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    Das unbekannte Mädchen
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    8martin
    8martin

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    2,0
    Veröffentlicht am 16. September 2021
    Die junge Ärztin Jenny Davin (Adèle Haenel) hatte ihre Praxis bereits geschlossen, als eine junge Frau klingelt. Sie öffnet nicht und erfährt am nächsten Tag, dass man ihre Leiche gefunden hat. Bedenken und Gewissensbisse veranlassen Jenny zu recherchieren. Und obwohl sie anfangs auf eine Mauer des Schweigens trifft, eröffnen sich ihr immer weitere Kontakte. Es bilden sich um den Plot mehrere konzentrische Kreise, die erkennen lassen, dass man sich kennt und dass das Mädchen nicht so unbekannt war, wie es der Titel verspricht. Der Zuschauer wird nur mit sehr sparsamen Informationen versorgt: an der Tür klingelte eine Farbige junge Frau. Jenny trifft über ihre Patienten auf einige Leute, die sie kannten. Ein Sozialdrama, das von einem Unfalltod losgetreten wird. Es geht vorrangig nicht so sehr um Mördersuche oder Aufklärungsarbeit, sondern um ein tragisches Aufeinandertreffen von meistens abseits des Mainstreams agierender Zufälle. Im Halbdunkel von Illegalität und Immigration reichen die Wellen, die dieser Fall aufwirft bis zur eigenen Verwandtschaft.
    Nur gelegentlich flackert latente Gewalt auf. Bei einem morphinabhängigen Vater (Jérémie Renier) etwa oder beim Verleiher von Campinganlagen (Olivier Gourmet). Komischerweise ist fast jeder bemüht, die Identität und den Namen des Mädchens geheim zu halten. Erst ganz am Ende erfahren wir sogar von zwei Namen des unbekannten Mädchens.
    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 20. Oktober 2018
    Schwermütiges Drama, sowohl als Porträt des Alltags einer jungen Ärztin wie auch als Milieustudie hervorragend. Allerdings darf man den Film ungeachtet des kriminalistischen Elements nicht als Kriminalfilm lesen oder auf dramatische Wendungen hoffen. Stattdessen muss man auch gewillt sein, oft frustrierend ins Leere laufende Unterhaltungen mit durchzusitzen. Unter dieser Voraussetzung aber ist der Film hervorragend, da er nicht als Unterhaltung dient, sondern unter stetiger Wirklichkeitsnähe arbeitet.
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    556 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 24. November 2021
    DRAUSSEN VOR DER TÜR
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Diese Wahl wird sie wohl nicht mehr treffen. Als praktische Ärztin namens Jenny steht Adèle Haenel (großartig in Die Blumen von gestern oder Portrait einer jungen Frau in Flammen) vor einem ordentlichen Dilemma. Soll sie den potenziellen Patienten oder die Patientin noch außerhalb der Ordinationszeiten in die Praxis lassen? Klares Nein – es gelten die Geschäftsregeln, irgendwo muss man schließlich den Schlussstrich ziehen, denn als Arzt ist Frau schließlich auch nur ein Mensch mit Bedürfnissen. Diese Vorgehensweise wäre halb so wild gewesen, und Haenels Filmfigur hätte an dieser kurzen Episode wohl keinen Gedanken mehr verschwendet – würde sich tags darauf nicht herausstellen, dass jenes Mädchen, dass da etwas verspätet Sturm geläutet hat, tot aufgefunden wird. Womöglich ermordet. Diese Nachricht sitzt tief – und das Gewissen nagt sowohl an Weltbild, Arbeitsmoral und der eigenen Auffassung vom guten Menschen. Jenny lässt das Unglück keine Ruhe mehr, und sie forscht nach. Will wissen, wer dieses Mädchen war und warum sie geläutet hat. Dringt vor in die Biografie einer völlig unbekannten Person, die sonst nur eine anonyme Zahl in den Sterberegistern des Landes gewesen wäre.

    Also nochmal: aufnehmen oder abweisen? Hilfe ermöglichen, oder hilflos sterben lassen? Dieses Dilemma lässt sich offensichtlich auf ein ganz anderes Level heben, und zwar lässt es sich in eine politische Frage umformulieren, die vor allem jene betrifft, die meilenweit gereist sind, womit auch immer, um Schutz zu suchen. Die Brüder Dardenne, Kenner des filmischen Neorealismus und dort zuhause, wo der sozialpolitische Schuh drückt, individualisieren ein großes Problem der Neuzeit und stellen in Das unbekannte Mädchen die Flüchtlingsfrage in einen humanistischen, überschaubaren und – ganz wichtig – beantwortbaren Kontext. Wo endet die Bereitschaft, zu helfen? Endet sie überhaupt irgendwo und irgendwann? Ist man als Mensch nicht sogar dazu verpflichtet? Kann einem sowas überhaupt jemals gar nichts angehen? Auf politischer Ebene verrät der organisatorische Pragmatismus eines Landes menschliche Werte. Heruntergebrochen auf ein Individuum ist diese Ordnung nicht mehr umsetzbar. Im Flüchtlingsdrama Styx sieht sich eine Seglerin irgendwo am Atlantik verpflichtet, die Passagiere eines havarierten Flüchtlingsbootes aufzunehmen – obwohl sie laut Gesetz gar nicht interagieren sollte. Im echten Leben hat die deutsche Kapitänin Carola Rackete staatlichen Flüchtlingsverordnungen zuwidergehandelt und Hilfsbedürftige einfach nicht sterben lassen. Ärztin Jenny hat die Regeln – und die Intuition. Entschieden hat sie sich für ersteres – um festzustellen, dass der Mensch ohne altruistische Intention die Gemeinschaft unserer Art in einem sozialdarwinistischen Wettkampf anfeuert.

    Verblüffend, wie die Dardennes ein humanphilosophisches Weltproblem zwar nicht als klassische Parabel, jedoch immerhin als vereinfachtes, hochemotionales Gleichnis darstellen, ohne in sentimentales Betroffenheitskino abzugleiten. Das macht zum Beispiel der britische Kollege Ken Loach auch nie. Beiden liegt sehr viel daran, dass sich Menschen in ihrem Verhalten auch weiterhin in den Spiegel sehen können.
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    Christian Alexander Z.
    Christian Alexander Z.

    121 Follower 687 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 23. Dezember 2021
    Schwere Kost aus Belgien. Das Sozialdrama zeigt einmal mehr die sich ergebenden Folgen für die prekären Schichten, lässt man rechtsfreie Räume zu. So ist der Film schmerzhaft und ohne Perspektive. Auch ob solche Filme helfen die Dinge ins Bessere wenden zu können, darf sehr bezweifelt werden (so geben die Polizisten eine falsche Identität der Toten an, was ich als Zeichen in dieser Frage werten möchte).
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