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    Trixie
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Trixie
    Von Martin Soyka

    Immer wieder geschieht es, dass einem eine DVD in die Hände fällt und ein obskurer Titel Neugierde weckt. Viele illustre Namen stehen auf dem Cover, und der Klappentext verheißt einen interessanten oder zumindest unterhaltsamen Film. Ein solcher Fall ist „Trixie“. Bekannte Stars auf der Besetzungsliste, großer Produzent, namhafter Regisseur. Da kann doch einfach nichts schief gehen. Zehn Minuten nach Filmstart setzt allmählich Ernüchterung ein, und es wird klar, weshalb dieses Werk keinen höheren Bekanntheitsgrad erlangte. Alan Rudolphs Krimi-Komödie „Trixie“ ist ein Musterbeispiel dafür, wie aus guten Zutaten ein kaum genießbares Produkt fabriziert wird.

    Trixie Zurbo (Emily Watson) ist eine recht schlichte Person und arbeitet bei einer Sicherheitsfirma, die in Supermärkten für Ordnung sorgt. Sie träumt aber von mehr, möchte richtige Detektivin sein. Eines Tages erhält sie ein Angebot eines Spielcasinos im Norden. Kurzerhand packt sie ihre Sachen und heuert dort an. Der Job scheint leicht, sie muss keine Waffe tragen, nur die Augen und Ohren offen halten. Schnell lernt sie allerlei bunte Vögel kennen: Kirk Stans (Nathan Lane) ist ein abgehalfterter Stand-Up-Comedian, der zwischen zwei Vollräuschen flaue Witzchen vor nicht vorhandenem Publikum reißt, dazu kommen die Animierdame Ruby (Brittany Murphy) und der Aufreißer Dex (Dermot Mulroney), ein windiger Senator (Nick Nolte), ein Bauunternehmer (Will Patton) und ein in die Jahre gekommenes leichtes Mädchen namens Dawn (Lesley Ann Warren). Als diese eines Morgens plötzlich verschwindet, sieht Trixie ihre Chance gekommen. Das ist der Fall, auf den sie gewartet hat. Und dann geht es plötzlich um ein Videoband und eine Leiche….

    „Was ist denn das für eine faule Einrede?“ - Trixie

    Eine sinnvolle Handlung gibt es in „Trixie“ nicht, auch von Spannungsbögen oder interessanten Wendungen kann keine Rede sein. Der Film ist in Einzelszenen angelegt, manche wie der große Dialog zwischen der Titelfigur und dem Senator dauern geschlagene zehn Minuten. Regisseur Rudolph enthält uns Identifikationsmöglichkeiten vor, im umfangreichen Figurenarsenal ist keine einzige sympathische Person vertreten. Die Protagonistin bildet da keine Ausnahme. Trixie möchte gerne eine große Detektivin sein, hat aber als kleines Kind eine Bowlingkugel an den Schädel bekommen. Folgerichtig hat sie die Schule nur bis zur fünften Klasse besucht und leidet unter Wortfindungsschwierigkeiten. Sie spickt dennoch praktisch jeden ihrer Sätze mit Redewendungen, die sie aber ausnahmslos fehlerhaft verwendet. Da heißt es dann „Es könnte jemand sterben und tot sein“ oder „Du bist auf der Spitze des Eisberges gelandet und hast dir dabei richtig schön die Finger verbrannt“. Ein schönes Beispiel ist auch: „Wo ist hier bei Ihnen der Orkus?“ Sparsam dosiert und an der richtigen Stelle platziert, kann so etwas ganz lustig sein (wie es richtig gemacht wird demonstriert Die nackte Kanone), wenn die Figur aber ausschließlich so redet, regt sich beim Zuschauer sehr bald Unwillen. Dieser Running Gag ist höchstens für Nebenfiguren geeignet, nicht jedoch für Hauptrollen. Dass Nick Noltes Charakter ganz ähnlichen Mist von sich gibt, macht die Sache nicht besser.

