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    The Haunting Of Sharon Tate
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Haunting Of Sharon Tate

    Pünktlich zum 50. Jahrestag der Manson-Morde

    Von Lutz Granert

    Der brutale Mord an Sharon Tate ist eines der berühmtesten Verbrechen Hollywoods. Die Stil-Ikone der Swinging Sixties war hochschwanger, als sie sich am 8. August 1969 in ihrem Haus am Cielo Drive in Los Angeles mit Freunden die Zeit vertrieb, bis ihr Ehemann, der Regisseur Roman Polanski, einige Tage später pünktlich zum errechneten Geburtstermin von Dreharbeiten in Europa zurückkehren sollte. Doch zu dem Wiedersehen kam es nicht mehr. Gegen Mitternacht verschafften sich vier Mitglieder der Manson Family Zutritt zu ihrem Grundstück und ermordeten Sharon Tate und ihre drei Freunde mit rituell durchgeführten Messerstichen, insgesamt 78 an der Zahl. Auch der zufällig anwesende Student Steven Parent wurde von den Sektenmitgliedern ermordet, allerdings mit vier Pistolenschüssen.

    Während der Ablauf 50 Jahre nach der Tat auch durch diverse Gerichtsprozesse inzwischen minutiös rekonstruiert werden kann, gibt ein Interview von Sharon Tate am 1. August 1968, also über ein Jahr vor ihrem Tod, noch immer Rätsel auf. Darin berichtete sie dem spirituell angehauchten Print-Magazin „Fate“ von einem Alptraum, in dem sie sich und ihren Ex-Verlobten Jay Sebring als Opfer von Eindringlingen in ihrem Haus und mit durchgeschnittener Kehle erkannte. Hatte Sharon Tate eine Vision ihres bevorstehenden Todes? Daniel Farrands („The Amityville Murders“) strickt aus dieser Frage in „The Haunting Of Sharon Tate“ einen packenden Horrorthriller, in dem irgendwann aber auch die Handlung selbst zwischen Fakt und Fiktion verlorengeht.

    Disney-Star Hillary Duff als eines der berühmtesten Mordopfer aller Zeiten: Sharon Tate.

    Als die hochschwangere Sharon Tate (Hilary Duff) am 6. August 1969 mit ihrem Ex-Verlobten Jay Sebring (Jonathan Bennett) sowie ihren Freunden Wojciech Frykowski (Pawel Szajda) und Abigail Folger (Lydia Hearst) in ihrem malerisch gelegen Anwesen in Bel Air ankommt, ist die Stimmung zunächst ausgelassen. Mit Gesellschaftsspielen und Sonnenbaden vertreibt sich die kleine Gruppe die Zeit. Doch Sharon wird zunehmend von Alpträumen und Halluzinationen geplagt, die davon künden, dass bald etwas Schreckliches passieren wird. Die junge Frau wird zunehmend paranoid – bis sie und ihre Freunde einige Tage später nachts tatsächlich ungebetenen Besuch bekommen...

    Der Regisseur und Drehbuchautor Daniel Farrands erhebt das Spiel mit Realität und Fiktion, Schicksal und Vorhersehung zum Leitmotiv seines Horrorthrillers: Dabei springt er zwischen einer durch Gerichtsakten belegten Nachstellung der wahren Ereignisse sowie einem fiktiven „Was wäre wenn“-Szenario, in dem Tate und ihre Freunde die Eindringlinge bezwingen, hin und her. Allerdings ist bei der daraus resultierenden Widersprüchlichkeit keine bestimmte Intention erkennbar. Stattdessen ist es einfach nur verwirrend. Albtraumhafte Visionen, Dialoge über die Unabänderlichkeit des Schicksals und besonders das übersinnlich angehauchte Finale drohen zudem, den potentiell soliden Psychothriller zum hohlen Esoterik-Kitsch zu machen, der ein grausames Verbrechen zynisch als potenziell „vermeidbar“ (wenn man nämlich nur auf die Zeichen gehört hätte) verhöhnt.

    Disney-Star auf Abwegen

    Abseits der unnötig oft eingestreuten billigen Jump Scares funktionieren ein toter Hund bei einem Spaziergang oder ein wie von Zauberhand startendes Achtspur-Demoband, das der ambitionierte Musiker Charles Manson tatsächlich noch 1968 dem Musikproduzenten Terry Melcher (der Vorbesitzer des Polanski-Tate-Anwesens) übergab, allerdings ganz hervorragend als Vorboten des Schreckens. Diese bedrohliche Atmosphäre wird noch verstärkt durch die zwar dick aufgetragenen, aber schwebend-unheilvollen und somit wirkungsvollen Electro-Klangteppiche von FANTOM.

    Hervorzuheben ist dabei die Performance von Pop-Sängerin und Ex-Disney-Teenie-Star Hilary Duff („Lizzie McGuire“), die hier mutig gegen ihr Image anspielt und in ihrem ersten Genrefilm überhaupt eine überraschend solide Vorstellung abgibt. Mal hysterisch-verzweifelt, mal fest entschlossen verkörpert sie die zunehmend psychotische Sharon Tate mimisch vielseitig. Trotzdem vermag „The Haunting Of Sharon Tate“ dem berühmten Kriminalfall keine neuen Erkenntnisse abzutrotzen. Es bleibt abzuwarten, ob Quentin Tarantinos neuer Streich, „Once Upon A Time… In Hollywood“, der ebenfalls 1969 im Umfeld von Sharon Tate angesiedelt ist, in dieser Hinsicht mehr zu bieten haben wird.

    Fazit: Ein düster-unheilvoller Score und eine engagierte Performance von Hilary Duff entschädigen nur bedingt für das sonderbare Fantasieren über Schicksal und Vorhersehung, das zwar zunächst ganz vielversprechend anmutet, aber dann doch schnell im Nichts versandet.

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