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    How To Change The World
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    How To Change The World
    Von Christian Horn

    Der Harpunier einer russischen Walfangflotte nimmt einen Pottwal ins Visier und schießt auf ihn, obwohl ein Schlauchboot mit Greenpeace-Aktivisten die Schusslinie zu blockieren versucht: Das Geschoss fliegt knapp vier Meter über die Köpfe der Aktivisten hinweg. Als der erste Schock überstanden ist, steht vor allem eine Frage im Raum: Ist die Szene im Kasten? Die Umweltschützer von Greenpeace erkannten nämlich schon früh, dass sie ihre ökologischen Botschaften mit spektakulären Bilder viel wirksamer verbreiten können. Die 1975 gefilmte Szene mit dem russischen Walfänger war einer der ersten internationalen Erfolge der Aktivisten. Regisseur Jerry Rothwell widmet sich in seiner ebenso informativen wie unterhaltsamen Dokumentation „How To Change The World“ der Anfangsphase in der Geschichte des inzwischen längst größten Umweltschutzvereins der Welt. Er zeichnet anhand von zahlreichen Archivbildern, privaten Aufzeichnungen des Greenpeace-Mitgründers Bob Hunter und alten wie neuen Interviews vor allem die internen Querelen nach, die die zunehmende Professionalisierung der Organisation mit sich brachte.

    Als treibende Kraft der frühen Jahre tritt vor allem Bob Hunter in Erscheinung, der erfolgreich die allererste Greenpeace-Kampagne gegen einen Atombomben-Test vor der Küste Alaskas umsetzte und in der Folge zum unfreiwilligen Anführer der Truppe avancierte. Nach der medienwirksamen Anti-Walfang-Aktion widmeten sich die Greenpeace-Leute der Robbenjagd in Kanada, von der sie drastische Videoaufnahmen machten. Vom ursprünglichen Plan, die schneeweißen Felle der begehrten Jungtiere einzufärben und somit unbrauchbar zu machen, sahen die Aktivisten nach einer Debatte mit lokalen Jägern jedoch ab. Der hiervon enttäuschte Paul Watson verließ daraufhin Greenpeace und machte sich als draufgängerischer Schützer der Weltmeere mit seiner eigenen Organisation Sea Shepherd selbstständig. Auch sonst verlief der Wandel vom ambitionierten Hippie-Protest zur weltumspannenden Naturschutzorganisation mit einem riesigen Verwaltungsapparat keineswegs reibungslos. Alle diese Entwicklungen fasst Regisseur Rothwell dramaturgisch geschickt zusammen und nebenbei wird die Chronik der Grabenkämpfe zwischen idealistischen Radikalen und pragmatischen Realisten zum Lehrstück darüber, wie sich tatsächlich die Welt verändern lässt.

    Fazit: Überaus aufschlussreiche Doku über die turbulente Anfangszeit von Greenpeace.

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