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    Blackway - Auf dem Pfad der Rache
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Blackway - Auf dem Pfad der Rache
    Von Christian Horn

    Mit seinen Adaptionen der Stieg-Larsson-Romane „Verdammnis“ und „Vergebung“ hat der Schwede Daniel Alfredson sein Händchen für die Inszenierung düsterer Thrillerstoffe gezeigt. Sein englischsprachiges Debüt mit „Kidnapping Freddy Heineken“ fiel dann allerdings trotz Starbesetzung weniger überzeugend aus und schaffte es ebenso wenig in die deutschen Kinos wie nun der Nachfolger „Blackway – Auf dem Pfad der Rache“. Dabei weckt auch der mit einem vielversprechenden Promi-Cast Interesse und wurde 2015 sogar beim renommierten Festival in Venedig präsentiert (wenn auch außer Konkurrenz). Doch Anthony Hopkins („Hannibal“, „Hitchcock“), Julia Stiles („Jason Bourne“-Reihe), Ray Liotta („GoodFellas“, „Cop Land“) und Alexander Ludwig („Die Tribute von Panem“) können nichts daran ändern, dass Alfredsons Verfilmung des Kurzromans „Go With Me“ von Castle Freeman Jr. ein blutleerer Rachethriller ohne Höhepunkte bleibt.

    Der Tod ihrer Mutter führt Lillian (Julia Stiles) von Seattle zurück in ihre Heimatstadt in der Provinz. Hier renoviert sie das Haus, das sie geerbt hat, und arbeitet nebenher als Kellnerin. Als Lillian den vormaligen Deputy und jetzigen Gangsterchef Blackway (Ray Liotta) bedient, bedrängt der sie mit unverhohlenen Avancen. Fortan heftet der brutale Stalker sich an Lillians Fersen und bedroht ihr Leben. Weil der lokale Sheriff ihre Anzeige abschmettert, bittet die Zugezogene den patenten Holzfäller Lester (Anthony Hopkins) um Hilfe, der ebenfalls eine Rechnung mit Blackway offen hat. Zusammen mit dem stotternden Nate (Alexander Ludwig) drehen Lester und Lillian den Spieß um und wollen den Fiesling zur Strecke bringen.

    Die Handlung von „Blackway“ setzt mitten im Geschehen ein: Drinnen renoviert Lillian das Haus, draußen lauert ein Beobachter im Gebüsch. Dazu ertönt unheilschwangere Musik, dem Zuschauer schwant Schlimmes und er bangt bald insbesondere um die Gesundheit von Lillians Katze. Keine fünf Filmminuten später präsentiert die Protagonistin dem Sheriff dann auch tatsächlich das gemeuchelte Haustier. Wir erfahren nun, dass Blackway Lillian schon lange verfolgt und sie einem früheren Angriff des Irren nur knapp entging. Wie es dazu kam, wird erst später erzählt, doch diese nicht-lineare Handlungsführung fügt dem 08/15-Plot weder Tiefgang noch Spannung hinzu – und für eine differenzierte Charakterzeichnung erweist sie sich eher als hinderlich.

    Gerade bei der Ausgestaltung der Figuren bleibt das Drehbuch von Joe Gangemi („Der eisige Tod“) und Gregory Jacobs (Regisseur von „Magic Mike XXL“) schwammig. Der Holzfäller Lester sucht Blackway, „weil er ihn sucht“, er tut es, „weil es getan werden muss“. Der eigentliche Grund – nämlich dass er (mit zeitlicher Verzögerung) den Tod seiner Tochter rächen will, die Blackway auf dem Gewissen hat – ist hier nur nachgeschobene Nebensache. Und auch der Gangster und Stalker gewinnt kein individuelles Profil, er ist eine schlicht-funktionale und hohle Verkörperung des Bösen: Die Leute erstarren in Ehrfurcht, wenn sie seinen Namen hören. „Wo ist Blackway?“ avanciert zur wenig ergiebigen Leitfrage, während das potentiell viel interessantere „Wer ist Blackway?“ weitgehend unbeantwortet bleibt: Knappe Rückblenden skizzieren ihn als Soziopathen, weitere Anhaltspunkte liefern die Autoren und auch Ray Liottas mechanisch wirkende Darstellung nicht.

    Auch die anderen Schauspieler bleiben erschreckend ausdruckslos: Julia Stiles zeigt als in die Enge getriebenes Opfer das absolute Minimum, das es eben braucht, um die Story rüberzubringen und auch Oscarpreisträger Anthony Hopkins agiert, wenn man es positiv ausdrücken will, mit größter Routine. Irgendeinen inspirierenden Funken sucht man in den Gesichtern der Akteure genauso vergeblich wie in der konventionellen Inszenierung: Ein nebelverhangener Nadelwald im Herbst und viele Grautöne etablieren eine vage unbehagliche Atmosphäre, aber das Bedrohliche bleibt reine Behauptung. Daran ändert auch der meist unmotiviert eingesetzte handelsübliche Thriller-Soundtrack nichts, denn die Suche nach Blackway plätschert ohne Highlights dahin. Als der Fiesling dann unvermittelt auftaucht, ist das Kind in diesem allzu gemächlichen Thriller längst in den Brunnen gefallen.

    Fazit: Leb- und spannungsloser Rachethriller aus der Retorte.

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