steht ihnen im zweiten Film (gedreht zwischen 2012 und 2014) nun das „Wagnis Leben“ (Untertitel von „Achtzehn“) bevor. Endete „Vierzehn“ wenige Monate nach der Geburt der Babys, treffen wir in der Fortsetzung auf die schon vierjährigen Kinder der nun 18jährigen Frauen. Auch „Achtzehn“ präsentiert sich als ein intimes, einfühlsames Porträt der vier Protagonistinnen, die aber trotz ihrer Monologe über ihr Leben und ihre Gefühlswelten dem Zuschauer seltsam fremd bleiben. Dies ist auch der Entscheidung der deutschen Regisseurin geschuldet, die Zuschauer in medias res mit den jungen Frauen zu konfrontieren ohne die Vorgeschichte aus dem Vorgängerfilm zu rekapitulieren. Auch die unmotivierten Sprünge zwischen den unterschiedlich packenden Schicksalen sind eher störend als abwechslungsreich.

    Dabei ist der Fokus von „Vierzehn“ nicht gleichwertig verteilt zwischen den vier Protagonistinnen. Favorisiert werden vielmehr diejenigen, die von mehr dramatischen Familienszenen zu berichten haben. Während man Steffi kaum wahrnimmt und Fabienne es so einfach zu gut geht, um sich näher mit ihr auseinanderzusetzen, nehmen die spannenderen Schicksale der depressiven Laura und der exotischen Leyla den meisten Raum ein. Die von ihnen geschilderten Geschichten sind aber weder kinogerecht aufbereitet in der Inszenierung, noch unterscheiden sie sich in ihrer thematischen Ergründung wesentlich von den Schicksalsschlägen, von denen man tagtäglich im Nachmittagsprogramm der Privatsender zu sehen und hören bekommt. Auf dem Plan steht übrigens noch ein dritter Film, in dem die Frauen das Alter von 28 Jahren und ihre Kinder das Alter, in dem ihre Mütter schwanger wurden, erreicht haben werden.

    Fazit: Vom Thema her durchaus spannender, aber nicht immer überzeugend aufbereiteter Nachfolger der Dokumentation „Vierzehn“.

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