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    Batman: Gotham By Gaslight
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Batman: Gotham By Gaslight
    Von Björn Becher

    Mit „Gotham By Gaslight“ begründeten „Hellboy“-Erfinder Mike Mignola und Autor Brian Augustyn (unter anderem „The Flash“) 1989 eine neue Art von Comics beim „Batman“- und „Superman“-Verlag DC: In den sogenannten „Elseworld“-Geschichten werden Figuren aus dem Superhelden-Comic-Universum losgelöst von der eigentlichen Kontinuität für einzelne Abenteuer in komplett andere Settings versetzt. Als erstes ließen Mignola und Augustyn Batman im Jahr 1889 gegen Serienkiller Jack The Ripper kämpfen. Nun wurde die berühmte Comic-Kurzgeschichte endlich verfilmt, wobei Regisseur Sam Liu („Batman: The Killing Joke“) und sein Autor James Krieg („DCU: Batman und Harley Quinn“) die Vorlage sehr frei interpretieren, die Handlung massiv ausbauen und auch die im Comic sehr offensichtliche Identität des Killers komplett ändern. Ihr Animationsfilm „Batman: Gotham By Gaslight“ wird dadurch zu einem düsteren Whodunit mit einigen überzeugenden visuellen Einfällen...

    Während des viktorianischen Zeitalters will Bruce Wayne (Stimme im Original: Bruce Greenwood) seiner Heimatstadt Gotham ein neues Image verpassen. Doch die Weltausstellung, die für neuen Glanz sorgen soll, wird überschattet, weil ein irrer Serienkiller sein Unwesen treibt. Der sich selbst Jack The Ripper nennende Täter tötet Frauen aus den unteren Schichten, die ihr Geld damit verdienen, Männer zu unterhalten – wie die Nachtclub-Tänzerin Poison Ivy, sein jüngstes Opfer. Längst hat sich auch Bruce Wayne mit seinem Alter Ego, Verbrechensbekämpfer Batman, auf die Jagd gemacht und versucht Hinweise auf die Identität des Killers zu finden – zumal einige in der Stadt glauben, dass der maskierte Rächer selbst der Ripper ist. Währenddessen versucht auch Selina Kyle (Jennifer Carpenter), eine toughe Schauspielerin und Kämpferin für Frauenrechte, hinter die Identität des Mörders zu kommen...

    Während sich in der Comicvorlage der Killer Jack The Ripper hinter einer komplett neu eingeführten Figur verbirgt, machen Liu und Krieg in der Filmadaption schnell klar, dass ein bekanntes Gesicht aus dem Comic-Universum ein Doppelleben führt – und bieten dabei genug Auswahlmöglichkeiten an: Beiläufig und sinnvoll sind zahlreiche Gestalten aus Batmans Graphic-Novel-Abenteuern in die Geschichte eingewoben und wenn der Psychiater Hugo Strange (William Salyers) einer besorgten Frau erklärt, dass ein Riesenrad nicht gefährlich für den menschlichen Körper ist, oder der irische Cop Harvey Bullock (John DiMaggio) seine Hass-Tiraden abliefert, dann weiß man nicht, ob das Aufblitzen ihrer diabolischen Seite nur ein kleines Easter-Egg für Comic-Fans ist oder ein Hinweis, dass es sich um den Killer handelt.

    Auch wenn das Mörder-Rätsel am Ende nicht ganz konsequent aufgelöst wird, weil sich eine der erzählerischen Nebelkerzen zur Ablenkung im Zusammenhang als unsinnig erweist, hat es insgesamt großen Reiz, der Frage nach der wahren Identität von Jack The Ripper nachzugehen. Passend dazu zeigt Liu seinen Titelhelden oft als Detektiv und baut sogar einen kleinen Verweis auf dessen „guten Freund“ Sherlock Holmes ein. Ein paar der vielen Erweiterungen gegenüber der sehr kurzen Vorlage dienen nur dazu, halbwegs auf Spielfilm-Laufzeit zu kommen, aber die Entscheidung, Selina Kyle als zweite Hauptfigur einzubauen, erweist sich als kluger Schachzug. Als Aktivistin, die selbst ihren Mann stehen kann, bietet sie Batman wie auch Bruce Wayne die Stirn und ist so für einige der besten Szenen verantwortlich.

    Der düstere und mit Blut nicht geizende, in den USA daher nur für Erwachsene, in Deutschland ab 16 Jahren freigegebene Animationsfilm bietet natürlich auch das, was man sich von einem Batman-Film erwartet: ein paar schicke Actionszenen, wobei sich der aufgrund des historischen Settings vieler seiner technischen Hilfsmittel beraubte Held vor allem auf seinen Verstand und seine Fäuste verlassen muss. Wenn sich der Dunkle Ritter und der Ripper in den Straßen Gothams prügeln, gibt es die visuell besten Momente in dem ansonsten ordentlich, aber nicht herausragend animierten Film. Dabei kommt es zu einem Kampf auf einem fliegenden Zeppelin mit einer zwischenzeitlichen Verfolgungsjagd über Häuserdächer, die mit Referenzen an 2D-Jump'n'Run- und Prügelspiele in Szene gesetzt wird. Auch hier erweist es sich als Plus, dass Liu anders als einige seiner Kollegen bei anderen DC-Animationsfilmen der jüngeren Vergangenheit nicht nur mehr oder weniger die Panels der Vorlage reproduziert, sondern mehrfach komplett eigene Wege geht.

    Fazit: „Batman: Gotham By Gaslight“ gehört zu den besseren DC-Animationsfilmen. Auch wenn ein paar der Erweiterungen gegenüber der kurzen Vorlage eher Lückenfüller sind, sorgen viele frische Ideen für einen düsteren Horror-Whodunit.

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