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    Ephraim und das Lamm
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Ephraim und das Lamm
    Von Christian Horn

    Kurz nach dem Tod seiner Mutter verliert der neunjährige Ephraim (Rediat Amare) auch noch seinen Vater, der auf der Suche nach Arbeit in die Stadt gezogen ist und den Sohn bei Verwandten in einem Bergdorf untergebracht hat. Unter der Obhut seines strengen Onkels Solomon (Surafel Teka) knüpft Ephraim eine zarte Freundschaft zu dem Lamm Chuni, das seiner Mutter gehörte. Als Ephraim das Tier bei einem religiösen Fest opfern soll, plant der Junge seine Flucht: „Ephraim und das Lamm“, das besonnen inszenierte Regiedebüt von Yared Zeleke, ist der erste Film aus Äthiopien, der beim Filmfestival von Cannes zu sehen war. Vor einer erhabenen Berglandschaft entspinnt sich ein bodenständiges Coming-of-Age- und Gesellschaftsdrama, das etwas unter der manchmal geradezu naiv wirkenden einseitigen Figurenzeichnung leidet.

    Die mageren Ernten und der stetige Geldmangel bestimmen die Lebensbedingungen für die Protagonisten von „Ephraim und das Lamm“, der zentrale Konflikt zwischen Ephraim und seinem Onkel verweist zudem auf die traditionellen sozialen Verhältnisse im ländlichen Äthiopien und einen beginnenden gesellschaftlichen Umbruch. Solomon akzeptiert als engstirniger Vertreter der alten Ordnung nicht, dass sich Ephraim als Junge für das Kochen begeistert: Die Schlachtung seines geliebten Lamms soll den „Schwächling“ zum Mann machen. In seiner Rebellion gegen die Erwartungen steht Ephraim indes nicht alleine da. Mit der jungen Tsion (Kidist Siyum) findet er eine Mitstreiterin, die ebenfalls außerhalb der Norm lebt. Sie schert sich nicht um das vorherrschende Frauenbild, das vornehmlich aus Haushalt, Heirat und Schwangerschaft besteht. Stattdessen liest der Teenager Zeitung und informiert sich über aktuelle Themen, was Solomon ebenso provoziert wie der sensible Ephraim. Regisseur Yared Zeleke rückt diese ohnehin sehr klar umrissenen Konflikte mit einigen überdeutlichen Gesten und Dialogen zuweilen allzu sehr ins Eindeutige. Auch beim ausschweifenden Einsatz der Klaviermusik und beim ziemlich beliebig wirkenden Schlusspunkt fehlt noch ein wenig das rechte Augenmaß. Sehenswert ist „Ephraim und das Lamm“ dennoch.

    Fazit: Ein teilweise etwas unbeholfen erzähltes, aber sympathisches Coming-of-age-Drama aus Äthiopien.

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