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    Undisputed IV - Boyka Is Back
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Undisputed IV - Boyka Is Back
    Von Björn Becher

    Die „Undisputed“-Reihe ist quasi das „Fast & Furious“ der Videothekenregale. Schließlich vollzogen beide Action-Reihen in ihrem Verlauf eine Wandlung, die ihnen nicht nur zusätzliche Fans bescherte, sondern sogar auch der Qualität der Filme eher zuträglich war. Dabei nahm „Undisputed“ ursprünglich als Kinoproduktion von Altmeister Walter Hill („Die Warriors“, „Nur 48 Stunden“) seinen Anfang – und eigentlich auch sein Ende. Der in Deutschland ohnehin direkt auf DVD erschienene Prügel-Actioner ging nämlich so offensichtlich im Meer ganz ähnlicher Produktionen unter, dass wohl niemand mehr ernsthaft erwartet hätte, dass ausgerechnet dieser Film noch einmal fortgesetzt wird. Trotzdem tat genau das vier Jahre später der B-Movie-Spezialist Isaac Florentine („Ninja – Pfad der Rache“) und schlug damit eine völlig neue Richtung ein: Seitdem stehen knüppelharte, exzellent choreografierte Kämpfe im Mittelpunkt, bei denen die Darsteller immer vollen Körpereinsatz zeigen. Dazu ersetzte der aktuell wohl beste Regisseur, den das amerikanische Prügelkino zu bieten hat, den Original-Hauptdarsteller Wesley Snipes durch den für Martial-Arts-Akrobatik viel besser geeigneten Michael Jai White. Aber das eigentliche Erfolgsgeheimnis ist noch eine andere Casting-Entscheidung: Als stoischer Bösewicht Boyka kam Prügelkino-Legende Scott Adkins („The Expendables 2“, „Doctor Strange“) an Bord, der 2010 dann in „Undisputed III: Redemption“ sogar zum Helden befördert wurde. Das Resultat: der herausragende Höhepunkt der Reihe! Nach einigen Jahren Pause kehrt Boyka nun auf Drängen der Fans endlich zurück: Der von Todor Chapkanov (Second Unit Regisseur von „London Has Fallen“) inszenierte „Undisputed IV: Boyka Is Back“ überzeugt erneut mit exzellenter und knallharter Action, die einem über die arg maue Story meistens großzügig hinwegsehen lässt.

    Der nächste Fight könnte für Yuri Boyka (Scott Adkins) die Eintrittskarte zu einem Turnier mit anschließender Profi-Karriere sein. Mit dem Ziel vor Augen, seinen Kampfsport endlich legal und sauber ausüben zu können, steigt der ehemalige Meister illegaler Gefängniskämpfe völlig übermotiviert in den Ring… und prügelt seinen Gegner zu Tode. Von Schuldgefühlen geplagt reist er nach Russland, obwohl er dort immer noch von der Polizei gesucht wird. Hier will Boyka die Witwe seines Opfers um Vergebung bitten und ihr die Kampfbörse ihres Mannes überbringen. Allerdings muss er schnell erkennen, dass Alma (Teodora Duhovnikova) nun anstelle ihres toten Gatten in der Schuld des skrupellosen Gangsterbosses Zourab (Alon Aboutboul) steht. Weil er sich verantwortlich fühlt, lässt sich Boyka auf einen Deal mit dem zwielichtigen Club-Betreiber ein und gefährdet so seinen großen Traum. Nur wenige Tage vor dem Beginn seines Turniers will er an mehreren Abenden in illegalen Kämpfen für Zourab in den Ring steigen. Gewinnt er alle, sind er und Alma frei. Doch der hinterhältige Zourab schickt ihm immer schwierigere Gegner auf den Hals und hat auch noch ein ganz besonderes As in der Hinterhand…

