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    Intrigo: Samaria
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Intrigo: Samaria

    Ein wenig spannendes Darsteller-Duell

    Von Markus Tschiedert

    Als im Herbst 2018 mit „Intrigo: Tod eines Autors“ eine neue Filmtrilogie im Kino begann, waren die Macher zuversichtlich. Der mit drei inhaltlich nicht zusammenhängenden, aber thematisch verwandten Geschichten die Vorlagen liefernde schwedische Autor Håkan Nesser ist schließlich ein Bestseller-Garant und wird gern in einem Atemzug mit Stieg Larsson (mit dessen „Millennium“-Trilogie um Hackerin Lisbeth Salander der Skandinavien-Krimiboom im Kino vor zehn Jahren erst so richtig ausgelöst wurde) und Jussi Adler-Olsen (berühmt für seine Carl Mørck-Krimireihe mit Verfilmungen von „Erbarmen“ bis „Verachtung“) genannt. Regisseur Daniel Alfredson, der schon an der „Millennium“-Trilogie beteiligt war, drehte gleich alle drei Teile hintereinander ab – so viel Vertrauen hatten die Macher in das Projekt.

    Doch „Intrigo: Tod eines Autors“ enttäuschte nicht nur finanziell, sondern auch viele Besucher und so werden nun ein Jahr später die beiden Nachfolger nach mehreren Verschiebungen am selben Tag rausgehauen – so als wolle man die Ladenhüter nur irgendwie noch im Kino abladen. Da die Geschichten sowieso nicht miteinander verknüpft sind, kann der Zuschauer ohnehin selbst entscheiden, was er zuerst sehen will: Den Abschluss „Intrigo: In Liebe Agnes“ oder doch erst einmal den eigentlichen „zweiten“ Teil „Intrigo: Samaria“. In beiden Fällen wird schnell klar, warum der Erfolg von „Verblendung“ und Co. in weiter Ferne liegt: Nesser ist nun mal nicht Larsson oder Adler-Olsen. Deren düstere Szenarien und verstörende Blicke in menschliche Abgründe, die ihre Werke so faszinierend machen, sollte man nicht erwarten, aber vor allem: Spannung gibt es in „Intrigo: Samaria“ kaum.

    Dokumentarfilmerin Paula sucht die Wahrheit.

    Vor zehn Jahren soll Jacob Kall (Jeff Fahey) seine Tochter misshandelt und schließlich ermordet haben. Auch wenn die Leiche von Vera Kall (Millie Brady) nie gefunden wurde, sitzt er seitdem als verurteilter Mörder im Knast. Wiederholt beteuert er seine Unschuld, auch in Gegenwart der Dokumentarfilmerin Paula Polanski (Phoebe Fox), die mit Vera befreundet war und ihr Verschwinden auf den Gutshof Samaria für einen Film aufklären will. Überzeugt davon, dass der verdorbene Alte tatsächlich die Tat begangen hat, will sie ihm vor laufender Kamera das Versteck der verschwundenen Leiche herauspressen. Weil ihr das nicht gelingt und es auch noch viele offene Fragen gibt, fängt Paula an, zu recherchieren. Bald nimmt sie besonders den damaligen Lehrer Henry (Andrew Buchan) ins Visier, der ein ganz besonderes Verhältnis zu Vera hatte.

    So vielversprechend diese Ausgangssituation klingen mag, so wenig spannend ist ihre Umsetzung. Sobald Paula den anfangs noch zögerlichen Henry dazu überredet hat, in einem abgelegenen Häuschen die Ungereimtheiten in dem zehn Jahre zurückliegenden Kriminalfall zu erörtern, entwickelt sich „Intrigo: Samaria“ zum kammerspielartigen Zwei-Personen-Stück. Nun wird sehr viel geredet und es werden von beiden Seiten Geheimnisse offengelegt, wodurch die jeweiligen Beziehungen zur Toten in Zweifel gezogen werden. Nicht selten wirkt das wie ein Ablenkungsmanöver vor den Fragen, die viele Zuschauer beschäftigen dürften: Wer hat Vera ermordet und wo ist ihre Leiche? Doch das interessiert die Macher weniger. Die vielen psychischen Verdrehungen der anfangs noch so normal wirkenden Figuren stehen stärker im Fokus als der damalige Tathergang. So ist die Auflösung am Ende zwar durchaus überraschend, aber für echte Krimi-Freunde kaum befriedigend.

    Trockene Langweile

    Phoebe Fox, bekannt aus dem Horrorfilm „Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“, und ihr britischer Landsmann Andrew Buchan, der in Ridley Scotts „Alles Geld der Welt“ John Paul Getty II. spielte, geben noch ihr Bestes, um sich einen brisanten Schlagabtausch zu liefern, der sogar in körperlicher Gewalt endet. Aber auch wenn dieses Schauspielerduell seine reizvollen Seiten hat, gelingt es Regisseur Daniel Alfredson zu keinem Zeitpunkt, mit seiner staubtrockenen Inszenierung Spannung zu erzeugen. Wenn man den Protagonisten in einem recht gemütlich eingerichteten Haus dabei zuschauen muss, wie sie Essen und Trinken, entstehen einfach kaum wirkliche Kinobilder. Das war schon im Vorgänger „Intrigo: Tod eines Autors“ ein Problem. Durch das unglaublich reduzierte Setting macht sich dies hier aber noch einmal eine ganz Spur deutlicher bemerkbar.

    Fazit: „Samaria“, dem zweiten Teil der „Intrigo“-Reihe nach drei verschiedenen Geschichten von Håkan Nesser, fehlt es an Spannung und Schwung.

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