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    Rettet den Zoo
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Rettet den Zoo

    Endlich wieder im Kino lachen

    Von Christoph Petersen

    Als John Cleese 1997 in dem inoffiziellen „Ein Fisch namens Wanda“-Nachfolger „Wilde Kreaturen“ den Auftrag bekam, für einen ruchlosen Konzern die Rendite eines Zoos in die Höhe zu treiben, ordnete er an, in Zukunft nur noch gefährliche Tiere auszustellen und alle übrigen Geschöpfe loszuwerden. Als Reaktion erfanden die Pfleger die absurdesten Geschichten, um selbst ihren harmlosesten Lieblingen noch eine möglichst blutrünstige Grausamkeit anzudichten.

    Regisseur Jae-gon Son setzt in „Rettet den Zoo“, der als erster bundesweiter Start nach dem Corona-Lockdown hoffentlich auch bei der Kinorettung hilft, nun noch einen drauf: In der südkoreanischen Komödie sollen die Besuchermassen nämlich nicht etwa mit Hilfe von Raubtieren, sondern direkt mit Menschen in Plüschkostümen angelockt werden. Das wirkte bereits im Trailer dermaßen grandios durchgeknallt, dass wir ihn kurzerhand zum „lustigsten Trailer seit langem“ gekürt haben. Der Film selbst ist zwar bodenständiger, als man es sich nach der Vorschau womöglich erhofft hatte – aber amüsant und liebenswert ist das tierische Plüsch-Komplott trotz aller Komödien-Konventionen dennoch.

    Die Wärter treten zur Rettung ihres Zoos an - auch wenn sie sich ihren Job als Tierpfleger sicherlich ganz anders vorgestellt haben.

    Als der in einer großen Anwaltskanzlei als Assistent tätige Tae-soo (Jae-hong Ahn) den Auftrag erhält, einen abgewirtschafteten Zoo innerhalb von drei Monaten wieder auf Vordermann zu bringen, ahnt er nicht, wie schlimm es wirklich um den Park bestellt ist: Als er dort ankommt, werden gerade die letzten gepfändeten Tiger abtransportiert – übrig bleiben nur ein paar unspektakuläre Meerkatzen und ein Eisbär mit schweren psychischen Problemen.

    Auch der Plan, einfach neue Tiere zu kaufen, stellt sich als nicht realisierbar heraus, denn allein das Beantragen der behördlichen Genehmigungen würden Monate dauern. Aber dann hat Tae-soo einen Geistesblitz, als er sich eines Nachts ziemlich betrunken vor einer lebensgroßen Tigerattrappe erschrickt: Er lässt möglichst echt wirkende Kostüme anfertigen, mit deren Hilfe sich die Zooangestellten selbst als Gorilla, Eisbär und Faultier ausgeben. So kann der Park zwar wieder öffnen, aber die Besucherströme bleiben zunächst aus – bis der falsche Eisbär in einem vermeintlich unbeobachteten Moment zur Cola-Flasche greift und so zur Internetsensation avanciert...

    Coco Cola und Sozialkritik

    Im Gegensatz zur absurden Tierkostüm-Prämisse verläuft das ganze Drumherum in bekannten Bahnen: Ein Geschäfts-Typ verfolgt ganz knallhart seine Aufgabe, bis er die Menschen (und verbliebenen Tiere) so sehr zu schätzen lernt, dass er sich schließlich auf ihre Seite und damit gegen seine eigenen Auftraggeber stellt. „Rettet den Zoo“ ist dementsprechend alles andere als unvorhersehbar – und dennoch gibt es eine Reihe von Szenen, die ganz wunderbar die Verlogenheit vieler vermeintlich sozialer Aktionen von Großkonzernen offenlegen: Da wird dann ein Business-Meeting nicht im Schickimicki-Schuppen, sondern in einem Kaufhaus-Restaurant abgehalten, um Bürgernähe zu demonstrieren. Zugleich wird das Lokal für den Termin aber für den normalen Verkehr geschlossen, weshalb die ach so nahen Bürger von Bodyguards brüsk an der Tür abgewiesen werden.

    Ob die Produzenten von „Rettet den Zoo“ auf der anderen Seite Geld für den Cola-trinkenden Eisbär (alles außer echte Coca Cola rührt er nicht an!) bekommen haben oder ob es einfach nur eine Anspielung auf die populären Werbespots des Getränkekonzerns ist, wissen wir nicht. Aber auf jeden Fall gehört der viral gehende Polar-Vierbeiner ebenso zu den Höhepunkten des Films wie das an die lustigsten Momente aus „Zoomania“ erinnernde Faultier und der Gorilla, der in einem Supermarkt nicht nur randaliert, sondern anschließend auch noch den Videorekorder mit den Überwachungsaufnahmen mitnimmt.

    Der Gorilla ist ja nicht doof - und lässt nach seiner Supermarkt-Randale direkt alle Beweise mitgehen.

    Dass die plüschigen Pointen trotz des generischen Plots so zuverlässig sitzen und nicht einfach nur albern sind, hat dabei auch viel mit der Qualität der Kostüme und Performances zu tun: Denn wenn man die verkleideten Wärter nicht gerade in Supernahaufnahme sieht, dann könnten die Tiere tatsächlich als echt durchgehen (ganz im Gegensatz zum weniger gelungenen „realen“ CGI-Eisbären, der aber zum Glück nur eine kleine Rolle spielt). Vor allem das Faultier ist abgesehen von der Größe (in der Natur sind die Säuger kleiner, aber wer weiß das schon) wirklich großartig gelungen.

    Im Film wird auch das reale Video von einem Zoo-Prank gezeigt, in dem Besucher panisch vor einem Gorilla im Menschenkostüm fliehen – dazu kommt die Erklärung, dass die Leute es augenblicklich glauben, weil sie schlicht nicht damit rechnen, dass es in einem Zoo falsche Tiere geben könnte. Nach dem Trailer haben wir gedacht, „Rettet den Zoo“ wird eine absurde Komödie, die völlig über die Stränge schlägt – aber stattdessen wird die völlig abgefahrene Prämisse (fast schon) glaubhaft verkauft. Das ist ganz anders als erwartet, aber dennoch eine charmante Freude mit einer schönen Moral.

    Fazit: Mit am meisten haben wir in der Zeit des Corona-Lockdowns das gemeinsame Lachen im Kino vermisst – und „Rettet den Zoo“ ist genau der richtige Film, um da pünktlich zur Wiedereröffnung Abhilfe zu schaffen.

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