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    ThuleTuvalu
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    ThuleTuvalu
    Von Christian Horn

    Wenn in Nordgrönland das Packeis schmilzt, steigt der Meeresspiegel im Pazifik an. Das ist zunächst keine weltbewegende Erkenntnis, sondern nichts anderes als das Kernproblem des Klimawandels. Während die Erderwärmung in anderen Dokumentationen zum Thema wie etwa dem oscargekrönten „Eine unbequeme Wahrheit“ wissenschaftlich mit Experteninterviews und Flipcharts erklärt wird, betrachtet Regisseur Matthias von Gunten die konkreten Auswirkungen der Klimaveränderungen im grönländischen Thule sowie auf der Pazifikinsel Tuvalu und zeigt dazu, wie sie den Alltag der Einheimischen verändern. Der absichtsvoll zusammengeschriebene Titel „ThuleTuvalu“ deutet bereits an, dass die beiden Orte exemplarisch für die beiden Extreme der Entwicklung stehen: Während sich die Eisdecke in Thule immer weiter zurückzieht, was die Jagd erschwert, droht Tuvalu im Meer zu versinken und immer mehr Inselbewohner wandern nach Neuseeland aus. Über den in klare  Bilder gefassten Kontrast zwischen der Eiswüste und der Pazifikinsel werden globale Zusammenhänge sinnlich erfahrbar gemacht.

    In Nordgrönland leben wenige verbliebene Männer, die das komplette Jahr über von der Jagd leben. Heute friert das Meer allerdings mit rund zwei Monaten „Verspätung“ zu, weswegen die Hundeschlitten ein immer kleineres Gebiet befahren können. Matthias von Gunten begleitet die Jäger in ihrem schwieriger werdenden Alltag und zeigt archaisch-brutale Bilder von der Narwal-Jagd. Wenn einer der Huskys in einer Eiswasserspalte feststeckt, werden die Folgen der Klimaerwärmung ganz konkret: Früher war hier nämlich eine geschlossene Eisdecke. Die Eisschmelze in Grönland macht wiederum auch am anderen Ende der Welt bemerkbar. Das hauptsächlich aus Korallenriffen bestehende Inselatoll Tuvalu erodiert, weil die Flut immer tiefer ins Land vordringt. Der Gemüseanbau ist kaum mehr möglich, da das wenige vorhandene Grundwasser nun zu salzhaltig ist. Wenn der Regen ausbleibt, sind die Tuvalesen sogar auf neuseeländische Trinkwasserlieferungen angewiesen. Die Inselbewohner vergleichen das Geschehen mit der biblischen Sintflut und suchen den nötigen Halt im Glauben und in ihrer traditionellen Kultur, während die Behörden eine Evakuierung der Insel erwägen.

    Fazit: Schnörkellose Dokumentation über die konkreten Folgen des Klimawandels: Hier werden keine Fakten angehäuft, sondern es kommen die unmittelbar betroffenen Menschen zu Wort.

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