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    A Kind Of Murder
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    A Kind Of Murder
    Von Gregor Torinus

    Schattenspiele in nebelumhüllten Großstadtnächten, verruchte Femmes fatales und lakonische Detektive: Der klassische Film noir der 1940er Jahre hat mit Filmen wie Billy Wilders „Frau ohne Gewissen“ oder „Tote schlafen fest“ von Howard Hawks tiefe Spuren in der Filmgeschichte hinterlassen. In späteren Jahrzehnten wurden sein Stil und seine Motive immer wieder in Krimis, Dramen und Thrillern aufgegriffen und weitergeführt, für solche Filme – darunter Meisterwerke wie Roman Polanskis „Chinatown“ (1974) oder Curtis Hansons James-Ellroy-Verfilmung „L.A. Confidential“ von 1997 – hat man irgendwann das Etikett Neo-Noir gefunden, das inzwischen ein eigenes Subgenre bezeichnet: So folgt Andy Goddard nun mit seinem Krimi „A Kind Of Murder“ gleich einer doppelten Tradition. Er verlegt die Handlung des Patricia-Highsmith-Romans „Der Stümper“ von 1954 in das New York der frühen 1960er Jahre und punktet dabei vor allem mit Ausstattung und Atmosphäre. Doch der in bester Noir-Manier komplex-komplizierte Plot überlagert die Stimmungen und erstickt die Figuren, die nie so ganz lebendig werden.

    Walter Stackhouse (Patrick Wilson) ist ein erfolgreicher Architekt und Hobby-Krimiautor, doch er hat Sorgen mit seiner paranoid-depressiven Frau Clara (Jessica Biel). Er lenkt sich ab, indem er mit einem aktuellen Mordfall beschäftigt, von dem er in der Zeitung liest: Nach dem Mord an seiner Ehefrau ist der Buchhändler Kimmel (Eddie Marsan) der Hauptverdächtige. Der Fall befeuert Walters Fantasien, seine eigene Frau zu töten. Er flüchtet er sich in eine Beziehung mit der jungen Jazzsängerin Ellie (Haley Bennett). Als dann eines Tages Clara unweit derselben Busstation, bei der zuvor bereits Kimmels Gattin umgebracht wurde, tot aufgefunden wird, steht plötzlich Walter selbst unter Mordverdacht. Hierbei heftet sich ausgerechnet Detective Lawrence Corby (Vincent Kartheiser) an Walters Fersen, der auch Kimmels Fall bearbeitet. Der Cop ist überzeugt, dass beide Ehemänner schuldig sind...

    „A Kind Of Murder“ ist eine zwiespältige Angelegenheit, denn die visuellen Stärken finden kaum eine erzählerische Entsprechung. Beeindruckend ist allerdings die große Sorgfalt, mit der die Handlungszeit zum Leben erweckt wird, die Ausstattung und die Kostüme sind eine Pracht. Mit einem Bein scheint Walter noch inmitten der spießigen 1950er Jahre zu stehen, in einer sterilen Scheinidylle mit trautem Heim in der Vorstadt und einer dazu passenden schmucken, aber langweiligen Ehefrau. Doch zugleich zieht es ihn hinab in einen dunklen verrauchten Jazzkeller in Greenwich Village, in dem er die selbstbewusste und emanzipierte Sängerin Ellie kennenlernt – hier macht er gleichsam den Schritt in eine neue, veränderte Zeit.

    Doch aus diesem im Grunde spannenden Konflikt macht Regisseur Andy Goddard („Marvel’s Luke Cage“) zu wenig. Trotz der atmosphärischen Kellerklubbilder und der markanten jazzigen Filmmusik wirkt „A Kind Of Murder“ in seiner verdrucksten Unbedarftheit bis zuletzt so, als sei der Film selbst in den biederen 1950er Jahren stecken geblieben. So sieht Patrick Wilson („The Conjuring - Die Heimsuchung“) als Walter zwar jederzeit blendend aus, bleibt dabei jedoch bis zum Schluss als Figur recht eindimensional. Immerhin lassen ihn seine wenig durchdachten privaten Ermittlungen und sonstigen Verstrickungen tatsächlich als den titelgebenden „Stümper“ dastehen. Auch  Jessica Biel („Total Recall“) als Walters Ehefrau Clara kann kaum mehr zeigen als hübsche Leidensmienen und Vincent Kartheiser („Mad Men“) als Detective Lawrence Corby ist nur eine Karikatur von einem Hard-Boiled-Ermittler. Einzig Haley Bennett („Girl On the Train“) als die  Jazzsängerin Ellie und Eddie Marsan („Sherlock Holmes“) als der mordende Buchhändler Kimmel bringen ein wenig Leben in die müde Show.

    Fazit: „A Kind Of Murder“ ist ein zwar schön anzusehender, aber nur leidlich spannender Neo-Noir.

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