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    How To Party With Mom
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    How To Party With Mom
    Von Christoph Petersen

    Seit ein paar Jahren macht Melissa McCarthy („Ghostbusters“) nun schon vornehmlich Filme mit ihrem Ehemann Ben Falcone. Sie schreiben gemeinsam das Drehbuch, anschließend übernimmt er die Regie und sie die Hauptrolle. Klingt sympathisch, aber was dabei am Ende rauskommt, ist leider in der Regel nicht besonders lustig und kann mit McCarthys besten Filmen wie „Brautalarm“ oder „Spy – Susan Cooper undercover“ nicht mal im Ansatz mithalten: Nach dem zwar überraschend persönlichen, aber nicht sonderlich komischen Roadmovie „Tammy – Voll abgefahren“ sowie der verpuffenden Kapitalismus-Groteske „The Boss“ krankt nun auch die neueste McCarthy/Falcone-Kollaboration „How To Party With Mom“ an einem einfallslosen Drehbuch und einer uninspirierten Inszenierung. So lässt sich die College-Komödie ziemlich simpel mit der Formel zusammenfassen: Die Schauspielerin Melissa McCarthy kann leider nur noch sehr bedingt ausbügeln, was die Drehbuchautorin Melissa McCarthy zuvor versemmelt hat.

    Das ist mal ein richtiger Scheißtag: Nachdem Deanna (Melissa McCarthy) ihre Tochter Maddie (Molly Gordon) am College abgesetzt hat, verkündet ihr Mann Dan (Matt Walsh) ihr noch im Auto, dass er eine Affäre mit der Maklerin Marcia (Julie Bowen) hat und die Scheidung will. Außerdem werde er das Haus verkaufen und weil das unter seinem Namen erworben wurde, kriegt sie vom Erlös nichts ab. Für Deanna, die einst im Jahr vor ihrem Abschluss vom College abgegangen ist, um sich um die neugeborene Maddie zu kümmern, bricht eine Welt zusammen – zumindest bis ihr der Gedanke kommt, dass sie ja nun endlich ihr Archäologie-Studium beenden könnte. Also schreibt sie sich am College ihrer Tochter ein, zieht in ein Zimmer im Studentenwohnheim und besucht die Vorlesungen von Professor Trurack (Chris Parnell), der vor mehr als 20 Jahren mal ihr Kommilitone war. Deanna blüht am College regelrecht auf, nur Maddie ist zunächst gar nicht davon begeistert, dass ihre Mutter ständig bei ihr und ihren Freundinnen rumhängt…

    Kaum jemand schleudert ihren Gegenübern Profanes und Obszönes derart formvollendet ins Gesicht wie Melissa McCarthy – ihr improvisierter Rant beim Schuldirektor im Abspann von „Immer Ärger mit 40“ wird für immer unvergessen bleiben. Aber von dieser McCarthy finden sich in „How To Party With Mom“ nur Spurenelemente, etwa während einer gelungenen Szene vor der Scheidungsschlichterin, die als Regel einführt, dass alle anwesenden Parteien nur sie ansprechen dürfen – weshalb ihr schnell alle am Tisch nur noch wüste Beschimpfungen an den Kopf werfen, die eigentlich für jemand ganz anderen bestimmt sind.

    Aber davon abgesehen erinnert die grundsympathische und herzensgute Deanna mit ihren selbstgestrickten Weihnachtspullovern und der Hausfrauen-Dauerwelle viel eher an Sookie St. James aus „Gilmore Girls“ – also an die Rolle, mit der McCarthy bekannt geworden ist. Das hat zur Folge, dass man ihr wirklich alles gönnt: Wenn Deanna direkt auf ihrer ersten Studentenparty mit einem der attraktivsten Studenten (Luke Benward) zusammenkommt und zu seinem „sexuellen Dumbledore“ avanciert, dann wünscht man den beiden einfach nur alle Gute.

    Sympathie allein trägt aber auch in einer Komödie eben nur ein gewisses Stück weit. Und wo eigentlich Konflikte, Slapstick-Setpieces oder sonst irgendwelche lustigen Einfälle folgen sollten, klafft hier einfach nur ein einziges großes Loch. Selbst die obligatorische arrogante Zicke (Ex-Disney-Channel-Star Debby Ryan), die immer nur allen Ärger macht, gibt sich kaum Mühe, Deanna mal anständig eine reinzuwürgen – und auch aus deren Goth-Zimmergenossin Jennifer (Heidi Gardner) kriegen die Macher keinen einzigen Gag herausgepresst.

    Über die Grundprämisse hinaus, die selbst nun auch nicht gerade neu ist (siehe „Mach’s nochmal, Dad“ mit Rodney Dangerfield), gibt es genau zwei Ideen, die irgendwie noch halbwegs zünden: Zum einen spielt „Community“-Star Gillian Jacobs eine Studentin, die zwischenzeitig für acht (!) Jahre im Koma lag und sich so ein stolzes Social-Media-Following erschlafen hat. Zum anderen gibt es eine 1984-Themenparty, bei der die Studenten die damalige Mode zwar perfekt reproduzieren und auch die üblichen Achtziger-Chartknüller alle kennen. Aber als Deanna in die Runde fragt, wer denn wohl J.R. erschossen hat, erntet sie nur verlorenes Schweigen: Eigentlich auch nicht mehr als ein ganz netter kleiner Seitenhieb auf den anhaltenden Retrowahn, bei dem Dinge eben stets doch nur sehr selektiv und oberflächlich „wiedererlebt“ werden - aber man nimmt halt, was man kriegen kann.

    Fazit: Melissa McCarthy spielt zwar mit aller Kraft gegen die Kreativlosigkeit von Drehbuch und Regie an, aber selbst das hilft im Fall von „How To Party With Mom“ nicht wirklich weiter.

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