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    Preis der Freiheit
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    Michael S.
    Michael S.

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    4,0
    Veröffentlicht am 17. Februar 2020
    Vieles macht die Serie interessanter als ihre Mitbewerber. Da wären zum Beispiel die drei (Anti-)Heldinnen, die unaufdringlich spannende weibliche Perspektiven auf die Wendejahre zeigen. Frauen in diesen sehr unterschiedlichen Positionen hat es in Ost und West durchaus gegeben, was nicht ausschließt, dass sie der sozialistischen und kapitalistischen Männerwelt immer mal zeigen mussten, wo es langgeht. Genau wie die systemtragenden "alten weißen Männer" sind aber auch sie für Machtgier und Selbstgerechtigkeit anfällig, was an den Kontrasten der drei Schwestern sichtbar herausgearbeitet wird.

    Die Auswahl der historischen Eckpunkte zeigt tatsächlich Neues. Das Ausmaß der Arbeit der Kommerziellen Koordinierung dürfte selbst für "gelernte DDR-Bürger" manche Überraschung bereithalten. Als Filmthema endlich mal was anderes als die ewig gleichen Stasi-Dramen und eine interessante, fiktional wenig erzählte Facette des Realsozialismus. Gleiches gilt für das gezeigte Engagement der Umweltbewegung, die neben kirchlichen und anderen Reformgruppen entscheidend zum Fall des Regimes und dem Umbruch von 1989 beigetragen haben und die Welt über illegale Giftmüllentsorgung (auch aus der BRD) aufklärten. Den Überfall durch Angehörige der damals schon existierende Neonazi-Szene im Rahmen eines Konzerts in der Berliner Zionskirche hat es ebenso gegeben, inklusive der Tatsache, dass die Volkspolizei nicht eingriff.

    Und dann noch die Sache mit dem Kühlschrank: In Wirklichkeit entstand der erste FCKW-freie Kühlschrank der Welt zwar im Erzgebirge und nicht im fiktiven "VEB Kühlautomat" Berlin, der Rest stimmt allerdings: Greenpeace half finanziell, das Gerät funktionierte und hätte tausende Arbeitsplätze erhalten können. Doch man meldete kein Patent an und spätestens durch die zynische Konkurrenz etablierter West-Firmen ging's bergab und das Werk pleite. Und dann ist da noch der "Menschenhandel" mit freigekauften DDR-Häftlingen, die genauso gute Devisen einbringen wie Maschinengewehre und und und ...

    Der Dreiteiler ist nicht eben kurz, die einzelnen Folge sprengen teilweise sogar das bewährte Neunzig-Minuten-Format. Trotz der vielfältigen Themenwahl schaffen es die Hauptautoren Gabriela Sperl und Michael Krummenacher (auch Regie) zumindest manchmal auch über ihre Figuren zu erzählen. Das gelingt im Fall der drei Schwestern meist gut, der als sporadischer Ich-Erzähler fungierende KoKo-Angestellte Markus Welsch (Jonathan Berlin) hingegen ist für weite Teile der Handlung derart unwichtig, dass man ihn zwischenzeitlich vergisst und dann eher als Fremdkörper betrachtet. Immerhin lassen die Macher ihre Figuren auch die Zeit unmittelbar nach der Wende erleben, ein Zeitraum, der für die meisten DDR-Filme das glückliche Ende bedeutet. Kleiner Spoiler: Am Ende sind die Guten ernüchtert und die Systemträger abgetaucht. Mutig, denn ein richtiges Happy End für eine der Figuren, der man es wirklich gönnen würde, sucht man vergebens.

    Abgesehen von einigen fast surrealen Einfällen am Ende des dritten Teils und einer für die Geschichte völlig irrelevanten Oral-Szene ganz am Anfang präsentiert die Mini-Serie ein spannendes Ensemble aus fiktiven und realen Figuren - von Emporkömmlingen bis hin zu Gratwanderern an der Grenze der Legalität, der alten sturen Riege, die das Land aufgebaut hat aber die Schwächen des Systems nicht sehen will, jungen Protestlern und, auch das ist selten, Leuten, die einfach an ihrem Platz das getan haben was sie für richtig hielten. Denn auch das hat es gegeben und darauf hinzuweisen ist vermutlich der größte Gefallen, den ein TV-Drama den Zeitzeugen im Publikum tun könnte.
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