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    Ich seh, Ich seh
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Ich seh, Ich seh
    Von Petra Wille

    Dass Kinder auch mal an der Identität ihrer Eltern zweifeln, gehört in der Regel zum Großwerden einfach dazu. Viele kennen das: Als Kind hat man noch geglaubt, die Eltern führen ein Doppelleben oder man selbst sei nur adoptiert. Eine solche „Das kann doch nicht meine echte Mutter sein!“-Erkenntnis bildet auch die Motivation für die Zwillinge Lukas (Lukas Schwarz) und Elias (Elias Schwarz), die ihrer Mutter (Susanne Wuest) in „Ich seh, Ich seh“ zunehmend misstrauischer begegnen und schließlich zum Ausräumen ihrer Zweifel zu extremen Mitteln greifen, die selbst beim Zuschauer körperliche Schmerzen verursachen. Den österreichischen Filmemachern Veronika Franz (Autorin vieler Filme ihres Lebensgefährten Ulrich Seidl) und Severin Fiala („Elefantenhaut“) ist hier ein rätselhafter Psycho-Thriller mit Horror-Elementen gelungen, der richtig tief unter die Haut geht.

    Die Zwillinge sind allein in dem schönen Haus am See, als ihre Mutter von einer Schönheitsoperation zurückkehrt - mit bandagiertem Gesicht und auch sonst total verändert. Sie will ihre Ruhe haben, es sei alles sehr anstrengend gewesen, die Kinder sollen still sein und bloß keinen Krach machen. Von Anfang an ist die Stimmung gespannt und unheimlich. Das Haus wird zum geheimnisvollen Ort mit einer strengen Mutter, die kaum noch mit den Kindern spricht. Draußen entdecken die Jungs Höhlen – auch diese voller klammer Schrecken. Während der Film zunächst die Perspektive der verängstigten Kinder einnimmt, wird später die malträtierte Mutter zur Identifikationsfigur des Zuschauers – und das eine ist so gruselig wie das andere. Denn die Jungen sind bei ihren Tests gnadenlos und vielleicht führt die Mutter ja wirklich nichts Böses im Schilde und hat tatsächlich nur vergessen, wie das Lieblingslied ihres Sohnes heißt…

    Fazit: Die Co-Regisseurin Veronika Franz sagte im Publikumsgespräch nach der Premiere im Rahmen des Filmfestivals in Rotterdam, dass sie und Severin Fiala mit „Ich seh, Ich seh“ beim Zuschauer nicht einfach nur Unbehagen, sondern eine körperliche Reaktion bis hin zu echten Schmerzen auslösen wollten. Und was sollen wir sagen: Mission erfüllt!

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