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    Stuber - 5 Sterne Undercover
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Stuber - 5 Sterne Undercover

    Top-Stars gegen Flop-Skript

    Von Björn Becher

    In Michael Manns „Collateral“ muss Jamie Foxx als Taxifahrer Max einen von Tom Cruise gespielten Profikiller durch die Stadt transportieren. 15 Jahre später wird das Taxi, was man durchaus auch kritisch sehen kann, gerade in vielen US-Großstädten und inzwischen auch in einigen deutschen Gemeinden immer stärker von Uber-Fahrern verdrängt. Deshalb verwundert es auch nicht, dass in „Stuber – 5 Sterne Undercover“, dessen Prämisse zumindest entfernt an „Collateral“ erinnert, nun eben kein Taxi-, sondern ein Uber-Fahrer im Zentrum steht. Die teilweise unverhohlene Werbung für das Dienstleistungsunternehmen ist dabei allerdings eines der wenigen Elemente, die Michael Dowses Action-Komödie modern wirken lassen. Besonders das Drehbuch wirkt nämliche teilweise derart altbacken, dass selbst die großartig harmonisierenden Hauptdarsteller dagegen auf lange Strecke keine Chance haben.

    Stu (Kumail Nanjiani) ist das, was man gemeinhin wohl einen Loser nennt. Er hasst seinen Tagjob in einem Sportartikelgeschäft und verdient sich zusätzliches Geld als Uber-Fahrer, um damit seiner guten Freundin Becca (Betty Gilpin) den Traum vom eigenen Fitnessstudio zu erfüllen – in der weit hergeholten Hoffnung, dass aus der platonischen Freundschaft dann vielleicht doch noch Liebe wird. Als mit Vic (Dave Bautista) ein neuer Fahrgast einsteigt, hat Stu nur einen Gedanken: Er braucht endlich eine positive Bewertung, damit er den Zweitjob nicht verliert. Doch Vic ist ein Bad-Ass-Cop, der nach einer Augenbehandlung gerade schlecht sieht, aber ausgerechnet jetzt einen entscheidenden Tipp bekommen hat: Endlich könnte er Gangster Oka Tedjo (Iko Uwais), den er seit Jahren vergeblich hinterherjagt, hinter Schloss und Riegel bringen. Doch dafür braucht er Stu – und so fliegen dem geborenen Angsthasen schon bald die Kugeln um die Ohren …

    Weil Vic schlecht sieht, braucht er Stu als Fahrer.

    „Stuber“ hat zwei Trümpfe: Kumail Nanjiani („Men In Black: International“) und Dave Bautista („Avengers: Infinity War“). Die beiden so gegensätzlichen Schauspieler geben eine grandiose Leinwandpaarung ab, die es einfacher macht, darüber hinwegzusehen, dass es eigentlich nicht viel Sinn ergibt, dass der altmodische Vic überhaupt ein Uber nimmt und Stu ihm als Fahrer auch nach den ersten bleihaltigen Begegnungen weiter treu bleibt. Doch der Ex-Wrestler und der langjährige Stand-Up-Komiker, dem mit dem autobiografischen „The Big Sick“ endlich auch der große Kinodurchbruch gelang, spielen sich mit viel Selbstironie die Bälle zu, während sie sich die Oneliner mit Schmackes um die Ohren hauen. Das ufert immer wieder total aus und ist deswegen durchaus auch mal anstrengend, mündet dann aber oft genug doch noch in einer gelungenen Pointe. Dabei punkten die Stars nicht nur mit Wortwitz, wie sie in einer etwas zu langen, insgesamt aber gelungenen Slapstick-Einlage in einem Sportartikelladen beweisen: Mit vollem Körpereinsatz dürfen sie hier dem Affen mal so richtig Zucker geben und die vollständige Ladeneinrichtung ausnutzten, um übereinander „herzustolpern“.

    Stars Vs. Skript

    Nanjiani und Bautista brillieren vor allem dann, wenn sie losgelassen werden. Sobald sie im engen Korsett des Skripts agieren müssen, fällt ihre Performance hingegen merklich ab. Da ringt der gesamte Cast sichtlich damit, gegen all die Klischees der lahmen Krimi-Story von Autor Tripper Clancy („Vier gegen die Bank“, „Hot Dog“) anzukämpfen. Die wirkt nämlich wie ein übriggebliebenes B-Movie-Skript aus den 90ern. Wie altbacken das ist, sieht man zum Beispiel daran, dass der in jener Zeit überbenutzte Kniff eines Verräters bei der Polizei als „große Wendung“ auch hier aus dem Hut gezaubert wird, um der langsam zum Erliegen kommenden Story doch noch einmal zusätzliche Spannung zu verleihen. Was aber natürlich nicht funktioniert, weil man die Wendung schon ewig hat kommen sehen. Da wirkt es regelrecht absurd, dass sogar noch eine kurze Rückblende darauf verschwendet wird, die genaue Rolle des Verräters zu erklären.

    Das miserable Drehbuch setzt neben einigen ausgelutschten Mann-Frau-Witzchen zudem auf einige (rassistische) Stereotype, die schon zu Zeiten von Michael Bays „Bad Boys II“ wie aus einer vergangenen Zeit wirkten, aber nun 16 Jahre später trotzdem noch mal aufgefahren werden. Wenn dann doch mal mit einem Klischee gebrochen wird und in der Strip-Bar, deren Besuch bei einem Old-School-Buddy-Cop-Film ja auch irgendwie dazugehört, plötzlich Männer statt Frauen an der Stange tanzen, ist man sich fast sicher, dass sich die Macher als Ausgleich doch bestimmt in ein anderes Klischee-Fettnäpfchen treten… und tatsächlich läuft dann auch sofort ein Schwarzer mit entblößtem Riesenpenis durchs Bild. Solche Momente sind umso ärgerlicher, weil „Stuber“ eigentlich das Potenzial hat, mal wieder eine richtig gute Action-Komödie für Erwachsene zu sein. Schließlich macht bereits der knallharte Einstieg deutlich, wie es besser gegangen wäre.

    Die Darsteller sind das Highlight.

    Wenn nämlich im Prolog die „Guardians Of The Galaxy“-Co-Stars Dave Bautista und Karen Gillan eine Suite des Bösewichts stürmen, geht es direkt richtig zur Sache. Da ist bei jedem Schlag die Wirkung voll zu spüren und es gibt sogar erstaunlich explizit dargestellte Kopfschüsse. Wenn sich dann in einer atemberaubenden Sequenz „The Raid“-Martial-Arts-Star Iko Uwais Stockwerk für Stockwerk fallen lässt, versteht man auch sofort, warum der gefeierte Action-Akrobat hier als blondierter Fiesling mit an Bord ist. Gerade weil dieser Einstieg so stark choreografiert ist, wirkt es jedoch umso ärgerlicher, wenn die weiteren Actionszenen dann größtenteils so unübersichtlich und zerschnitten sind, dass die Choreografie dahinter nicht einmal mehr zu erahnen ist.

    Fazit: Zwei hervorragend aufgelegte Stars und eine starke Actionszene zum Auftakt reichen nicht, um gegen das schrecklich altbackene Skript und unnötig zerschnippelte Kampfchoreografien anzukommen. Da wäre deutlich mehr drin gewesen.

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