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    Küss Mich, Mistkerl!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Küss Mich, Mistkerl!

    Romantik wie im Kindergarten

    Von Helena Berg

    Er ärgert dich doch nur, weil er eigentlich in dich verliebt ist!“, lautet ein oft gehörter, sicherlich nicht unproblematischer Allgemeinplatz, der höchstens noch im Kindergarten seine Berechtigung hat. Erwachsene Menschen sollten es hingegen nicht (mehr) als Kompliment werten, wenn sie schlecht behandelt werden. Aber erwachsenes Verhalten ist in der (anti-)romantischen Komödie „Küss mich, Mistkerl!” von Peter Hutchings aber ohnehin Mangelware. Stattdessen holen Lucy Hale („Pretty Little Liars“) und Austin Stowell („Catch-22“) als Arbeitskolleg*innen die Kindergartenromantik zurück ins Büro.

    Nach der Fusion der Verlage Gamin und Bexley müssen sich Lucy Hutton (Lucy Hale) und Joshua Templeman (Austin Stowell) ein Büro zu teilen. Es ist Hass auf den ersten Blick. Von nun an bestehen ihre Tage darin, sich das Leben so schwer wie möglich zu machen. Das Ganze wird noch dadurch befeuert, dass die beiden denselben Job im neuen Gesamtkonzern ergattern wollen. Aber dann hat Lucy einen erotischen Traum von Joshua: Ist ihr angespanntes Verhältnis also womöglich Ausdruck einer verborgenen Anziehungskraft? Oder fühlen sich Hass und Liebe einfach nur erschreckend ähnlich an?

    Lucy Hutton (Lucy Hale) weiß einfach nicht, ob sie ihren neuen Kollegen nun hasst ...

    Der auf dem Roman „The Hating Game” von Sally Thorne basierende Film ist zwar von Beginn an vorhersehbar, aber die Handlungen der Protagonist*innen machen oft trotzdem nur dann Sinn, wenn man der Logik zu 100 Prozent folgt: Wenn zwei Menschen sich ärgern, müssen sie wohl ineinander verliebt sein! Dabei fragt man sich als Zuschauer*in schon, warum ein erwachsener Mann ohne Grund anfängt, seine Kollegin zu nerven – und warum diese dann auch noch Gefallen daran findet. Eine Antwort sollte man von „Küss mich, Mistkerl!“ besser keine erwarten.

    Kaum verständlich ist außerdem, warum die zwei Hauptfiguren keinerlei Freund*innen zu haben scheinen. An Feiertagen sitzen Lucy und Joshua alleine in ihrer jeweiligen Wohnung und ihre Eltern machen sich Sorgen, weil ihre schönen und erfolgreichen Kinder keine Partner*innen haben. Statt sich an so etwas wie Charakterzeichnung zu versuchen, bedient „Küss mich, Mistkerl!“ mit dem quirligen Bücherwurm und dem eigentlich doch ganz sensiblen Rebellen einfach nur die gängigen Filmklischees.

    Gescheiterte Versuche, aus den Stereotypen auszubrechen

    Die Klischees kommen auch ansonsten nicht zu kurz: Joshuas Bruder heiratet in einer amerikanischen Traumzeremonie, der nette und tollpatschige Kollege ist heimlich in Lucy verknallt und zur Teamgeiststeigerung fahren die Verlage ausgerechnet zum Paintball, wo die Mitarbeiter*innen wie in einem patriotischen Kriegsfilm aufeinander zu schießen beginnen. Und natürlich kümmert sich Joshua danach aufopfernd um die kranke (weil angeschossene), aber trotzdem top gestylte Lucy.

    Interessant ist zumindest, wie der Film immer wieder versucht, betont keine sexistische oder toxische Geschichte zu erzählen. Der hoffnungslos verliebte Kollege wird nicht einfach links liegen gelassen und Joshua möchte für Frauen nicht nur ein One-Night-Stand sein, sondern eine feste Beziehung eingehen. Übergriffig ist sein Verhalten trotzdem. Nachdem er Lucy geküsst hat, erwartet er von ihr, dass sie ihn als den besten Küsser ihres Lebens bezeichnet und keine anderen Männer mehr ansieht. Auch in den Verlagen werden stereotypische Rollenbilder hochgehalten: Die Frauen tragen Schleifen und machen Yoga, die Männer erlauben sich in ihren grauen Anzügen belästigende Kommentare.

    ... oder ihn nicht doch eigentlich ganz dufte findet.

    Ein paar wichtige Themen greift der Film trotzdem auf – zum Beispiel das Bedürfnis von Frauen, immer gemocht zu werden, oder das Konkurrenzdenken innerhalb von Familien. Zwei Konflikte, bei denen Lucy und Joshua gegenseitig einen guten Einfluss aufeinander haben. Und um eine weitere Lanze für den Film zu brechen: Man bekommt eben genau das, was man nach dem Trailer erwartet:

    Ein romantisches Guilty Pleasure mit schillernden New-York-Kulissen, zwei attraktiven Hauptdarsteller*innen, ästhetischen Sexszenen und eingängiger Popmusik. Auch die Chemie zwischen Lucy Hale und Austin Stowell funktioniert wunderbar und sorgt für Knistern auf der Couch. Am Ende ist alles gut und eine pfiffige Social Media Idee (wie innovativ!) krempelt den Verlag um – und schwupps ist die Welt wieder so simpel wie damals im Kindergarten…

    Fazit: „Küss mich, Mistkerl!” ist eine vorhersehbare Liebeskomödie auf der Basis des „Was sich liebt, das neckt sich!”-Sprichworts. Obwohl der Film immer wieder anderes versucht, reproduziert er am Ende doch überwiegend Stereotype und fragwürdige Verhaltensmuster. Wenn einem das bewusst ist, kann man die leichte Kost aber als kurzweilige Unterhaltung ganz gut weggucken.

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