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    Paradise in Service
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Paradise in Service
    Von Christoph Petersen

    Nirgendwo liegen die verfeindeten Staaten so nah beieinander wie an dieser Stelle: Von der taiwanesischen Inselgruppe Kinmen sind es nur zwei Kilometer bis zum chinesischen Festland. Als Pao (Ethan Juan) hier 1969 bei der gefürchteten Schwimmer-Einheit Sea Dragons landet (obwohl er gar nicht schwimmen kann), hat der junge Soldat Glück im Unglück: Er wird zu einer Einheit mit dem Codenamen Unit 831 versetzt, die sich um den Betrieb eines der vielen von der taiwanesischen Armee eröffneten Bordelle kümmert, mit deren Hilfe die einsamen zwangsverpflichteten Soldaten bei Laune gehalten werden sollen. Mit dieser Geschichte packt der taiwanesische Regisseur Doze Niu in seinem aufwändig produzierten Kriegsdrama „Paradise in Service“, das bei der Berlinale 2015 in der Sektion Panorama gezeigt wird, eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren Geschichte seines Landes an.

    Offenbar hat der bisher eher auf romantische Dramen spezialisierte Regisseur („Ai“, „Love“) dann aber irgendwann doch Angst vor der eigenen Courage bekommen, denn anders sind die tonalen Schwankungen in „Paradise in Service“ nicht zu erklären. Mit der Zwangsprostitution Tausender Frauen durch das taiwanesische Militär nimmt er sich eines ganz heißen Eisens an, nur um es dann geradezu fahrlässig romantisch zu verklären: Die Bezeichnung des Bordells in einer Texteinblendung als „Produkt seiner Zeit“ relativiert die grausamen Taten schon einmal vorsorglich, während die Liebesgeschichte zwischen Pao und der zur Prostitution gezwungenen Nini (Wan Qian) immer wieder in puren Kitsch abdriftet (inklusive eines nächtlichen Laufs durch ein Kornfeld mit reichlich CGI-Geglitzer). Und als der Drill-Sergeant Chang Yun-shan (Chen Jian Bin) die Prostituierte Jiao (Chen Yi Han) erwürgt, weil sie ihm vorgespielt hat, dass sie ihn heiraten wolle, soll der Zuschauer allem Anschein nach einzig mit dem Mann Mitleid haben, denn das Schicksal der ausgebeuteten und ermordeten Frau wird fortan nahezu vollständig ausgeblendet.

    Fazit: Mit viel handwerklichem Aufwand beleuchtet Doze Niu eine spannende, bisher wenig behandelte Facette der taiwanesischen Militärhistorie, vergreift sich dabei aber leider völlig im Ton.

    Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2015. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 65. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

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