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    Smaragdgrün
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Smaragdgrün
    Von Andreas Staben

    In mehreren Schlüsselszenen des Fantasy-Jugend-Abenteuers „Smaragdgrün“, mit dem das Regieduo Felix Fuchssteiner und Katharina Schöde seine Verfilmung der Bücher der „Edelstein-Trilogie“ von Kerstin Gier abschließt, wird um eine geheimnisvolle Apparatur in einer altmodischen Kiste gerungen. Mithilfe dieses sogenannten Chronographen können Menschen, die ein besonderes Gen in sich tragen, durch die Zeit reisen. Diese Fähigkeit wiederum will eine finstere Clique elitärer Männer in London ausnutzen, um nichts weniger als die Herrschaft über die ganze Welt an sich zu reißen. Da wird dann „kontrolliert elapsiert“ oder das Blut der Zeitreisenden zu einem Super-Cocktail vermischt – wer nicht wenigstens die Vorgängerfilme „Rubinrot“ und „Saphirblau“ gesehen hat, der durchschaut nicht alle Einzelheiten des durchaus komplizierten Geschehens. Zwar müssen sich auch Uneingeweihte dank schwungvoller Action, einer Menge Schauwerte und einer sympathischen Hauptfigur nicht langweilen, aber „Smaragdgrün“ ist eindeutig auch das letzte Kapitel einer mehrere Filme übergreifenden Geschichte, was durch den stil- und gefühlvollen Gesamtabspann unterstrichen wird, in dem noch einmal alle wichtigen Darsteller der kompletten Trilogie einen kleinen Auftritt bekommen.

    Gwendolyn Shepherd (Maria Ehrich) hat sich noch nicht von den aufwühlenden Ereignissen der jüngeren Vergangenheit erholt. Die Auseinandersetzung mit dem fiesen Grafen von Saint Germain (Peter Simonischek) macht der jungen Frau, die das Zeitreise-Gen in sich trägt, weiterhin zu schaffen. Aber vor allem leidet sie unter Liebeskummer, denn es sieht ganz so aus, als habe ihr Schwarm und Zeitreisegefährte Gideon de Villiers (Jannis Niewöhner) ihr seine Zuneigung nur vorgespielt, um den Zwecken der mächtigen Loge des Grafen zu dienen. Dessen Handlanger Mr. Whitman (Johannes von Matuschka) beobachtet Gwen auch bereits misstrauisch – nicht zu Unrecht, denn sie hat den Chronographen bei sich versteckt und diese Zeitreiseapparatur braucht die Loge unbedingt zur Vollendung ihres Plans, die Weltherrschaft zu übernehmen. Bald steht Gwen vor einer schweren Entscheidung …

    In „Saphirblau“ ging es ganz zentral um die verhinderte Romanze zwischen Gwen und Gideon, die schwierige Teenie-Beziehung steht nun auch in „Smaragdgrün“ anfangs im Vordergrund: Gwendolyn schwankt zwischen Hoffen und Bangen, aber als sie endlich einwilligt, Gideon zu sehen, will der nur ihre Freundschaft. Sehr effektiv wird Gwen hier mit der Unterstützung des von Rufus Beck gesprochenen CGI-Lästermauls Xemerius zunächst durch die pubertäre Gefühlsachterbahn gejagt, nur um danach zu wahrer Stärke zu finden – und aus dem Liebesdrama wird ein Action-Thriller. Das beinhaltet gefühlt deutlich weniger Zeitreiseelemente – obwohl immer noch Platz ist für eine weitere persönliche Begegnung mit William Shakespeare, für eine unfreiwillige Impfung im 18. Jahrhundert oder für ein angedeutetes Zeit-Paradox à la „Zurück in die Zukunft“ - und dafür mehr handfeste Action: So mausert sich Gwen zur Kampfamazone im Latexanzug und zeigt Whitmans Schergen in einer beeindruckenden Schlägerei, was eine Harke ist. Und als sie später versucht, nur durch ihre Willenskraft einen gezielten Zeitsprung zu unternehmen, dann wird sie sogar zu einer Art Jedi-Ritter.

    Maria Ehrich blüht als bodenständige Superheldin richtig auf, während Jannis Niewöhner etwas ins zweite Glied rückt. Mehr Akzente darf dafür diesmal Laura Berlin als einst zickige Cousine Charlotte setzen, die sich auf einer Kostümparty mit dem Farbmotto Grün unerwartet gehen lässt (einschließlich Gesangseinlage) und im Anschluss zur schlagkräftigen Verbündeten Gwens aufsteigt. Die geballte Mädchenpower tut dem Film gut und der neue Schauplatz Schottland sorgt für malerische Abwechslung, während die eingestreuten Aktualitätsbezüge – plötzlich geht es um die globale Wirtschaftskrise und um totale Überwachung – eher etwas kurios wirken. Der ungezwungene Mix verschiedenster Genres und Stile war schon immer eines der prägenden Merkmale der Trilogie und das wird bis zum letzten Showdown im Schlosspark durchgehalten, der mit Feuerwerk und vielen Pferden episch und kunterbunt ausfällt. Alles läuft auf einen Moment zu, an dem „die Ewigkeit hängt“. Und wenn zum Abspann Sofi de la Torres „Recognise Me“ aus „Rubinrot“ erklingt, dann schließt sich auch der erzählerische Kreis.

    Fazit: Kurzweiliger, aber nicht sehr eigenständiger Abschluss der Fantasy-Trilogie um die junge Zeitreisende Gwendolyn Shepherd, der vor allem die Fans der Vorgängerfilme „Rubinrot“ und „Saphirblau“ anspricht.

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