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    Deadly Home
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Deadly Home
    Von Andre Kummer

    Zu Hause ist es immer noch am schönsten! In den heimischen vier Wänden fühlen wir uns geborgen und sicher. Umso schlimmer fällt der Schock aus, wenn plötzlich das Böse in das traute Heim einbricht und es auf einen Schlag vorbei ist mit der privaten Schutzzone. Für viele Einbruchsopfer fallen die psychischen Folgen dann auch weitaus heftiger aus als der materielle Schaden des Verbrechens. Eine Tatsache, die auch im Subgenre des Home-Invasion-Thrillers immer wieder gerne ausgenutzt wird. Dann nimmt der Horror in Gestalt von maskierten Psychopathen auf dem Wohnzimmersofa Platz (wie in „The Strangers“). Oder die sadistischen Störenfriede richten aus schnöder Geldgier ein eindrucksvolles Blutbad an (wie in „Kidnapped“). Regisseur Adam Schindler liefert mit seinem in nur 15 Tagen abgedrehten Langfilmdebüt „Deadly Home“ nun einen weiteren fiesen kleinen Genrebeitrag und spielt ziemlich überzeugend mit den Zuschauererwartungen: Ein wirkungsvoller zentraler Plot-Twist und einige hinterhältige Einfälle sorgen für abwechslungsreiche und spannende Genre-Unterhaltung.

    Seit dem Tod ihres Vaters vor über zehn Jahren hat die unter starker Agoraphobie leidende Anna (Beth Riesgraf) das Haus der Familie nicht mehr verlassen. Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt besteht aus einem kurzen Plausch mit dem jungen Auslieferungsfahrer Dan (Rory Culkin), der sie täglich mit Mahlzeiten versorgt. Ansonsten widmet sich Anna ausschließlich der aufopferungsvollen Pflege ihres krebskranken Bruders Conrad (Timothy T. McKinney). Doch nach dessen Tod ist sie endgültig auf sich allein gestellt. Das bekommen auch drei Kleinkriminelle mit, die leichte Beute wittern und kurzerhand in das Haus einbrechen. Ein fataler Irrtum, wie sich bald herausstellt. Denn hinter Annas zerbrechlich wirkender Fassade lauern finstere Abgründe, die einige böse Überraschungen für die ungebetenen Gäste parat halten.

    Die erwähnten Abgründe werden häppchenweise in der zweiten Hälfte von „Deadly Home“ offenbart - nach einer richtungsweisenden Handlungswendung. Wer sich diesen Aha-Effekt nicht verderben möchte, sollte hier nicht weiterlesen und direkt zum Fazit springen, allerdings dürfte dem geneigten Genrekenner bereits ein Blick auf das DVD-Cover des Low-Budget-Thrillers genügen, um zumindest zu ahnen, wie der Hase läuft. Entscheidend ist aber sowieso weniger der enthüllte Fakt selbst als vielmehr die geschickte Variation der altbekannten „Vom Jäger zum Gejagten“-Thematik durch die Drehbuchautoren T. J. Cimfel und David White („V/H/S Viral“). Dabei geht es zwar nicht immer mit strenger Logik zu, doch das Timing in diesem perfiden Katz-und-Maus-Spiel stimmt und die Spannung wird konstant hochgehalten.

    Nach dem Wendepunkt ändert sich auch der Erzählton von „Deadly Home“ radikal. Die anfängliche Ruhe verwandelt sich in waschechten Terror, die Atmosphäre wird immer beklemmender. Dabei holen die Macher das Beste aus ihren knappen Mitteln heraus: Mit morbiden Requisiten und ruppigen Gewalteinlagen verwandeln sie den unterirdischen Hauptschauplatz in ein schauriges Horror-Labyrinth, das Erinnerungen an Wes Cravens „Das Haus der Vergessenen“ aufkommen lässt. Bei der Charakterzeichnung der Verbrecherfiguren gibt es von solchem Einfallsreichtum jedoch keine Spur: Hier werden vom zartbesaiteten Zweifler über das dominante Alphamännchen bis hin zum durchgeknallten Brutalo-Psycho lediglich Genreklischees wiedergekäut. Immerhin machen die Darsteller ihre Sache gut, das gilt für die gesamte Besetzung, aus der vor allem Hauptdarstellerin Beth Riesgraf („Leverage“) positiv heraussticht, der man Wandlung der seelisch kranken, verletzlichen Frau zur eiskalten Schlächterin ohne jedes Zögern abnimmt. 

    Fazit: Doppelbödiger Home-Invasion-Thriller mit erzählerischer Falltür: ein kurzweilig-klaustrophobischer Hausbesuch, der sich trotz kleiner Schwächen bei Handlungslogik und Charakterzeichnung lohnt.

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