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    The Jurassic Games
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    The Jurassic Games
    Von Lutz Granert

    Wenn Hollywood-Studios mit hochbudgetierten Filmreihen große Kassenerfolge feiern, möchten auch kleine Produktionsfirmen gerne einen Teil des Kuchens abhaben und werfen deshalb möglichst zeitgleich ihre eigenen preisgünstigen Billig-Versionen auf den Heimkino-Markt. So gab die Trash-Schmiede The Asylum („Sharknado“) etwa parallel zu „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ eine eigene Adaption des Fantasy-Stoffes in Auftrag, der unter dem Titel „The Age Of Hobbits“ erscheinen sollte, was allerdings eine Plagiats-Klage von Warner nach sich zog, woraufhin die Produktion schließlich als „Lord Of The Elves“ in den Videothekenregalen landete. Die Produktionsfirma Uncork’d Entertainment, die wie The Asylum schnelllebigen Horror- und Science-Fiction-Trash für die Video- und TV-Auswertung produziert, geht mit „The Jurassic Games“ in dieser Hinsicht nun zumindest etwas subtiler vor: Regisseur und Co-Autor Ryan Bellgardt, der für das Label schon einen preisgünstigen Creature-Horror namens „Gremlin“ realisierte, bedient sich zwar vordergründig und titelmäßig bei „Die Tribute von Panem“ und „Jurassic World“. Doch die Liste der filmischen Inspirationsquellen von „The Jurassic Games“ ist deutlich länger und lässt den SF-Actioner dadurch schablonenhaft und schal geraten.

    In naher Zukunft haben zehn zum Tode verurteilte Mörder die Möglichkeit, sich durch die Teilnahme an einer quotenstarken TV-Show zu rehabilitieren. Angeschlossen an eine Virtual-Reality-Apparatur, die höchst reale Auswirkungen auf ihren Körper hat, müssen sie in „The Jurassic Games“ in vier Runden nicht nur gegen mordlüsterne Dinosaurier, sondern auch gegeneinander antreten, denn nur der letzte Überlebende erringt die Freiheit. Unter den Kandidaten befindet sich neben der toughen Killerin Joy (Katie Burgess) auch der zweifache Familienvater Tucker (Adam Hampton), der seine Frau ermordet haben soll, aber seine Unschuld beteuert. Während eine Widerstandsgruppe mit einem Anschlag auf den Fernsehsender droht, der „The Jurassic Games“ live überträgt, entwickelt sich Tucker zum Garanten für gute Einschaltquoten und kämpft verzweifelt um sein Überleben…

    Schon der Regelkatalog für die Teilnehmer an dem tempo- und actionreich inszenierten prähistorischen Spiel im Film kommt dem genreaffinen Zuschauer bekannt vor. Halsbänder, die explodieren, wenn man nicht innerhalb einer bestimmten Zeit die Sicherheitszone erreicht, kennt man aus der düsteren Dystopie „Battle Royale“. Und die Widerstandsgruppe, die eine brutale Gameshow absetzen will, in dem ein vermeintlich Unschuldiger ums Überleben kämpft, gab es schon im Schwarzenegger-Klassiker „Running Man“. Im Unterschied zu den Vorbildern, bei denen sich „The Jurassic Games“ ausgiebig bedient, bleibt der gesellschaftliche Kontext hier jedoch außen vor. Ein Interview mit Tuckers Kindern und kurze Einblendungen von Gästen einer Bar, die gebannt die Live-Übertragung verfolgen, sind abseits vom Fernsehstudios die einzigen Szenen, die in der futuristischen Welt spielen, ansonsten findet alles im virtuellen Raum statt.

    Ob Armut, Krieg oder Zerstörung die Gesellschaft geprägt haben, bleibt ähnlich unklar wie die Motive der im Untergrund agierenden Widerstandsgruppe. Diese wird zunächst nur beiläufig erwähnt und schlägt schließlich so unmotiviert und plötzlich zu, als wäre Ryan Bellgardt und seinem Mitautor Galen Cristy kurz vor Ende der Dreharbeiten eingefallen, diese noch schnell ins spannungsarme Skript zu schreiben. Die angedeutete Medienkritik bleibt ohne die Darstellung gesellschaftlicher Hintergründe daher halbgar – daran ändert auch ein eingeblendeter, zynischer Werbespot mit angepriesenen „Jurassic Games“-Actionfiguren nichts. Eine Idee, die – wie sollte es auch anders sein – natürlich aus einem anderen Film („RoboCop“) entlehnt wurde.

    Auch die Darstellerleistungen überzeugen nicht. Seriendarstellerin Perrey Reeves („Entourage“) als eiskalte Programmchefin und Ryan Merriman („Final Destination 3“) als schmieriger, selbstgefälliger Showmoderator bleiben als Antagonisten eindimensional gezeichnet. Eine herbe Enttäuschung ist jedoch vor allem Adam Hampton („Gremlin“), der nicht viel als Identifikationsfigur hermacht. Wenn Tucker mit einer Laserkanone auf schlecht getrickste CGI-Dinosaurier ballert und wie seine Mitspieler in hektischen Prügeleien und Stechereien die Level meistert, versprüht er so viel Charisma wie ein Brontosaurus und so viel Sympathie wie ein Rudel Raptoren.

    Fazit: Bei dem hohen Tempo, mit dem „The Jurassic Games“ durch die mit mangelhaften CGI-Effekten überfrachteten Spiel-Level hetzt, wirkt die angedeutete Medienkritik jederzeit aufgesetzt. Trotz zahlreicher Inspirationen aus bekannten Vorbildern reißen der wenig charismatische Cast und die vorhersehbare Handlung das für den TV- und Videomarkt produzierte B-Movie endgültig in den Trash-Abgrund.

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