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    Antonio, ihm schmeckt's nicht!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Antonio, ihm schmeckt's nicht!
    Von Christian Horn

    Die Culture-Clash-Komödie „Maria, ihm schmeckt's nicht“ war als Buch ein Bestseller und auch als Film ein Erfolg. Also schrieb Romanautor Jan Weiler mit „Antonio im Wunderland“ eine Fortsetzung, die nun ihrerseits verfilmt wurde: Die bewährten Hauptdarsteller Christian Ulmen („Herr Lehmann“) und Mina Tander („Selbstgespräche“) kehren für „Antonio, ihm schmeckt’s nicht“ - wie das Kinosequel wegen der besseren Wiedererkennbarkeit betitelt wurde – vor die Kamera zurück, aber im übrigen Team gab es zwei einschneidende Umbesetzungen: Die Inszenierung hat Sven Unterwaldt Jr. von Neele Leana Vollmar („Rico, Oskar und der Diebstahlstein“) übernommen und die Rolle des Antonio wird nicht mehr von Italiens Comedy-Urgestein Lino Banfi verkörpert, sondern von dessen Landsmann Alessandro Bressanello. Mit diesen Änderungen bekommt der zweite Teil einen ganz neuen Ton. Unterwaldt, der bisher hauptsächlich für Klamotten wie „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ oder „Otto's Eleven“ bekannt ist, knüpft an diese Otto-Waalkes-Vehikel an und macht aus „„Antonio, ihm schmeckt’s nicht“ eine klamaukige Nummernrevue. Und aus dem anstrengenden, aber durchaus sympathischen Antonio von Banfi wird in der Fortsetzung in New York ein unsäglich penetranter Flitterwochen-Störenfried.

    Der Sachbuchlektor Jan (Christian Ulmen) und die Halbitalienerin Sara (Mina Tander) bereiten sich gerade auf die Geburt ihres ersten Babys vor. Zähneknirschend räumt Jan sein Arbeitszimmer, das künftig als Kinderparadies herhalten soll, und ist wenig erfreut über Saras Fixierung auf Hechelkurse, Kinderwagen und ihre Schwangerschafts-App. Die Luft ist raus, keine Frage. Also kommt Jan auf die Idee, noch vor der Geburt die Flitterwochen nachzuholen und bucht eine Honeymoon-Reise nach New York. Alles könnte so toll sein, doch zum Verdruss des Paares bucht Saras Papa Antonio (Alessandro Bressanello) einen Platz in derselben Maschine, um seine Tochter zu begleiten. Als der frischgebackene Rentner die Flughafen-Security aufscheucht („Ich habe eine Bombe“), gerät der Trip außer Kontrolle: Sara bleibt vorerst in Berlin zurück, während Jan und sein Schwiegervater alleine nach New York fliegen. Hier will der notorische Lügner Antonio angeblich seinen alten Kinderfreund Mauro Conti treffen, der aber aller Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht existiert...

    Machen Sie nie Flitterwochen, niemals!“, warnt Christian Ulmen alias Jan Armbruster den Zuschauer gleich zu Beginn. Wenn man das Schlamassel, das Jan und Sara in New York durchleiden, dann gesehen hat, möchte man ihm beipflichten. Und das liegt in allererster Linie am aufdringlichen Antonio, der sich schon am Flughafen vor der Abreise als unkontrollierbarer Störfaktor entpuppt und seinem Schwiegersohn und sich selbst eine verschärfte Leibesvisitation durch die Sicherheitskräfte einbrockt. Mit ähnlichen zwischen peinlich und penibel pendelnden Zwischenfällen geht es dann auch im Big Apple weiter, denn der Schwiegerpapa denkt nicht im Traum daran, Jan und der nachgereisten Sara auch nur eine Minute Ruhe zu gönnen. Stattdessen lässt sich der tolldreiste Vollblut-Italiener alles Mögliche einfallen, um dem Paar den Trip zu vermiesen. Warum, ist nicht so ganz klar, das spielt hier keine Rolle und so verkommt die Figur hier zur reinen Nervensäge. Wo es im ersten Teil zwischendurch noch durchaus ernsthaft um  kulturelle Traditionen und Besonderheiten ging, zeigt uns Regisseur Unterwaldt nun stattdessen tausendmal gesehene Hochglanz-Impressionen von New York, wobei natürlich auch die obligatorische 360-Grad-Ansicht der Freiheitsstatue nicht fehlen darf.  

    Trotz des aufgesetzt versöhnlichen Endes scheint das ebenso schlichte wie krawallige Motto des Films zu lauten: „Familie ist Nahkampf!“ Die episodische Handlung wird auch von dem austauschbaren Klangteppich aus poppiger Chartmusik (darunter „Empire State Of Mind“ von Jay-Z und Alicia Keys) nicht zusammengehalten, die Figuren stolpern einfach von einem halbgaren Kalauer zum nächsten. So fällt Jan immer wieder auf Antonios Lügen herein („Ich muss bald sterben“) und der Schwiegervater platzt ständig in die Zweisamkeit der Hochzeitsreisenden, die – wenn sie denn mal kurz allein sind – sowieso keine bessere Idee haben, als fast 5.000 Dollar in einem Designerladen für Kinderbedarf zu verprassen, nur um hinterher festzustellen, dass das Kreditkartenlimit ausgereizt ist. Die von Jan ins Feld geführte schwedische Familientherapie Häkeldek schafft da ebenso wenig Abhilfe wie der keine fünf Minuten währende feste Vorsatz, die Anrufe Antonios einfach zu ignorieren. So bleibt Jan oft nichts anderes übrig, als äußerlich völlig unbewegt in sich hinein zu schreien, was noch der beste Gag des Films ist.

    Fazit: Holprige und unlustige Fortsetzung, die dem Vorgänger „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ in jeder Hinsicht hinterherhinkt.

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