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    Sharknado 6 - The Last One (Es wurde auch Zeit!)
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Sharknado 6 - The Last One (Es wurde auch Zeit!)

    Ist "Sharknado 6" ein Hai-Light oder übler Trash?

    Von Antje Wessels

    Wann ist ein Trashfilm wahrhaftiger Kult und wann einfach nur kalkulierter Müll? Daran scheiden sich seit jeher die Geister. Für die eine Fraktion ist es zwingend notwendig, dass die Macher ernstgemeinte Ambitionen hatten, an denen sie dann krachend gescheitert sind (bestes Beispiel: „The Room“). Für andere reicht es hingegen schon, wenn die ganz genau um die Anti-Qualität ihrer Arbeit wissenden Macher ein möglichst absurdes Filmerlebnis vorlegen, um dann gemeinsam mit den Zuschauern über das Ergebnis zu lachen. Die 2013 ins Leben gerufene „Sharknado“-Reihe gehört definitiv in die zweite Kategorie. Regisseur Anthony C. Ferrante („Hänsel & Gretel“) hatte zuvor bereits mehrere sogenannte Mockbuster (Billig-Versionen aktueller Großproduktionen) inszeniert und durfte sich mit einem damals verhältnismäßig stolzen Budget von zwei Millionen US-Dollar an der Idee abarbeiten, die zwei gängigen Trash-Klischees Haie und Tornados unter einen Hut zu bekommen. Das Ergebnis war ein Film, wie man ihn tatsächlich noch nie gesehen hatte – aber irgendwie war „Sharknado – Genug gesagt!“ auch ziemlich lahm.

    Für riesiges Aufsehen sorgte die Asylum-Produktion trotzdem – allein schon wegen der hanebüchenen Prämisse, die dem fürs TV gedachten ersten Teil sogar eine limitierte Kinoauswertung einbrachte: Wirbelstürme mit Haien drin – das übertraf selbst die absurdesten Hai-Trash-Ideen wie Haie im Schnee („Snow Sharks“), Haie in der Wüste („Sand Sharks“) und dreiköpfige Haie („3-Headed Shark Attack“) bei weitem. Die Folgen sind bekannt: Fünf Fortsetzungen, kontinuierlich (wenn auch auf niedrigem Niveau) steigende Budgets und eine stetig wachsende Fangemeinde bis in höchste Promikreise, die zugleich eine von Teil zu Teil anwachsende Heerschaar an Cameo-Auftritten mit sich brachte, verhalfen „Sharknado“ nicht zu einem beachtlichen B-Movie-Kultstatus auch außerhalb der Hardcore-Trashfilm-Gemeinde. Trotzdem soll damit jetzt Schluss sein. „Sharknado 6 - The Last One (Es wurde auch Zeit!)“ markiert den Abschluss dieser gigantomanischen, in Anbetracht der Zuschauerzahlen zuletzt aber auch schon ein wenig schwächelnden Nischensender-Erfolgsgeschichte. Dafür haben die Macher nun noch einmal ganz tief in die angemessen mies aussehende Trickkiste gegriffen und feuern – im wahrsten Sinne des Wortes – aus allen Rohren. „Sharknado“-Fans werden es genießen, alle anderen werden es vermutlich eh nicht gucken.

    Die ständige Bedrohung durch die Sharknados muss endlich ein Ende haben! Um das Problem bei der Wurzel zu packen, reist Fin Shepard (Ian Ziering) auf einem Dinosaurier in die Steinzeit zurück, um dort den allerersten Sharknado der Geschichte zu verhindern. Aber es kommt ganz anders: Fin findet nicht nur heraus, dass eine Reihe vermeintlich toter Freunde in Wahrheit ganz schön lebendig ist. Mit dem einen Sharknado ist es außerdem nicht getan. Und so reisen er, April (Tara Reid), Nova (Cassandra Scerbo) und alle, die gerade nichts Besseres zu tun haben, von der Steinzeit ins Mittelalter, statten anschließend dem Wilden Westen einen Besuch ab und werfen sogar einen Blick in die Zukunft. Alles nur, um den Haien endgültig den Garaus zu machen und ein für alle Mal Sonnenschein in die Welt zu bringen…

    Dass in einem einzigen Film die Artus-Saga, Dinosaurier und Nazis auftauchen, ist in der heutigen Filmwelt gar nicht so verrückt, wie es zunächst klingt – schließlich passiert sowas heuzutage nicht mal mehr nur im Trash-Genre, sondern auch im Blockbuster-Kino wie der „Transformers“-Reihe: Krachbumm-Experte Michael Bay hat in „Transformers 5: The Last Knight“ schließlich ebenfalls genüsslich auf jedwede Form der Erzählkonvention gepfiffen und einfach zusammengewürfelt, was ihm gerade in den Sinn kam. Gegen das, was Drehbuchautor Scotty Mullen (schrieb passenderweise auch die Skripts zu den Mockbustern „Jurassic School“, „King Arthur And The Knights Of The Round Table“ sowie „5-Headed Shark Attack“) in „Sharknado 6“ auffährt, fühlt sich jedoch selbst der Plot von „Transformers 5“ an wie das spießigste Drehbuch aller Zeiten. Das ist aber auch kein Wunder, denn irgendwie müssen die Macher zum Abschluss ja nochmal einen draufsetzen – sie haben schließlich in „Sharknado 3“ immerhin schon einen Hai ins Weltall geschossen!

