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    Chlorine
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Chlorine
    Von Asokan Nirmalarajah

    Der erste Langfilm des Italieners Lamberto Sanfelice läuft in diesem Jahr auf dem Sundance Filmfestival und in der Jugendfilm-Sparte Generation auf der Berlinale. Diese doppelte Ehre dürfte allerdings eher damit zu tun haben, dass sich der Regisseur bereits mit seinen Kurzfilmen einen Namen gemacht hat, und weniger mit der Qualität seines spröden Coming-of-Age-Dramas „Chlorine“. Zwar gelingen Sanfelice immer mal wieder atmosphärisch dichte Passagen, in denen sich die hypnotischen Bildkompositionen von Kameramann Michele Paradisis mit den meditativen Montagen von Cutter Andrea Maguolos paaren, aber ansonsten buhlt der Regisseur über weite Strecken mit unnötigen narrativen Ellipsen, symbolisch aufgeladenen Wortlos-Sequenzen und unsympathischen Protagonisten um künstlerische Anerkennung. So wird eine potentiell ergreifende Familientragödie zur bisweilen anstrengenden Nabelschau.

    Dabei bietet die Story eigentlich genug, um das Publikum zum Mitfiebern zu animieren: Die 17-jährige Jenny (Sara Serraiocco) hofft auf eine Sportlerkarriere als Synchronschwimmerin. Doch dieser Traum wird jäh zerstört, als ihre Mutter stirbt und Jenny von heute auf morgen plötzlich die Verantwortung für ihren achtjährigen Bruder und ihren depressiven Vater übernehmen muss... Aber statt den Zuschauer an Jennys innerem Widerstreit teilhaben zu lassen, hält der Regisseur sein Publikum bewusst auf Distanz und verbeißt sich stattdessen in der atmosphärischen Bebilderung der stimmungsvoll-düsteren Umgebung seiner Protagonistin: das verschneite apenninische Gebirge, die karge Familienhütte und das verlassene Schwimmbad im Keller des Hotels, in dem Jenny für den Lebensunterhalt der Familie schuftet. Das sieht gut aus, aber die Handlungen der Figuren bleiben so bis zum Schluss nur schwer nachvollziehbar. Da hilft auch die intensive Darstellung von Sara Serraiocco nur bedingt, die die sportliche Verbissenheit einer Hillary Swank in „Million Dollar Baby“ mit der inneren Zerbrechlichkeit einer Natalie Portman in „Black Swan“ in ihrem brillanten Spiel vereint.

    Fazit: Spielfilmdebütant Lamberto Sanfelice konzentriert sich ganz auf seine stimmungsvollen Aufnahmen (vor allem auf die kunstvoll gefilmten Sequenzen hochkonzentrierter Synchronschwimmerinnen), vergisst darüber aber, das Publikum nicht nur für seine Bilder, sondern auch für seine Figuren zu begeistern.

    Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2015. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 65. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

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