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    Das Zimmermädchen Lynn
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Das Zimmermädchen Lynn
    Von Christian Horn

    In hoffnungsvoller Erwartung schaut Lynn (Vicky Krieps) unter ihr Bett, doch da liegt keiner. Stattdessen kriecht das Zimmermädchen heimlich unter die Betten der Hotelgäste. Einmal belauscht sie eine kurze Sadomaso-Session der Domina Chiara (Lena Lauzemis), die im Hotel einen Kunden bedient. Lynns Neugier ist geweckt und bald darauf bestellt die junge Frau Chiara zu sich nach Hause – der Beginn einer verqueren Freundschaft und Liebelei. Regisseur Ingo Haeb („Neandertal“) verfilmt Markus Orths Roman „Das Zimmermädchen“ und fängt die kurios-verquere Atmosphäre des Buches recht gut ein. Die inneren Monologe der Protagonistin lässt er allerdings außen vor und damit enthält er seinem Publikum auch das Spiel mit möglichen Erklärungsansätzen für deren sonderbares Verhalten vor. Es entsteht das Paradox eines Psychodramas ohne Psychologie.

    Die Erforschung des Innenlebens der Figuren ersetzt Regisseur Ingo Haeb durch eine genauestens durchgestaltete Oberfläche. Jede Einstellung ist akribisch abgezirkelt und viele bleiben auffällig lange stehen: Es steht eindeutig nicht das Erzählen im Vordergrund, sondern das Beobachten und Reflektieren. Das ist für eine Weile recht faszinierend, was zu einem guten Teil der starken Ausstrahlung der Hauptdarstellerinnen Vicky Krieps („Die Vermessung der Welt“) und Lena Lauzemis („Wer wenn nicht wir“) zu verdanken ist, aber auch sie können nicht auf die Dauer kaschieren, dass hier mehr als nur die mit ein wenig Erotik garnierte „Handlung“ ins Leere läuft. Das einzige dauerhaft verbindende Element ist der ausgestellte Kunstwille des Regisseurs, davon abgesehen wirken die aneinandergereihten Eigenartigkeiten oft geradezu beliebig. Wenn das Zimmermädchen beispielsweise Schwarz-Weiß-Filme von Jacques Tati („Die Ferien des Monsieur Hulot“) anschaut und dabei das Laptop-Display von sich abwendet, hat das mehr mit einer medientheoretischen Versuchsanordnung zu tun als mit einem Spielfilm, aber der Erkenntnisgewinn hält sich so oder so in engen Grenzen.

    Fazit: Regisseur Ingo Haeb will ganz offensichtlich Kunst schaffen, aber seine eigenwillige Romanverfilmung „Das Zimmermädchen Lynn“ wirkt in erster Linie künstlich.

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