    Und so bleiben Ritter, Dinos und Adolf Hitler längst nicht die einzigen Hindernisse, mit denen es der vor allem wieder aus der Ur-Besetzung bestehende Cast hier zu tun bekommt. Dank des übergeordneten Themas Zeitreisen tragen auch geschichtsträchtige Figuren wie Cleopatra, Billy the Kid (Jonathan Bennett) und Albert Einstein ihren Teil zur „Sharknado“-Saga bei. Außerdem können die Haie im sechsten Teil der Trash-Saga nicht bloß Feuer speien, sondern auch Laserstrahlen verschießen. Sie dienen als Reittier, fressen Dinosaurier und erweisen sich in der Zukunft als metallene Monster, was sie auch nicht gerade weniger gefährlich macht. Und wer sich, wie Hauptfigur Fin, nun fragt, wie denn wohl die Menschen der Zukunft aussehen, wenn die Haie komplett aus Metall bestehen: Laut „Sharknado 6“ besteht die Weltbevölkerung in wenigen Jahren ausschließlich aus Tara-Reid-Klonen. Ob das nun eher Dystopie oder Utopie ist, muss jeder Zuschauer selbst entscheiden.

    Das hier aufgefahrene Arsenal an Figuren und Themen stellt in seiner schieren Masse alles bisher Dagewesene innerhalb der „Sharknado“-Reihe noch einmal in den Schatten. Mit ihrer zügellosen „Jetzt erst recht!“-Attitüde bieten die Macher vor allem den Fans genau das, was sie wollen. Die gerade im ersten Teil noch so lahmen Füllszenen, die wie bei Mockbustern üblich in erster Linie dazu dienten, den Film irgendwie auf Spielfilmlänge aufzublasen, nehmen hier nur noch einen sehr geringen Raum ein. „Sharknado 6“ besteht tatsächlich überwiegend aus abwechslungsreich inszenierten Kämpfen zwischen Hai und Mensch. Nicht ganz so abwechslungsreich gerät dagegen die Story. Der wollen wir an dieser Stelle zwar nicht mehr Priorität beimessen, als sie bei einem Film dieser Couleur besitzt. Doch selbst in den noch nicht einmal 90 Minuten wird das sich ständig wiederholende Erzählmuster rasch ermüdend: Fin und seine Freunde reisen in ein bestimmtes Zeitalter, kämpfen hier mit allerlei standesgemäßen Mitteln gegen den Sharknado und springen dann ins nächste Zeitalter, wo sich derselbe Ablauf wiederholt. Zu sehen gibt es so zwar jede Menge absurde Hai-Action, aber wenigstens einen Hauch erzählerischer Ambition sollte man auch von einer solchen Produktion erwarten dürfen.

    Je nach Standpunkt sehen die Computereffekte in „Sharknado 6“ entweder verdammt mies oder eben so richtig schön mies aus. Im Vergleich zu den vorherigen Teilen möchte man fast meinen, die Verantwortlichen hätten sich sogar noch einmal extra wenig Mühe gegeben. So sehen nicht mehr nur die ambitionierteren Animationen wie die der Dinosaurier oder der Haie furchtbar aus. Noch nicht einmal bei so einer simplen Aufgabe wie dem Kaschieren eines Greenscreens wurde sich Mühe gegeben. Während man zumindest im ersten Teil noch den Eindruck hatte, das Budget hätte einfach nicht ausgereicht, um bessere Effekte präsentieren zu können, sind die schlechten Computertricks (mit Ausnahme des liebevoll animierten Zeichentrick-Vorspanns) mittlerweile ohnehin zu dem Markenzeichen der Filmreihe geworden. Und das muss man den Verantwortlichen lassen: Sie zelebrieren ihr Nichtkönnen auf diesem Gebiet in allen Bereichen. Das gilt übrigens auch für den Cast, der wieder einmal absolut hemmungslos overacted. Zumindest das werden wir an der „Sharknado“-Reihe so gar nicht vermissen.

    Fazit: „Sharknado 6 - The Last One (Es wurde auch Zeit!)“ ist für Fans ein absolutes Hai-Light - alle anderen können froh sein, dass es nun endlich vorbei ist.

    „Sharknado 6“ läft in Deutschland am 23. August 2018 um 20.15 Uhr auf SYFY.

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