    Als erster Teil der Reihe spielt „Undisputed IV“ fast komplett außerhalb von Gefängnismauern. Nur der Prolog ist in einem Knast angesiedelt: Wenn der gewaltige Koshmar (Martyn Ford) darin einen Gegner zermalmt, lässt sich schon erahnen, dass der Hüne später auch Yuri Boyka große Probleme bereiten wird. Der Weg dahin hat fast schon Videospielcharakter: Nachdem das russische Setting etabliert ist, muss sich Boyka im Club von Zourab Abend für Abend (also quasi Level für Level) einem neuen Gegner stellen. Dabei erweist sich jede Herausforderung als noch schwieriger, während der zunehmend immer schwerer angeschlagene Held immer müder wird (Fans wissen zudem um sein schwaches Knie). Die Zwischensequenzen, in denen der Zuschauer immer wieder daran erinnert wird, dass Boyka gerade seinen großen Traum aufs Spiel setzt, während die ihn anfangs hassende Alma nach und nach sein gutes Herz erkennt, bleiben allerdings weitestgehend reines Füllmaterial. Auch weil einige der Dialoge aus dem Austausch schlichter Plattitüden bestehen, läuft mancher emotionaler Moment schnurstracks ins Leere. Der wie schon bei den beiden direkten Vorgängern für die Story verantwortliche Produzent Boaz Davidson („The Expendables“-Reihe) und sein Autor David N. White („Henry & Julie – Der Gangster und die Diva“) sind aber ohnehin nicht die entscheiden Männer. Die wichtigsten Mitglieder der Crew bleiben die Actionspezialisten - und die leisten auch diesmal wieder einen grandiosen Job.

    Wenn man sich die Visitenkarte von Reihen-Neuling Todor Chapkanov anschaut, umfasst seine Arbeit als Regisseur solche Billig-Abklatsche wie „Thor – Der Hammer Gottes“ oder „The Viking – Der letzte Drachentöter“. Da liegt die Vermutung nahe, dass Isaac Florentine auch vom Produzentenstuhl weiterhin einige Regiefäden selbst in der Hand hielt. Im Gegensatz zu den sehr dröge inszenierten Füllszenen tragen die hochklassigen Actionszenen nämlich auch diesmal wieder die eindeutige Handschrift des Prügel-Spezialisten, der konsequent auf handgemachte Stunts in flüssigen Sequenzen setzt. So bietet auch „Undisputed IV“ einmal mehr Kämpfe, die mit ihrer Geschwindigkeit und Unmittelbarkeit die Schnittmassaker der meisten viel höher budgetierten Hollywood-Action-Produktionen in Sachen Qualität und Realismus deutlich überragen. Jederzeit hat man das Gefühl, dass hier wirklich die Knochen brechen. Obwohl Scott Adkins mittlerweile die 40 überschritten hat und die Abstände zwischen besonders herausfordernden Produktionen größer werden, zeigt er sich trotzdem einmal mehr in absoluter Top-Form und wirbelt Tritte und Faustschläge verteilend über den Bildschirm. Wie so oft bei Florentine gibt es dazu erstklassige Stuntmänner als Widersacher, wodurch gesichert ist, dass bei der Kampfchoreografie niemals faule Kompromisse eingegangen werden müssen. Dass für die Choreographien mit dem Schweden Tim Man (der auch selbst einen von Boykas Gegnern verkörpert) zudem ein ganz enger Spezi von ihm verantwortlich ist, zeigt zudem den von Fans gern gesehenen Einfluss von Reihen-Mastermind Florentine.

    Fazit: Ohne Isaac Florentine auf dem Regiestuhl reicht „Undisputed IV: Boyka Is Back“ zwar aufgrund schwächerer Füllszenen nicht an den herausragenden dritten Teil der Reihe heran, bietet aber weiterhin einige der besten Actionszenen, die man momentan geboten bekommt (Kino durchaus inbegriffen). Daher ist klar: Wenn es nach uns ginge, dürfte Boyka gerne noch öfter zurückkehren…

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