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    Happy Family 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Happy Family 2

    Im Winschatten von "Hotel Transsilvanien"

    Von Karin Jirsak

    In der deutsch-britischen Animationskomödie „Happy Family“, die 2017 immerhin fast 600.000 Besucher*innen in die deutschen Kinos locken konnte, verwandelt die fiese Hexe Baba Yaga die sich ständig streitende Familie Wünschmann– quasi als Therapiemaßnahme – in Monster: Mutter Emma wird zum Vampir, Tochter Fee zur Mumie, Sohn Max zum Werwolf und Vater Frank zu Frankensteins Monster. Vier Jahre später folgt nun die Fortsetzung „Happy Family 2“, die mit der sympathischen Konfliktmanagement-Metapher des ersten Teils trotz der erneuten Beteiligung von Vorlagen-Autor David Safier aber nur noch wenig zu tun hat. Stattdessen gibt es ein zwar temporeiches, aber auch arg generisches Action-Abenteuer nach Schema F.

    In dem abermals von Holger Tappe inszenierten „Happy Family 2“ kommt die Familie Wünschmann, nachdem auf der Anfahrt natürlich doch wieder die Fetzen geflogen sind, zu spät zur Hochzeit von Baba Yaga und Draculas Butler Renfield (deutsche Stimme: Oliver Kalkofe). Zumindest kriegen die Zuspätkommer*innen gerade noch die Entführung des Brautpaars mit. Und dabei handelt es sich nicht etwa um einen dummen Hochzeitsscherz: Mila Starr, die Tochter des milliardenschweren Weltverbesserers Maddox Starr (Joko Winterscheidt), hat von ihren Eltern den Auftrag erhalten, die Welt von mutmaßlich gefährlichen Monstern zu bereinigen. Um Baba Yaga zu retten, verwandeln sich die vier Mitglieder der Familie Wünschmann noch einmal in ihre Monster-Alter-Egos aus dem ersten Teil…

    Um die entführte Hexe Baba Yaga zu retten, verwandeln sich die Wünschmanns erneut in ihre Monster-Alter-Egos...

    „Irgendwie lief alles besser, als ich noch ein Werwolf war“, stellt Max zu Anfang des Films fest. Im Klassenchat macht gerade ein Video die Runde, auf dem der Ärmste bei seinen holprigen Tanzversuchen auch noch die Hose verliert. „Jemand muss meinen Account gehackt haben!“ Wer und warum, das erfahren wir nicht, denn der oder die Mobber werden nie wieder erwähnt und bekommen somit auch nicht ihr wohlverdientes Fett weg. Das Problem löst sich im Verlauf des Abenteuers einfach in Luft auf, wenn auch Max versteht, dass Perfektion gar nicht so wichtig ist, es im Gegenteil doch gerade die kleinen und manchmal auch großen „Fehler“ sind, die uns überhaupt erst menschlich machen.

    Max Erkenntnis kommt dabei vor allem durch den unfreiwilligen Kontakt mit der gleichaltrigen Mila zustande. Denn deren Eltern sind zwar augenscheinlich keine Monster, sondern im Gegenteil philanthropische Wissenschaftsgenies (vermeintlich fortschrittliche Philanthropen scheinen gerade als „Bösewichte“ im Trend zu liegen, das erinnert doch alles sehr an „Die Unglaublichen 2“ und „Die Croods – Alles auf Anfang“). Aber Grund zum Neid besteht für Max trotzdem nicht: Zwar haben sich die Starrs den Leitsatz „Wir machen die Welt zu einem besseren Ort“ auf die Fahnen geschrieben, aber ausgerechnet die eigene Tochter scheint einfach nie gut genug zu sein.

    Auf die Ersatzbank abgeschoben

    Der Konflikte zwischen Mila und ihren Eltern steht im emotionalen Zentrum von „Happy Family 2“. Nur schade, dass deshalb mindestens die Hälfte der Familie Wünschmann im Grunde zu Nebenfiguren degradiert wird, deren interne Konflikte kaum noch eine Rolle spielen. Vampir-Mama Emma und Frankenstein-Papa Frank sind fast nur noch als Kommentatoren und in den Actionszenen präsent – und die Teenie-Tochter Fee hat zwar ein neues großes Problem, nämlich keine besonderen Fähigkeiten zu besitzen, aber das löst sich genau wie Max’ Mobbinggeschichte im Lauf der turbulenten Ereignisse so ziemlich von selbst. „Als Mensch bin ich vielleicht in nichts so richtig gut, aber als Mumie kann ich alles.“ Na, dann geht’s ja.

    Ziemlich nerven kann Fee übrigens auch, vor allem, wenn sie das eh Offensichtliche noch zum 5. Mal erklären muss. Auch Mila hat diese Neigung, etwa wenn sie uns die auch in 3D stechend scharfe, leuchtend bunte Unterwasserwelt eines gewissen Sees in Schottland beschreibt: „Wow, fluoreszierende Pflanzen!“ Fast so, als wollten die Macher hier noch mal ausdrücklich auf die zugegeben gute Leistung des Animationsteams hinweisen. So erweist sich „Happy Family 2“ letztlich als eine eher lose Aneinanderreihung wirbelnd animierter Setpieces rund um den Globus, bei denen der Fokus immer mal wieder verloren geht – bis sich der Showdown im spacige Habitat der Starrs dann auch noch unnötig in die Länge zieht.

    Fazit: Mit Ausnahme des überlangen Finales recht kurzweiliger und technisch überzeugender 3D-Familienfilm, der dem übersättigten Subgenre des Grusel-Animationsfilms nach Titeln wie „Hotel Transsilvanien 1 - 3“ und „Die Addams Family 1 + 2“ aber nichts Neues mehr hinzuzufügen hat.

    P.S.: Die wahren Stars von „Happy Family 2“ sind – wie schon im Vorgänger – einmal mehr die drei Fledermäuse von Graf Dracula, die zu ihrem Glück inzwischen eine andere Bleibe gefunden haben.

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