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    Jiu Jitsu
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Jiu Jitsu

    "Predator" trifft "Mortal Kombat" – mit Nicolas Cage als Yoda

    Von Christoph Petersen

    Auf dem Poster von „Jiu Jitsu“ prangt das Antlitz von Nicolas Cage („Mandy“) nicht nur in der Mitte, es ist auch viel größer als das seiner Co-Stars. Dabei hat der Oscargewinner bei einer Gesamtdrehzeit von etwa sechs Wochen gerade einmal fünf Tage am Set auf Zypern verbracht. Die Produzenten des 25 Millionen Dollar teuren Sci-Fi-Martial-Arts-Streifens haben sich den Hollywoodstar wohl vor allem deshalb für eine Nebenrolle geleistet, um seinen Namen dann beim Marketing voll ausschlachten zu können.

    Da passt es, dass die Rolle des ebenso weisen wie wahnsinnigen Jiu-Jitsu-Lehrmeisters eigentlich Bruce Willis verkörpern sollte. Der „Stirb langsam“-Star musste allerdings absagen, weil er bereits bei einem Konkurrenzstudio für drei Filme unterschrieben hatte. Für „Jiu Jitsu“ und seinen Regisseur Dimitri Logothetis („Kickboxer: Vengeance“) ist das ein großes Glück – denn während Bruce Willis mit seinem Namen auf dem Cover zwar immer noch eine actionhungrige Kundschaft anlockt, diese dann aber regelmäßig mit seinen gelangweilten Performances in den Schlaf treibt, liefert Nicolas Cage zuverlässig ab. Auch dieses Mal wieder!

    Auch auf diesem Werbeplakat steht Cage im Vordergrund.

    Der „Face/Off“-Star selbst sagt zwar, dass er sich Dennis Hopper in „Apocalypse Now“ als Vorbild für die Rolle des Wylie genommen hat – aber wenn Jake (Alain Moussi), ein Elite-Kämpfer mit Gedächtnisverlust, die Treppe hinab in seine unterirdische Höhle trudelt, ist jedem Zuschauer sofort klar, wen Nicolas Cage hier wirklich spielt: nämlich eine Live-Action-Performance von Yoda höchstpersönlich! (Es gibt sogar einen Ich-bin-dein-Vater-Twist, selbst wenn die Story in „Jiu Jitsu“ insgesamt weder eine nennenswerte Rolle spielt oder auch nur rudimentär Sinn ergibt.)

    Jedenfalls macht der Zottelhaar-Cage trotz einer Reihe müder Oneliner bei jedem seiner gar nicht mal so spärlich gesäten Auftritte mächtig Laune – zumal er sich sogar bei seinen Martial-Arts-Einlagen sichtlich Mühe gibt, selbst wenn man ihn in den wirklich spektakulären Momenten dann doch immer nur von hinten sieht (der „Con Air“-Star hat gemeinsam mit seinem Sohn Jiu-Jitsu und weitere Kampfsportarten trainiert). Aber jetzt machen wir es in der Kritik schon wie auf dem Poster und räumen einem Nebendarsteller den mit Abstand meisten Platz ein – also erst mal zurück zur Story...

    Von "Predator" inspiriert? Oder dreist geklaut?

    Alle sechs Jahre kommt ein Alien-Krieger namens Brax (Ryan Tarran) auf die Erde, um gegen den stärksten Jiu-Jitsu-Kämpfer des Planeten anzutreten. Im Gegensatz zu „Mortal Kombat“ geht es dabei aber nicht um die Herrschaft über unsere Welt. Denn solange er einen guten Fight mit einem mutigen Gegner bekommt, dampft der mit seinem Gummianzug an „Power Rangers“-Bösewichte erinnernde Außerirdische danach auch brav wieder ab. Aber diesmal geht etwas schief: Der vorgesehene Kontrahent Jake flieht nicht nur vor dem Kampf, er verliert nach einem Klippensprung auch sein Gedächtnis.

    Während Brax aus Wut jeden niedermeuchelt, der sich ihm in den Weg stellt, versuchen seine alten Kameraden Kueng (Tony Jaa), Harrigan (Frank Grillo) und Carmen (JuJu Chan) Jake davon zu überzeugen, sich dem Kampf doch noch zu stellen. Auch die US-Geheimdienst-Soldatin Myra (Marie Avgeropoulos) und der Jiu-Jitsu-Lehrmeister Wylie unterstützen ihn auf seiner Mission: Diesmal soll es nicht nur darum gehen, Brax ein würdiges Opfer vorzuwerfen – diesmal soll das streitlustige Alien tatsächlich besiegt werden...

    Ja, das ist noch mal Nic Cage, aber er ist einfach ein Highlight!

    Eigentlich sollte es ja nicht so schwer sein, so einen „Predator“-Plot zusammenzuschreiben – aber was Dimitri Logothetis und sein Co-Autor Jim McGrath („Kickboxer: Retaliation“) hier abliefern, ist zugleich mega-simpel und mega-wirr: Das Auftauchen des US-Militärs hätte man sich zum Beispiel eigentlich ganz sparen können – aber offenbar brauchte man noch Platz für Marie Avgeropoulos („The 100“), die sich dann auch bald recht unzeremoniell wieder verabschiedet, sowie eine Ausrede, damit sich „Ong Bak“-Prügelphänomen Tony Jaa zu Beginn in der mit Abstand besten Martial-Arts-Sequenz des Films durch menschliche Gegnerhorden dreschen kann.

    In der Sequenz nehmen es Tony Jaa und der eigentliche Hauptdarsteller Alain Moussi („Killing Soldier“), der ja immer ein wenig verloren dreinschaut, weshalb das mit dem Gedächtnisverlust hervorragend passt, mit locker 50 Soldaten auf: Gefilmt ist das überwiegend aus der Egoperspektive von Jake – wobei die Kamera zwischendrin immer wieder „auf den Boden gelegt wird“, woraufhin der Kämpfer hervortritt und einem seiner Widersacher den Hintern versohlt, bevor er die Kamera „wieder aufhebt“. Das klingt jetzt vielleicht merkwürdig – erzielt aber einen ziemlich coolen, so noch nicht gesehenen Effekt, zumal Tony Jaa in der mit wenigen Schnitten auskommenden Sequenz andauernd aus allen möglichen Richtungen und durch alle möglichen Hindernisse in den Bildausschnitt geprescht kommt.

    "Jiu Jitsu" liefert nicht viel. Aber er liefert.

    Die weiteren Fights sind dann nicht mehr ganz so spektakulär – aber dank Martial-Arts-Ikonen wie Rick Yune („Ninja Assassin“) und JuJu Chan („Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword Of Destiny“), die alle ihren Moment zum Scheinen bekommen, sind die Kampfszenen allesamt zumindest solide. Was sich von den Spezialeffekten hingegen eher nicht behaupten lässt – wobei die an Achtziger-Sci-Fi-Effekte erinnernde Computervisage des Aliens zumindest das Absurdeste und Verstörendste ist, was wir im CGI-Bereich in letzter Zeit zu Gesicht bekommen haben.

    Fazit: Eine Reminiszenz an (sinnbefreiten) 90er-Jahre-Sci-Fi-Trash – mit ähnlich schlechten Effekten, aber deutlich besseren Martial-Arts-Einlagen und einem wahnsinnig (!) guten Nicolas Cage. In der richtigen Stimmung macht das Spaß.

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