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    ABC's Of Death 2.5
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    ABC's Of Death 2.5
    Von Christoph Petersen

    „The ABCs Of Death“ (der in Deutschland „22 Ways To Die“ heißt, weil vier der Beiträge nicht durch die FSK-Prüfung gekommen sind) umfasst einen Kurzfilm für jeden Buchstaben des Alphabets, wobei der Buchstabe jeweils für eine im Film thematisierte Todesart steht: A für „Apocalypse“, B für „Bigfoot“ und so weiter bis Z für „Zetsumetsu“. Nach dem Erfolg des Projekts wollten die Produzenten für die Fortsetzung „The ABCs Of Death 2“ (hierzulande „23 Ways To Die“, ihr wisst schon warum) auch ihre Fanbase mit an Bord holen und veranstalteten deshalb einen Wettbewerb: Jeder konnte einen dreiminütigen Kurzfilm zum Buchstaben „M“ einschicken – und anschließend wurde online abgestimmt, welcher der mehr als 500 eingesendeten Beiträge es tatsächlich in den finalen Film schafft. Gewonnen hat – wie bei solchen Abstimmungen ja leider üblich – am Ende aber nicht der beste Kurzfilm, sondern der mit der stärksten Social-Media-Kampagne: „M Is For Masticate“ hat in unserer Kritik lediglich eine miserable Ein-Sterne-Wertung erhalten. Aber zum Glück gibt es ja jetzt „ABC’s Of Death 2.5“, der 26 der tatsächlich besten Fan-Einsendungen umfasst und zeigt, was mit Leidenschaft und Kreativität alles (Krankes) möglich ist.

    Die regulären Regisseure der „ABCs Of Death“-Reihe erhalten ein gewisses Budget – und absolute kreative Freiheit. Aber das hat nicht nur Vorteile, denn neben einigen wenigen Meisterstücken wie der längst legendäre „L Is For Libido“ von Timo Tjahjanto gibt es auch jedes Mal eine Menge Rohrkrepierer: Entweder verwenden die Filmemacher eine Idee, die sie offenbar eh noch rumliegen hatten, aber nicht stark genug für einen eigenen Film hielten, oder sie nutzen die ungewohnte Autonomie und lassen mal so richtig die Sau raus, was dann meist in selbstverliebter Grütze endet. Und weil die Produzenten für jeden Buchstaben nur einen Beitrag in Auftrag geben, muss dann natürlich auch jeder in den fertigen Film. So ist es vielleicht gar nicht so überraschend, dass die „Amateur“-Filme in „ABC’s Of Death 2.5“ in der Breite genauso gut sind wie im ersten und sogar klar besser als im zweiten Teil – schließlich wurden gezielt die 26 stärksten aus mehr als 500 ausgewählt und wer etliche Tage opfert und mitunter gewaltigen Aufwand betreibt, um dann eine läppische 1 zu 500 Chance zu haben, damit in einem Kinofilm zu landen, der kniet sich auch voll und mit aller Leidenschaft rein.

    Neben einigen typischen, aber nichtsdestotrotz gelungenen Fan-Trashfilmen wie „M Is For Magnetic Tape“ um einen Superhelden, der vollständig aus Videokassetten besteht und eine Gruppe Gangster zerschnetzelt, dominieren doch vor allem extrem eigenwillige und experimentelle Beiträge: Im Slasher „M Is For Manure“ entwickelt Regisseur Michael Schwartz aus einigen Leichenteilen und einem Misthaufen einen stinkenden Racheengel, der sich an einem Serienkiller rächt, und „M Is For Marauder“ entpuppt sich als schwarz-weiße, sehr einfallsreich gefilmte Dreirad-Variante von „Mad Max: Fury Road“. Manchmal wird es auch richtig krank, etwa in „M Is For Mess“, in dem ein Mann auf der Suche nach Liebe wiederholt daran scheitert, dass er nicht aus seinem Anus, sondern aus seinem Bauchnabel scheißt. Wir sagen’s mal so: Geschmackssache!

    Regelrecht philosophisch wird’s in „M Is For Martyr“, in dem sich ein angebundener Mann, offenbar ein moderner Jesus, jeden Tag aufs Neue von Gläubigen foltern, erschießen und zersägen lässt. Ein absolutes Highlight sind zudem die animierten Knet-Kurzfilme: In „M Is For Meat“ verfüttert sich ein Mann an einen Hähnchenschenkel, das Fleisch isst zur Abwechslung also mal den Menschen, und „M Is For Maieusiophobia“ erzählt die trostlos-tragische Geschichte einer Schwangeren, die Angst davor hat, ihr Kind zu gebären und deshalb zu extremen Mitteln greift. Ebenso todtraurig wie nachhaltig verstörend. Die Totalausfälle lassen sich hingegen an einer Hand abzählen, was bei den beiden professionellen Vorgängern definitiv nicht der Fall war.

    Fazit: Absolut sehenswert für Fans von experimentellen, trashigen und/oder völlig kranken Kurzfilmen.

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