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    Willkommen in Siegheilkirchen
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    3,0
    Veröffentlicht am 26. März 2022
    MIT PINSEL UND BUSEN GEGEN RECHTS
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    „Was war er doch für ein wilder Hund“, konnte man damals in den Neunzigern so manche Lehrkraft auf der Graphischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt erzählen hören, die Manfred Deix als Schüler hatte. Ein Nonkonformist und durchaus gerne vulgär – Dinge, die sich einer wie Deix eben leisten hat können. Denn nicht nur wer Geld hat, schafft an. Auch, wer das Talent besitzt, mir nichts dir nichts den Bleistift zückt und das Wesen der Karikatur auf den Punkt bringt, indem bekannte und weniger bekannte Gesichter bekannter und weniger bekannter Zeitgenossen in ihrem Wesen authentisch bleiben, darüber hinaus aber eine groteske Verzerrung erfahren, die ins Tabulose kippt. Die Karikaturen von Manfred Deix sind wunderbar hässlich, böse und gemein. Gerne auch schweinisch und ungustiös. Unterm Strich aber sind die mit Aquarell angefertigten Arbeiten schlichtweg als genial zu bezeichnen, weil sie die dunklen Ecken der österreichischen Seele, des Volkes Bigotterie und seine Selbstgerechtigkeit in einer laut hinausposaunten Verhöhnung punktgenau vorführen. Dazwischen gabs’s auch weniger Zynisches. Zum Beispiel, wenn der Künstler Katzen oder Hunderassen portraitierte, den mit den Nasenlöchern rauchenden Zigaretten-Mummin für Casablanca entwarf oder vollbusige Damen im Dirndl und mit Doppelkinn zähnefletschend feixen ließ. Schön sind diese Visagen alle nicht, aber stilsicher und unverkennbar Deix.

    Nach zehnjähriger Produktionszeit gibt`s nun endlich den Film zu all den bildhaften Eskapaden. Rotzbub heißt er, und könnte unter Umständen neben der Farbe Braun auch autobiographisch gefärbt sein. Denn einen Bleistift, den hält der verträumte Hauptschüler bereits am Kinoplakat herausfordernd in Händen. Noch dazu erwacht im Sommer der Sechzigerjahre irgendwo in Niederösterreich das Interesse an der Weiblichkeit. In Siegheilkirchen – Nomen est Omen – ist für derlei Entwicklungen aber kein Platz. Dominiert wird das Dorfleben von vorgestrigen Restnazis, die inklusive Hitlergruß offen ihre Gesinnung zur Schau tragen, frauenfeindlichen Möchtegern-Patriarchen und Opportunisten, die sich dem Machtgefälle speichelleckend anpassen. Über allem kreist natürlich die katholische Kirche – eine Institution, die Manfred Deix stets am Kieker hatte. Denn es gibt kaum etwas, worüber man mit mehr Genugtuung herziehen kann. Die Dorfjugend sieht die Dinge zunehmend anders, der Traum von gigantischen Oberweiten wird ausgelebt und in der einzigen Bar des Ortes werden ganz neue Rhythmen angeschlagen – allerdings keine einzige Nummer der von Deix so hochverehrten Beach Boys. Zu guter letzt bringt Roma-Mädchen Mariolina den jugendlichen Ungehorsam gegen die Herr Karls dieser kleinen Welt erst so richtig auf Spur.

    Wer Bösterreich sehen will, in all seinen verstörenden Abgründen, sollte sich lieber Ulrich Seidl oder Michael Haneke zu Gemüte führen. Rotzbub ist weit davon entfernt, sich auch nur ernsthaft aus dem Fenster einer launigen Provinzkomödie zu lehnen, was aber angesichts der Werkschau des gebürtigen St. Pöltners vielleicht zu vermuten gewesen wäre. Übrig bleiben vor allem kleine, garstige Ferkeleien wie die braunen Bremsspuren des Bürgermeisters, Flatulenzen oder aufplatzende Eiterwimmerl. Trudes dralle Brüste sieht man auch nur auf dem Blatt Papier, dafür aber gibt’s ein „Zumpferl“ statt des Mannes Nase. Elemente, die sich im Kosmos von Deix immer wieder finden lassen. Als besonders liebevoll gestaltet sich das mit des Künstlers Werken gepflasterte Innen- sowie Außensetting der Szenen – wer genau aufpasst, erkennt so einige Klassiker wieder. Ob das reicht, nebst der stets latenten NS-Nostalgie und einer Anspielung auf das Attentat von Oberwart, die österreichische Volksseele seziert zu sehen? Mitnichten. Das liegt auch daran, dass der Rotzbub als Zentrum des Geschehens eine zwar neugierige und unerfahrene, aber moralisch integre Figur darstellt, die einen konstanten, alles durchdringenden Optimismus erkennen lässt, der wiederum nichts Österreichisches an sich hat. Durch diese Sichtweise gerät der Animationsfilm in eine harm- und zahnlose, recht generisch erzählte Seitenlage. Für Deix selig, der das Projekt am Anfang noch begleitet hat, mag das viel zu geschmackvoll sein.

    Der professionell animierte, manchmal aber vielleicht in den Beinpartien recht ungelenk in Bewegung gesetzte Film ist als liebevolle Verbeugung vor einem großen österreichischen Künstler zu sehen, der weit mehr war als nur bizarres Gewissen auf Papier. Als gallige Satire, wie sie ein Helmut Qualtinger oder Carl Merz angesichts des spießbürgerlichen Perchtenlaufs wohl geschrieben hätte, hat Rotzbub jedoch keine Chance.
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    Mario Gafus
    Mario Gafus

    1 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 6. Juli 2022
    Absolut genial! Die Umsetzung der Deix Charaktere in animierte Figuren is grandios, die Story super und der Film regt zudem an.
    Wat Los?
    Wat Los?

    3 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 12. Januar 2022
    Ich habe den Film heute in der Überraschungs-Preview gesehen. Nach dem Trailer war sehr skeptisch, ob der Film was taugt. Aber ich muss sagen, der hat echt Spaß gemacht. Er ist herrlich obszön, abgedreht und auf spaßige Weise politisch unkorrekt. Auch wenn während der Vorstellung einige wenige das Kino verlassen haben (sie wusste ja vorher nicht was kommt) hatte der Rest des Publikums seine Freude an dem Film. Und darum geht es ja in erster Linie.
    Adrian Winter
    Adrian Winter

    16 Kritiken User folgen

    2,5
    Veröffentlicht am 5. Februar 2023
    Nonconforme Jugendliebe im ausgehenden NS-Regime.Tolles Gewiener mit regionalen Fachausdrücken.Mit kunstbezügen von Van Gogh,Steven Spielberg und ludwig-Hohlwein. Der vermeintliche Humor ist leider recht ungelenk und etwas holzhammerartig, gerade auch in der dümlich infantilen Darstellung der rechtsoffenen Figuren was auch das Machwerk mit zunehmendem Verlauf zur fäkalhumorigen Klamotte macht.
    max Kreitner
    max Kreitner

    1 Kritiken User folgen

    0,5
    Veröffentlicht am 29. November 2021
    Selten so etwas schlechtes gesehen. Der „Film“ ( wenn man es als solches bezeichnen kann) ist weder für Kinder noch Erwachsenen lustig. Schlecht animiert, katastrophale Story und Musik unterirdisch. Von ca.60 Leuten waren zum Schluss nur noch 3 Personen im Kino. Normalerweise hat er nicht mal einen halben Stern verdient. Für mich der miserabelste Film des Jahres!
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