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    Streif - One Hell Of A Ride
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Streif - One Hell Of A Ride
    Von Michael Meyns

    Genauso wie das Maracana in Rio der Sehnsuchtsort des Fußballs ist, so wie Wimbledon das Ziel jedes Tennisspielers ist, so ist die Streif nicht einfach nur eine Skipiste, sondern die Piste schlechthin. Alljährlich bestreitet die Elite des alpinen Ski-Sports dort Ende Januar die Hahnenkamm-Abfahrt, die zu erheblichen Teilen auch vom österreichischen Brausehersteller Red Bull gesponsert wird. Das bei der rasenden Talfahrt immer wieder schwere, aber auch spektakuläre Stürze passieren, sportliche Höchstleistungen neben Nervenkitzel stehen, macht das Ereignis zum idealen Sujet für einen Red Bull-Werbefilm, so wie es in den letzten Jahren auch schon „Cerro Torre“ (Thema: Freeclimbing) und „Storm Surfers“ (Thema: Surfen) waren. Dementsprechend marktschreierisch ist Gerald Salminas und Tom Dauers Sport-Dokumentation „Streif - One Hell of a Ride“ dann auch geworden. Sie präsentieren neben eindrucksvollen anderen Aufnahmen und interessantem Archivmaterial auch unzählige Stürze, womit sie einen etwas fragwürdigen Akzent setzen.

    In „Streif“ folgt das Regie-Duo dem bekannten Muster früherer Red Bull-Filme: Mit rasant geschnittenen Bildern wird eine Herausforderung etabliert (hier eben die Abfahrt auf der Streif unbeschadet und möglichst siegreich zu überstehen), der sich diverse von Red Bull gesponserte Athleten stellen. Wie diese Sportler im Sommer auf grünen Almen joggen oder in Fitness-Räumen schwitzen ist nicht besonders spannend. Interessanter wird es, wenn in körnigen Schwarzweißbildern die Geschichte des Rennens nachgezeichnet wird, das 1937 zum ersten Mal auf der Piste oberhalb des Kurortes Kitzbühel stattfand. Ein Ort, der heute nicht zuletzt durch sein Promiaufkommen bekannt ist, und so verwundert es nicht, dass auch die Rennwoche um die Hahnenkamm-Abfahrt eine einzige Party ist. Was einerseits dem Selbstverständnis von Red Bull von dem Energy-Drink als jungem Lifestyle-Getränk entspricht, andererseits der Ernsthaftigkeit des Sports zuwiderläuft.

    In Momenten scheinen auch die Regisseure diese immer größer werdende Diskrepanz zwischen Sport und Show thematisieren zu wollen, lassen Journalisten, Athleten und Anwohner zu Wort kommen, die zur „Früher war alles besser“-Gruppe gehören. In diesen Augenblicken wirkt „Streif“ fast wie eine gewöhnliche Dokumentation mit sachlichem Schwerpunkt und nicht wie ein verlängerter Werbeclip, doch lange währt der Eindruck nicht. Bald besinnen sich die Regisseure wieder auf den eigentlichen Daseinszweck ihres Films und der heißt nun mal Action, Action, Action. Ganz ohne Frage sind die mit modernster Technik gedrehten Skiszenen atemberaubend und vermitteln einen guten Eindruck davon, was es heißt, auf zwei Brettern mit rasender Geschwindigkeit einen teils 70 Grad steilen Hang hinunterzurasen. Dass Stürze dabei nicht ausbleiben, liegt auf der Hand, doch dass man in „Streif“ das Gefühl hat, mehr Stürze zu sehen als gelungene Abfahrten, mutet befremdlich an. Mit geradezu voyeuristischer Begeisterung schneiden die Regisseure bisweilen einen Unfall an den anderen, wobei jedes Klatschen des Körpers auf die vereiste Piste mit einem deutlichen Wumms auf der Tonspur noch eine Spur härter und spektakulärer gemacht werden soll. Solche Passagen sind in ihrem plakativen Nervenkitzel umso bedauerlicher, da „Streif“ oft eine gelungene Dokumentation ist, die viel von der Geschichte und der Faszination eines der berühmtesten Skirennen der Welt vermittelt.

    Fazit: Mit „Streif - One Hell of a Ride“ legen Gerald Salmina und Tom Dauer einen Film vor, der einerseits ein unverhohlener Werbefilm, oft aber auch atemberaubend gefilmt ist und interessante Einblicke in das berühmte Abfahrtsrennen in Kitzbühel liefert.

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