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    Future World
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Future World
    Von Markus Fiedler

    Der australische Kultfilm „Mad Max“ und seine Sequels, alle inszeniert von Oscargewinner George Miller („Ein Schweinchen namens Babe“), markieren sicherlich die bekannteste Filmreihe, in der eine dystopische Zukunft mit einem in die Vergangenheit verweisenden Western-Look gekreuzt wird. Dabei zogen die Kassenhits, die Mel Gibson zum Weltstar gemacht haben, schon in den 1980ern zahllose Nachahmer nach sich. Und nachdem George Miller nach 30 Jahren Serienpause mit seinem Wüsten-Comeback „Mad Max: Fury Road“ nicht nur an den Kinokassen, sondern auch bei der Oscarverleihung mächtig abgesahnt hat, geht nun offenbar auch der Nachahmer-Trend wieder von vorne los.

    Einer der Filmemacher, die sich ganz offensichtlich von „Fury Road“ und seinen Vorgängern inspirieren ließen, ist Bruce Thierry Cheung, der bei James Francos John-Steinbeck-Verfilmung „Stürmische Ernte – In Dubious Battle“ noch als Chefkameramann tätig war und nun bei dem Sci-Fi-Actioner „Future World“ gemeinsam mit Franco die Co-Regie übernommen hat. Aber nachdem sich Franco mit seinem „Disaster Artist“ zuletzt ja sogar ernsthafte Hoffnungen auf eine Oscarnominierung als Bester Film machen dufte (auch wenn es am Ende nicht ganz gereicht hat), ist „Future World“ nun wieder klassische Videothekenware – und die zeigt vor allem, dass zwei Filme, die beide davon handeln, wie Menschen in einer verödeten Welt auf Motorrädern durch die Wüste brettern, trotzdem von sehr, sehr unterschiedlicher Qualität sein können.

    In einer Welt nach einem großen Krieg: Der sadistische Warlord (James Franco) überfällt mit seinen Männern ein Camp und erbeutet die synthetische Ash (Suki Waterhouse), die er mit Hilfe eines Steuermoduls nach Belieben beherrschen und so leicht als Sexsklavin oder Waffe einsetzen kann. In einem „Oase“ genannten anderen Teil der Wüste kämpft unterdessen der junge Prince (Jeffrey Wahlberg) um das Leben seiner schwerkranken Mutter Queen (Lucy Liu). Er bricht deshalb zu einer Reise zum legendenumwobenen Paradise Beach auf, einem mythischen Ort, an dem es angeblich die benötigte Medizin geben soll. In dem Bordell von Love Lord (Snoop Dogg) treffen Prince, Warlord und Ash zufällig aufeinander – eine Begegnung, die eine blutige Schneise der Gewalt nach sich ziehen wird…

    Franco und Cheung haben ihren „Mad Max“-Klon zwar schon im Sommer 2016 abgedreht, aber in einige wenige US-Kinos hat es „Future World“ trotzdem erst im Mai 2018 geschafft. Das verwundert zunächst ein wenig, schließlich ist der Film mit Franco, Lucy Liu („Elementary“), Snoop Dogg („Training Day“), Milla Jovovich („Resident Evil“) und dem britischen Topmodel Suki Waterhouse („The Bad Batch“) durchaus prominent besetzt. Aber diese Verwunderung schwindet schnell, wenn man sich den Film dann anschaut.

    Das beginnt schon beim Skript. Die Welt, die Cheung und seine beiden Co-Autoren hier entwerfen, folgt keinerlei innerer Logik und wirkt stattdessen, als wäre sie ziemlich wahllos aus Versatzstücken aus wesentlich besseren Endzeit-Filmen wie „Mad Max“, „Terminator“ oder „The Book Of Eli“ zusammengebastelt worden. So erweist sich etwa Munition als rares Gut, selbst für ein paar einzelne Patronen wird gemordet, Sprit und Strom hingegen scheint es im Überfluss zu geben. Die Motorräder dieser düsteren Zukunft sehen zwar aus wie Museumsmodelle, können aber offenbar mit einer einzelnen Tankfüllung problemlos tagelang durch die Wüste fahren. Warum und wie sich Ash vom Einfluss des Steuermoduls befreit und plötzlich eigene Entscheidungen trifft, bleibt ebenfalls das Geheimnis der Autoren – und dabei handelt es sich hier nicht um irgendein Detail am Rande, sondern um den zentralen Punkt der gesamten Endzeit-Erzählung. Aber egal, zu Ende gedacht ist hier eh nichts.

    Aber nicht nur die Story taugt nichts, auch die Bilder sind erstaunlich öde – und das ist eine handfeste Überraschung! Denn nicht nur verdient sich Regisseur Cheung ja seine Brötchen eigentlich als Kameramann, die Kamera führt hier zudem auch noch der erfahrene Peter Zeitlinger („Bad Lieutenant“, „Königin der Wüste“), der aktuelle Stammkameramann von Wahnsinnsregisseur Werner Herzog. Und tatsächlich gibt es in den ersten Minuten Anflüge einer freien, nach dem Mythischen suchenden Kamera, als würde Zeitlinger nun im Trash-Genre einen auf Emmanuel Lubezki („The Tree Of Life“, „To The Wonder“) machen. Aber das bleibt alles in Ansätzen stecken, stattdessen gibt es 20 Minuten lang gefühlt nichts anderes als Männer, die mit Motorrädern über sandige Hügel fahren, allerdings ohne auch nur ein Tausendstel der Dynamik einer durchschnittlichen Szene aus „Fury Road“. Lediglich eine Drogenerfahrung offenbart ein wenig Esprit, wenn sich plötzlich alles in Superzeitlupe abspielt – aber das bleibt eine Ausnahme.

    Und da reihen sich dann auch die schauspielerischen Leistungen ohne allzu positive Ausreißer ein: Während sich Newcomer Jeffrey Wahlberg und Topmodel Suki Waterhouse sichbar Mühe geben, ihre Figuren glaubhaft zu spielen, ihnen womöglich sogar einen gewissen philosophischen Unterbau zu verpassen, stehen sie mit solchen Ansinnen leider alleingelassen auf weiter Flur. James Franco und Milla Jovovich scheinen sich hingegen in ihren eindimensionalen Schurkenrollen unterdessen ein Fernduell im wahnsinnigen Grimassenschneiden zu liefern – und leider ist das nicht die spaßige, sondern die einfach nur schlechte Art von Wahnsinn.

    Fazit: Öder Trash mit großen Namen! Warum Stars wie Lucy Liu und Milla Jovovich in „Future World“ mitgespielt oder im Fall von James Franco sogar die Co-Regie übernommen haben, bleibt ihr Geheimnis. Spaß macht der nach löchrigem Drehbuch entstandene Endzeit-Nonsens jedenfalls keinen.

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