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    Southbound - Highway To Hell
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Southbound - Highway To Hell
    Von Lars-Christian Daniels

    Die im Found-Footage-Stil gedrehte Horror-Anthologie „V/H/S“ und die soliden Fortsetzungen „S-VHS“ und „V/H/S Viral“ mauserten sich hierzulande zum echten Geheimtipp für Genrefans. Sechs an diesen Sammlungen blutiger Kurzgeschichten beteiligte Filmemacher finden nun erneut für ein Projekt zusammen: Roxanne Benjamin, David Bruckner und die vierköpfige Truppe Radio Silence zeichnen gemeinsam mit Patrick Horvath („The Pact 2“) für Regie und Drehbuch von „Southbound – Highway To Hell“ (Heimkinostart: 13. Oktober 2016) verantwortlich. Die Ähnlichkeiten zur „V/H/S“-Reihe sind nicht zu übersehen: Auch dieser Film ist in lose verbundene Episoden unterteilt, die in erster Linie durch eine titelgebende Gemeinsamkeit zusammengehalten werden – hier ist das eine nach Süden führende Landstraße mitten im Nirgendwo. Doch insbesondere im Kontext der unsinnigen Rahmenhandlung wirkt „Southbound“ extrem unausgegoren: Peinliches i-Tüpfelchen auf die misslungene Horror-Mixtur ist das irreführende deutsche DVD-Cover, dessen vollbusige Schönheit im transparenten Tank-Top überhaupt nicht im Film vorkommt.

    Ein verlassener Highway, mitten in der Wüste: Mitch (Chad Villella) und Jack (Matt Bettinelli-Olpin) betreten blutüberströmt ein abgelegenes Diner. Als sich Jack auf der Toilette frisch machen will, wird er hinterrücks von einem alienartigen Wesen attackiert und ergreift mit seinem Kumpel schleunigst die Flucht. Auf derselben Landstraße bleibt eine weibliche Jazzband – bestehend aus Ava (Hannah Marks), Kim (Nathalie Love) und Sadie (Fabianne Therese) – mit ihrem klapprigen Tourbus liegen. Erst nach Stunden werden die drei von dem skurrilen Ehepaar Betty (Susan Burke) und Dale (Davey Johnson) in dessen Haus mitgenommen. Als die Nachbarn zum Abendessen vorbeikommen, merken die jungen Frauen, dass etwas Seltsames vor sich geht. Kurz darauf fährt Geschäftsmann Lucas (Mather Zickel) eines der Mädchen an und versucht danach verzweifelt, ihr das Leben zu retten. Derweil sucht der aufgebrachte Danny (David Yow) in einer nahegelegenen Bar nach seiner verschollenen Schwester Jesse (Tipper Newton), während eine dreiköpfige Familie um Cait (Kate Beahan), Daryl (Gerald Downey) und Jem (Hassie Harrison) sich nach Abgeschiedenheit sehnt, die schon bald von einer maskierten Bande gestört wird...

    Ein bisschen müssen sich Mitch und Jack im Prolog des Films vorkommen wie Bill Murray im 90er-Jahre-Klassiker „...und täglich grüßt das Murmeltier“: Kaum sind die beiden Männer ein paar hundert Meter weit gefahren, taucht dasselbe Diner am Straßenrand auf, aus dem sie kurz zuvor noch geflüchtet sind. Aber bevor diese vielversprechende Zeitschleifen-Idee vertieft werden kann, muss es im Episodenfilm schon weitergehen. Dabei gehen die Einzelteile mal mehr, mal weniger nahtlos ineinander über. Ein Beispiel: Kaum ist Sadie aus dem seltsamen Haus von Betty und Dale geflohen, wird sie auf der Straße angefahren und damit beginnt die nächste Episode, in der sie als sprachloses Unfallopfer mit von der Partie ist. Gestaltet sich dieser Übergang noch relativ elegant, geht schon der nächste komplett in die Hose: Der ziemlich auf den Magen gehenden Splatter-Einlage im Krankenhaus, bei der mit bloßen Händen (Armbanduhr inklusive) im Bauch der verletzten Frau gewühlt wird, schließt sich recht unvermittelt ein übernatürlich angehauchtes Gemetzel in einer Bar an, das entfernt an den Showdown in Robert Rodriguez‘ „From Dusk Till Dawn“ erinnert und wie aus dem Zusammenhang gerissen wirkt: Je länger der Film dauert, desto hanebüchener wird die Geschichte.

    Ein bisschen Creature-Horror zum Auftakt, reichlich Blut im Mittelteil und schließlich eine waschechte Home Invasion: Was zunächst durchaus nach einem vielfältigen Genremix klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als weitgehend uninspirierte Aneinanderreihung wenig überzeugender Einzelgeschichten, die auch inszenatorisch außer einer obligatorisch wackligen Handkamera und einigen meist nicht sehr effektiv eingefädelten Jump Scares nicht allzu viel zu bieten hat. Nach dem nicht nur bei den Spezialeffekten schwächelnden Monster-Prolog, mangelt es der Episode um die liegengebliebene Frauenband zwar nicht an skurrilen Figuren und schwarzem Humor, aber dafür an gelungenen Pointen. Die hanebüchene Not-OP, die der medizinisch unkundige Lucas mal eben per Handy-Support durchführt, befriedigt danach nur grobe Gore-Gelüste, und der Terror der maskierten Bande, die es auf das Leben der dreiköpfigen Familie abgesehen hat, wird auch durch einen obligatorischen Twist kaum aufgewertet. Und wenn schließlich der vorher immer wieder nebulös angedeutete größere Zusammenhang zwischen den einzelnen Teilen erklärt wird, enttäuscht diese Auflösung auf ganzer Linie.

    Fazit: „Southbound“ ist ein mehr schlecht als recht zusammengeschusterter Horror-Episodenfilm, dessen Einzelteile letztlich ähnlich enttäuschen wie der Film als Gesamtwerk.

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