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    Wer hat Angst vor Sibylle Berg
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Wer hat Angst vor Sibylle Berg
    Von Ulf Lepelmeier

    Sie gilt als die „Fachfrau fürs Zynische“, hat Romane, Theaterstücke, unzählige Kolumnenbeiträge, Reportagen und Essays verfasst und zählt zu den meistgelesenen Autorinnen der deutschen Gegenwartsliteratur: Sibylle Berg. Die beiden Regisseurinnen Sigrun Köhler und Wiltrud Baier, die sich als Duo „Böller und Brot“ („Alarm am Bahnhof“) einen Namen gemacht haben, unternehmen in ihrem Dokumentationsfilm „Wer hat Angst vor Sibylle Berg“ den Versuch, der Person hinter der spannenden Allroundkünstlerin näherzukommen. Ein Jahr lang begleiteten Köhler und Baier die umtriebig-schwierige Schriftstellerin, um (möglichst) Antworten auf ihre Interviewfragen zu bekommen. Bei der Besichtigung von Häusern, auf Spaziergängen, bei Treffen mit Bergs Freunden und an einem stürmischen Abend in ihrer Schweizer Wohnung erfährt der Zuschauer dann auch tatsächlich einiges über die Weltsicht der sich genauso geistreich wie streitbar gebenden Titelheldin, doch die wahre Persönlichkeit der kontrollsüchtigen Schriftstellerin bringt auch dieses Filmporträt nicht zum Vorschein.

    „Wer hat Angst vor Sibylle Berg“ ist kurzweilig und abwechslungsreich gestaltet, doch die beiden Regisseurinnen kommen der kontroversen Künstlerin, die sich vor ihrem Durchbruch als Reinigungskraft, Artistin und Ozeanographin versuchte, nie wirklich nah. Berg hat ihre Kooperation an die Bedingung geknüpft, dass für sie ein persönlicher Mehrwert abfällt und so spielt sie förmlich mit den von ihr als „Doku-Schlampen“ bezeichneten Filmemacherinnen. Ihr Umgang mit dem Regieduo wechselt zwischen schroff-unnahbar und beinahe freundschaftlich, Köhler und Baier verstehen ihre Dokumentation passenderweise gleich als Beitrag zum Themenkomplex „Wahrheit und Dichtung“. Sie bieten ihrer Protagonistin bereitwillig eine filmische Bühne und die gelegentlich als „Designerin des Schreckens“ bezeichnete Allroundkünstlerin nutzt diese Möglichkeit zur Selbstinszenierung ganz gezielt aus: Sie teilt amüsant-skurrile Einfälle mit ihrem Publikum und verschießt verletzende Wortspitzen, vermeidet aber klare persönliche Statements und gibt wenig von sich selbst preis. So ist dies am Ende eher ein Film über die Methode Sibylle Berg als über die Person.

    Fazit: Die gefeierte und gefürchtete Kolumnistin Sibylle Berg bleibt in diesem filmischen Porträt unergründlich und präsentiert sich als facettenreich-wankelmütige Künstlernatur.

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