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    Mein ziemlich kleiner Freund
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Mein ziemlich kleiner Freund
    Von Christian Horn

    Mit seiner oscarprämierten Hauptrolle in der Stummfilm-Hommage „The Artist“ ist der fesche Franzose Jean Dujardin weltberühmt geworden, doch speziell in seiner Heimat galt er schon lange vorher als Frauenschwarm. Diesen Ruf bestätigt er auch in der Liebeskomödie „Mein ziemlich kleiner Freund“. Er lässt seinen Charme spielen und gewinnt das Herz seiner Filmpartnerin - doch etwas ist anders als sonst, denn der 1,82-Meter-Mann Dujardin verkörpert dank optischer Tricks einen Architekten mit nur 1,36 Meter Körpergröße. Regisseur Laurent Tirard („Der kleine Nick“) interessiert sich vor allem für das komische Potential der Leinwand-Liebelei des Kleinwüchsigen mit der „normal“ großen Virginie Efira („Birnenkuchen mit Lavendel“). Dabei verzichtet der Filmemacher auf Zwergen-Zoten und begegnet dem kleinen Mann und seiner großen Liebe in seiner amüsanten Romantikkomödie mit Respekt, aber nicht ohne Augenzwinkern.

    Als die Anwältin Diane (Virginie Efira) ihr Mobiltelefon in einem Café vergisst, findet es der Architekt Alexandre (Jean Dujardin) und ruft bei ihr zu Hause an. Am Telefon knistert es und der forsche Finder deutet die Handyübergabe kurzerhand zum Date um. Doch als die beiden erstmals aufeinander treffen, ist Diane sichtlich irritiert: Alexandre ist  gut zwei Köpfe kleiner als sie. Aber sie mögen sich und kommen sich bei einem spontanen Fallschirmsprung oder beim Besuch einer illegalen Hafenspelunke immer näher. Dennoch fällt es Diane nicht leicht, zu ihrer neuen Liebe zu stehen, doch Alexandre, der derlei Erfahrungen schon zuhauf gemacht hat, hofft weiterhin auf eine gemeinsame Zukunft.

    Diane legt großen Wert auf die Meinung und den Zuspruch der Außenstehenden, aber die reagieren nicht gerade feinfühlig oder zurückhaltend auf ihre Beziehung zu Alexandre. Ihr machohafter Exmann Bruno (Cédric Kahn) nennt Diane spöttisch „Schneewittchen“, die Sekretärin Coralie (Stéphanie Papanian) spricht in Anbetracht der Liebelei von einer „Reise ins Reich der Extreme“ und Dianes Mutter Nicole (Manoëlle Gaillard) verliert mitten im Stadtverkehr die Kontrolle über ihr Auto, als sie vom neuen Partner ihrer Tochter erfährt. Dass Diane immer hochhackige Schuhe trägt, macht die Sache nicht einfacher: Die Mitmenschen gaffen – wenn sie Alexandre nicht gleich ganz übersehen.

    Die überforderte Diane lässt sich von den Vorurteilen und dem Spott der anderen unter Druck setzen, ihre Scham legt sich von Anfang an wie ein Schatten über das zarte Pflänzchen der Liebe. Regisseur Laurent Tirard variiert hier unter ungewöhnlichen Vorzeichen die ganz klassische Geschichte einer Romanze von der ersten Annäherung und aufflammenden Gefühlen über verliebte Turteleien bis zu den folgenden Herausforderungen des Alltags und ersten Krisen. Der Filmemacher setzt dabei auf Hochglanzbilder, heitere Musik und einen leichten Ton mit vielen humorvollen Spitzen, die sich meist auf Alexandre richten: Wenn dieser einen Pullover aus der Kinderabteilung trägt und auf der Straße einen kleinen Jungen trifft, der ausgerechnet dasselbe Oberteil trägt, ist das tragisch und komisch zugleich.

    Eher slapstickhaft fallen dagegen die nicht ganz so gelungenen Szenen aus, in denen ein Hund den kleinen Mann immer wieder über den Haufen rennt – ein Running Gag im wahrsten Wortsinn. Doch solche albernen Einlagen werden hier nie dominant, denn so verspielt „Mein ziemlich kleiner Freund“ bisweilen auch ist, so erwachsen ist die Romanze im Ganzen und wird dann auch mit einer klaren menschlichen Botschaft für Toleranz und Gleichberechtigung garniert. Virginie Efira und Jean Dujardin spielen ihre Rollen zudem mit beeindruckender Ernsthaftigkeit, sie geben ein schönes und überzeugendes Leinwandpaar ab - Größenunterschied hin oder her: Und so wird aus der Komödie mehr und mehr eine echte Liebesgeschichte.   

    Fazit: Leichte französische Romanze mit einem unkonventionellen Liebespaar.

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