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    Zwischen zwei Farnen: Der Film
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Zwischen zwei Farnen: Der Film

    Internet-Kult als Netflix-Film

    Von Asokan Nirmalarajah

    2009 startete „Hangover“ von „Joker”-Regisseur Todd Phillips in den Kinos und im Vorfeld dürfte kaum jemand, etwas von der Komödie erwartet haben. Doch die ulkige Chronik eines verkaterten Junggesellenabschieds wurde zum Kult-Mega-Hit. Beteiligte Schauspieler wie Bradley Cooper („A Star Is Born”), Ed Helms („Vacation”) und Ken Jeong („Crazy Rich”) avancierten zu Stars. Das Highlight des Films ist aber Szenendieb Zach Galifianakis als bärtiger Kindsmann Alan. Einigen Comedy-Fans dürfte er schon vor dem Hit mit „Hangover“ bekannt gewesen sein: durch die Internet-Sketch-Talk-Show „Between Two Ferns“ (alias „Zwischen zwei Farnen“), in der er Stars unangebrachte Fragen stellt. Elfeinhalb Jahre nach der Auftaktfolge mit Michael Cera spendiert Netflix dem kultigen Comedy-Format jetzt mit „Zwischen zwei Farnen: Der Film“ eine ironische Spielfilm-Fortsetzung. Aber leider ist Scott Aukermans Mockumentary zur Show weder witzig noch clever genug, um durchweg bei der Stange zu halten.

    Der genauso ambitionierte wie untalentierte Moderator Zach Galifianakis betreibt auf einem offenen Kanal die Talkshow „Between Two Ferns”. Die soll aber nur ein Zwischenschritt sein: Sein Traum ist es, eines Tages als Late-Night-Moderator auf einem richtigen Fernsehsender die Stars und Sternchen aus Hollywood in seiner Sendung zu empfangen. Doch der neurotische, kratzbürstige Einzelgänger wird von dem mächtigen Hollywood-Komiker Will Ferrell ausgenutzt, der nur Klicks für seine Website Funny Or Die generieren will. Das Konzept: Ferrell holt die größten Stars aus Hollywood ran und Galifianakis stellt sie mit seinen respektlosen Fragen bloß. Doch dann wird das Studio bei einem Unfall zerstört und der Moderator erhält endlich die Chance auf eine größere Talkshow. Doch dazu muss er seinem Boss Ferrell noch zehn ausstehende Interviews liefern. Also macht sich Galifianakis mit einer kleinen TV-Crew (Lauren LapkusRyan Gaul und Jiavani Linayao) einfach selbst auf den Weg zu den Stars…

    Zach und seine TV-Crew.

    Zwischen Januar 2008 und Juni 2018 entstanden insgesamt 22 Folgen von „Between Two Ferns” für Will Ferrells Comedy-Website Funny Or Die und den dazugehörigen YouTube-Kanal. Über die Hälfte der Interviews entstand in den ersten drei Jahren, während danach nur noch sporadische neue Episoden zu besonderen Anlässen produziert wurden - zwischen 2014 und 2018 sogar insgesamt nur noch vier, dafür unter anderem mit dem damals noch amtierenden Präsidenten Barack Obama und später mit der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Der Rückgang ist nachvollziehbar: Schließlich ist Galifianakis mittlerweile ein gefragter Schauspieler, der deutlich weniger Zeit für seine „kleine“ Internet-Show haben dürfte. Doch das Format ist weiterhin ein Erfolg, selbst die jüngste Episode mit Komiker Jerry Seinfeld erreichte noch 6,5 Millionen Abrufe auf YouTube, der Auftritt von Obama steht bei rund 27,4 Millionen. Da ist der Gedanke logisch: Es gibt genug Fans, die sich einen Spielfilm anschauen könnten.

