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    Shark Lake
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Shark Lake
    Von Christian Horn

    Steven Spielbergs megaerfolgreicher Klassiker „Der weiße Hai“ hat nicht nur den Begriff des „Blockbusters“ in Bezug auf Kinofilme geprägt, das Meisterwerk hat auch zahllose (meist deutlich schwächere) Kopien nach sich gezogen – und zwar mit Grizzlys, Orcas, PiranhasKrokodilen und natürlich Haien! Im Sommer 2016 lieferte der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra mit „The Shallows“ einen der rar gewordenen ernsthaften Kino-Hai-Filme – denn abgesehen von dem Blake-Lively-Thriller attackieren die aggressiven Fischlein ihre Opfer inzwischen vor allem im Trashfilm-Segment, wobei ein einfacher Hai schon lange nicht mehr ausreicht. Stattdessen gibt es zweiköpfige, dreiköpfige, urzeitliche, sich im Sand oder Schnee fortbewegende und natürlich per Tornado attackierende Haie. Dass sich nun auch Jerry Dugans Regiedebüt „Shark Lake“ in diese Reihe eher billiger Tierhorrorstreifen mit hanebüchener Story einsortiert, lässt schon die Besetzung mit der Direct-to-Video-Ikone Dolph Lundgren erahnen. Nach (Ex-)Stars wie Daryl Hannah („Shark Swarm“), Lorenzo Lamas („Mega Shark vs. Giant Octopus“) oder Ralf Moeller („Hai-Alarm auf Mallorca“) nimmt es nun also auch der „Expendables“-Rentenheld mit einem der spitzzahnigen Meeresräuber auf.

    Wie kommt der Hai in den See? Na wie wohl, natürlich so: Der Schmuggler Clint Gray (Dolph Lundgren) hat ein Bullenhai-Weibchen auf der Laderampe liegen, als er sein Auto während einer Verfolgungsjagd mit der Polizistin Meredith (Sara Malakul Lane) in den See setzt. Meredith befördert den Schwarzhändler hinter schwedische Gardinen und adoptiert seine kleine Tochter Carly (Lily Brooks O'Briant). Fünf Jahre später ahnt noch immer keiner, dass im See am Rand der Kleinstadt Lake Tahoe ein inzwischen stattlicher Hai lebt. Hinter dem tödlichen Angriff auf einen Goldsucher vermuten die Behörden erst einen Bären, bis der Ozeanologe Peter (Michael Aaron Milligan) erkennt, dass ein an das Süßwasser angepasster Bullenhai im See lebt. Zur selben Zeit kommt Clint aus dem Knast frei und wird vom Gangsterboss Don (James Chalke) gezwungen, den Mörderfisch zu jagen…

    Jerry Dugan inszeniert die konventionell aufgebaute Tierhorrormär ohne jedes Augenzwinkern – und das, obwohl die miesen Computereffekte stark an die Trashschmiede Asylum („Megapiranha“) erinnern. Dass eine Low-Budget-Produktion wie „Shark Lake“ kein Geld für bahnbrechende Effekte hat? Geschenkt! Dass die Filmemacher aber neben dem Hai vollkommen unnötigerweise auch noch Wasser und Blut computeranimieren, müssen sie sich schon ankreiden lassen. Die Künstlichkeit des Monsters liegt jedenfalls immer offen zutage, zumal die Attacken des Hais auch noch völlig spannungsfrei inszeniert sind. Zunächst sieht man die Kreatur nur als Schatten aus der Entfernung, aber spätestens sobald sich der Hai dann in der zweiten Filmhälfte in voller CGI-Pracht entfaltet, ist jede Spannung im Eimer. Der altbackene 80er-Score und ein paar Bikini-Hintern in Zeitlupe gehören da noch zu den gelungeneren Momenten der Inszenierung.

    Die Debütautoren Gabe Burnstein und David Anderson geben sich zwar spürbar Mühe, die Konflikte zwischen den Figuren aufzubauen, doch viel mehr als Telenovela-Geplänkel springt dabei nicht heraus. Zwischendurch avanciert „Shark Lake“ sogar zum tranigen Drama, wenn sich Vater und Tochter zaghaft annähern oder Meredith sich um das Wohl ihrer Adoptivtochter sorgt. Zudem lassen die darstellerischen Leistungen einiges zu wünschen übrig, was auch die lustlose deutsche Synchronisation nicht besser macht. Für Abwechslung sorgt allein der schleimige Medienfuzzi und Tierjäger Garreth Ross (Miles Doleac), der seine Jagd auf den „tierischen Serienmörder“ nicht ganz wahrheitsgetreu dokumentiert (#FakeNews).

    Der eigentliche Grund, sich diesen Hai-Actioner von der Stange anzusehen, dürfte für die meisten Zuschauer natürlich Dolph Lundgren sein, der hier auch als Koproduzent fungiert. Seine besten Zeiten erlebte der hünenhafte Schwede Mitte der 80er- bis Anfang der 90er-Jahre, als er Stallone („Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“) und Van Damme („Universal Soldier“) die Visagen polierte - unvergessen auch sein Auftritt im 1980er-Sci-Fi-Trash „Masters Of The Universe“. Nur ist Lundgrens kernig Rolle als Haifischjäger leider viel kleiner, als es sein dominant auf dem Cover platziertes Konterfei suggeriert: Letztlich absolviert der auf seine raue Art durchaus charismatische Action-Veteran hier nämlich lediglich eine Nebenrolle.

    Fazit: Der ohne jeden (ironischen) Biss inszenierte „Shark Lake“ ist maximal ein Trash-Häppchen für zwischendurch – schni-schna-schnappi-schnappi-schnappi-schnapp, alter Schwede!

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