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    Out of Nature
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Out of Nature
    Von Christian Horn

    Der norwegische Filmemacher Ole Giæver war bereits 2011 mit seinem Kinodebüt „Fjellet“ im Panorama der Berlinale vertreten. Nun präsentiert er dort mit „Out of Nature“ seinen zweiten Spielfilm, der wie schon der Erstling unter Low-Budget-Bedingungen entstanden ist und in den Bergen spielt. Die Hauptrolle hat der Regisseur selbst übernommen: Der Mittdreißiger Martin lebt in einer dörflichen Kleinstadt in Norwegen. Zwischen Jobroutine, Frau und Kind fragt er sich, ob das schon alles gewesen ist. Also wandert Martin ein Wochenende lang allein durchs Gebirge und sinniert in einem fortwährenden Gedankenstrom über seine Rolle als Mann und Ehemann, Vater und Sohn. Aus dieser Prämisse könnte leicht ein tonnenschwerer und dröger Arthouse-Schinken entstehen. Doch Ole Giæver gestaltet seine Tragikomödie jederzeit unterhaltsam, der Humor kommt trotz der Sinnkrise der Hauptfigur keineswegs zu kurz. Ein kurioses Treffen mit einem Jäger, ein vollgepinkelter Schlafsack und wie es dazu kam oder ein eiskaltes Bad - immer wieder verdichtet der Filmemacher einzelne Szenen zu pointierten Episoden.

    In der ersten Einstellung ist ein Adler zu sehen, der am Himmel kreist, und in diesem Bild wird mit der Paarung von Natur und Freiheitsdrang bereits ein Leitmotiv des Films etabliert. Das weitere Geschehen spielt sich von kurzen Rückblenden abgesehen vor allem im Wald und den Bergen ab. Mit der Handkamera und ohne jeglichen formalen Firlefanz wird der Protagonist begleitet, nur durch kleine Schärfeverlagerungen wird das Natur-Thema vertieft, wenn Martin verschwommen gezeigt wird, während der Fokus auf der Landschaft im Hintergrund liegt. Die prägnant-schnörkellose Machart verhindert das Abdriften des Films ins Pseudo-Philosophische und wenn Martin sich in seinem inneren Monolog, der oft um Sex kreist, mit schweren Themen wie dem Sinn und Unsinn des Lebens im Allgemeinen beschäftigt, dann mündet das nicht selten in ironische Momenten wie eine inspirierte Collage zum Popsong „Forever Young“.

    Fazit: Humorvolle und oft geistreiche Arthouse-Komödie aus Norwegen, in der ein Familienvater einen Wochenendtrip in die Berge unternimmt.

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