    Dafür muss natürlich alles viel größer sein. Dabei zieht die eigentliche Sendung aber doch ihren Charme aus ihren Einfachheit, aus der Reduktion: Als spartanisch ausgestattete, mit nur wenigen Kameraeinstellungen arbeitende Anti-Talkshow versteht sich „Between Two Ferns“ als Parodie auf Late-Night-Talkshows, in denen sich Gastgeber und prominenter Gast wie alte Freunde aufführen, die oberflächliche Dialoge führen, weil der Gast gerade irgendetwas zu bewerben hat. Die Sketch-Interviews mit Zach Galifianakis waren dagegen so witzig, weil die beleidigenden Fragen des Moderators von den (scheinbar) überforderten Stars stumme, freche bis gewalttätige Antworten fordern. Anders als in Formaten wie „The Eric André Show“ oder in Sacha Baron Cohens Interviews als Ali G., Borat und Brüno sind die Befragten hier aber wissende Beteiligte der teils geplanten, teils improvisierten, kurzen Sketch-Szenen.

    Mockumentary-Rahmen für die Talk-Show

    Um das im Kurzformat sehr witzige Sketch-Konzept auf Spielfilmlänge zu strecken, hat Regisseur und Co-Autor Scott Aukerman für seine Rahmenhandlung ein Mockumentary-Konzept über die Talk-Show gestülpt: Ein angebliches Team von Dokumentarfilmern begleitet so Galifianakis und filmt seinen Road-Trip zu den Stars und seinen Kampf, aus dem Knebelvertrag mit Ferrell herauszukommen. Allerdings ist die Umfunktionierung des statischen Sketch-Konzepts in ein episodenhaftes Road-Movie, in dem Zach Galifianakis über Dinge wie Selbstwert, Freundschaft und Treue lernt, keine gute Idee. Das scheint den Machern sogar selbst bewusst zu sein: So wird mehrfach der gerade ablaufende Versuch, einen kurzen Sketch künstlich auf Spielfilmlänge zu ziehen, selbstironisch kommentiert und abgetan. Doch diese anti-narrativen Momente, in denen die Figuren etwa zugeben, sich durch ihre Reise gar nicht verändert zu haben oder darauf hinweisen, dass sie wussten, dass die Handlung genau diese Wendung nehmen würde, heben die allgemeine narrative Einfallslosigkeit der drögen Rahmenhandlung nicht auf.

    Deutlich sichtbare Vorbilder von „Zwischen zwei Farnen: Der Film” sind der Mockumentary-Klassiker „This Is Spinal Tap”, aber auch moderne Kino-Adaptionen von Sketch-Konzepten wie die Sascha-Baron-Cohen-Filme „Ali G in da House”, „Borat” und „Brüno” oder die Arbeitsplatz-Serie „The Office”. Vor allem die erste und beste halbe Stunde von „Zwischen zwei Farnen: Der Film” funktioniert nicht viel anders als die gefeierte Sitcom von Ricky Gervais. Schließlich geht es auch hier um einen aberwitzig-peinlichen Arbeitsalltag – nur halt eines inkompetenten, eingebildeten Fernsehteams eines offenen Kanals. Sobald die Geschichte aber ins Rollen kommt und der Film zum Road-Movie wird, verliert er viel an Charme, Witz und Spannung der noch recht gelungenen Auftaktminuten.

    Die zwei Farne sind natürlich immer dabei.

    Die Highlights von „Zwischen zwei Farnen: Der Film” sind dann nur noch die Interviews mit Stars wie Matthew McConaughey, Benedict Cumberbatch, Keanu Reeves, Brie Larson, David Letterman, Paul Rudd und anderen, die extra für den Film gedreht wurden. Wie bereits in der Web-Talkshow sind diese Unterhaltungen kleine Meisterwerke sogenannter Cringe Comedy, bei denen man gleichermaßen peinlich berührt ist und lachen muss. Der große Spaß, den Galifianakis und seine prominenten Gaststars dabei hatten, überträgt sich in diesen besten Momenten auf den Zuschauer – und es wundert dann auch nicht, dass es am Ende noch einmal eine Menge sogenannter Bloopers gibt, die zeigen, wie der „Hangover“-Star selbst beim Dreh über die genial-fiesen Fragen lachen musste.

    Fazit: In „Zwischen zwei Farnen: Der Film” muss man sich bisweilen schon arg durch eine einfallslose Handlung quälen, um zwischendrin die dafür wirklich witzigen Interview-Szenen genießen zu können, die das Format so auszeichnen. Daher: Lieber auf einen Zusammenschnitt der Interviews auf YouTube hoffen!

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