    „Trixie“ wartet mit einer eindrucksvollen Besetzung auf: Emily Watson (Punch-Drunk Love, Geliebte Lügen) in der Titelrolle wird flankiert von prominenten Darstellern wie Dermot Mulroney (Die Familie Stone, Zodiac) Nick Nolte (Kap der Angst, Der schmale Grat), Nathan Lane (The Producers), Brittany Murphy (8 Mile, Sin City), Lesley Ann Warren (Secretary, „Victor/Victoria“) und Will Patton (Postman, Ein mutiger Weg). Doch weder das uninspirierte Drehbuch noch Rudolphs planlose Regie fordern das Potential der hochkarätigen Schauspieler. Tatsächlich sind alle Figuren reine Abziehbilder und ihre Aktionen meist ebenso dumm wie klischeebehaftet. Das gilt unterschiedslos für Haupt- und Nebenfiguren: dümmliche Killer, schwachsinnige Regierungsbeamte, blödkopferte Gangster, sie alle sind hier zu Hause.

    Warum verknallt sich der Aufreißer Dex, der keinem Rockzipfel widerstehen kann, ausgerechnet in die so wenig libidinöse Trixie? Und warum sie sich in ihn? Weil es die Filmemacher so wollen, deshalb. Wie konnte ein derart degeneriertes Subjekt wie der von Nick Nolte verkörperte Drummond Avery, der den ganzen Film über keine einzige sinnvolle Dialogzeile von sich gibt, Senator werden? Weil es so sein muss, deshalb. Das alles ist willkürlich und völlig abwegig. Besonders ärgerlich ist auch, dass die wirklich talentierte Brittany Murphy immer gleich besetzt wird und dass die eigentlich umwerfende Lesley Ann Warren mal wieder eine hohle Säuferin spielen muss.

    „Trixie“ ist eine Mogelpackung. Auf der DVD-Hülle prangt groß und breit der Name „Robert Altman“, als ob der Film vom Großmeister höchstselbst stammen würde. Dieser ist aber hier der Produzent. Erst bei genauerem Hinsehen wird klar, dass der Regisseur des Films Alan Rudolph heißt, der früher mal 2nd Unit Director bei Altman (Short Cuts, Last Radioshow, Gosford Park) war. Und Rudolph hat beileibe nicht nur gute Filme gedreht, obwohl er sich mit Werken wie „Choose Me – Sag ja“ und „The Moderns“ im Laufe der Achtziger ein gewisses Renommee erarbeitet hat. Sein bisher letzter passabler Versuch war „Tödliche Gedanken“ aus dem Jahr 1991. Fast berüchtigt ist dagegen der völlig missratene „Breakfast Of Champions“ von 1999, den Rudolph mit bemerkenswerter Konsequenz an die Wand gesetzt hat. Die weder spannende noch witzige Krimi-Komödie „Trixie“ gelang dem Regisseur ein Jahr später nicht viel besser.

    Ein „rätselhafter Verschwörungsthriller“ soll dieser Film laut Coveraufdruck sein. Das ist eine fadenscheinige Übertreibung der Marketing-Strategen des Verleihs. Fesselndes oder Erregendes bietet „Trixie“ nicht, und die Krimi-Handlung, die im Kern völlig konventionell und dazu noch abgegriffen ist, setzt erst nach geschlagenen vierzig Minuten ein. Die Entlarvung des Mörders am Ende geschieht dazu nur im Vorübergehen, ein passendes Motiv wird einfach so aus dem Hut gezaubert. Plausibel ist das nicht, sondern eher ärgerlich.

    Was für ein Film ist „Trixie“ nun? Ein Krimi nicht, denn der Plot ist lächerlich schwach konstruiert. Eine Komödie? Nein, es gibt nicht genug zu lachen. Eine Satire? Okay, bissig ist der Film, aber Rudolph drückt sich um eine klare Aussage herum. Außer Gemeinplätzen wie „Politiker und Unternehmer sind Schweine“ hat der Regisseur und Co-Autor auch in dieser Hinsicht nicht viel zu bieten. Nach diesem Reinfall nahm Alan Rudolph nur noch zwei Mal auf dem Regiestuhl Platz, und zwar für Investigating Sex – Auf der Suche nach dem perfekten Orgasmus und für „The Secret Lives Of Dentists“. Seit 2002 ist nichts mehr von ihm zu hören, was gemessen an „Trixie“ kaum Bedauern auslösen kann.

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