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    Elise und das vergessene Weihnachtsfest
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Elise und das vergessene Weihnachtsfest

    Liebling, wir haben Weihnachten vergessen!

    Von Julius Vietzen

    In Zeiten der Kommerzweihnacht, wenn die Supermarktregale schon im September mit Spekulatius vollgestopft sind und man auch sonst von allen Seiten aggressiv mit vorweihnachtlicher Festtagsstimmung umworben wird, scheint die Vorstellung, dass jemand das Fest der Liebe wie einen Geburtstag oder einen Hochzeitstag einfach vergessen könnte, ziemlich absurd.

    Trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb – ist die Prämisse des norwegischen Kinderfilms „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“ von Andrea Eckerbom ganz wunderbar erfrischend: Im Mittelpunkt des charmanten, lustigen und angenehm straff erzählten Festtagsfilms für die ganze Familie ist es sogar gleich ein ganzes Dorf, das Weihnachten schlicht und einfach vergessen hat.

    Elise hat vielleicht vergessen, was Weihnachten ist - aber das Staunen hat sie nicht verlernt!

    Elise (Miriam Kolstad Strand) wohnt in einem ganz speziellen kleinen Dorf in Norwegen: Alle, die hier leben, sind nämlich ganz besonders vergesslich. Deswegen weiß auch niemand mehr, wie Elises Familie eigentlich mit Nachnamen heißt – und im Krämerladen ihres Vaters Tor (Christian Skolmen) vergessen die Kunden regelmäßig, was sie eigentlich einkaufen wollten.

    Am 24. Dezember wacht Elise mit dem für sie zunächst unerklärlichen Gefühl auf, dass heute doch eigentlich ein ganz besonderer Tag sein müsste. Auf dem Dachboden findet sie einen alten Weihnachtskalender – nur weiß im Dorf längst niemand mehr, was das eigentlich ist. Allerdings führt der Kalender Elise zu dem in der Nähe lebenden Tischler Andersen (Trond Espen Seim), der Elise nicht nur von Weihnachten erzählt, sondern sie auch direkt mit dem Weihnachtsmann (Anders Baasmo Christiansen) bekannt macht – denn der wohnt ganz in der Nähe in einem magischen Baum. Damit steht für Elise fest: Auch in ihrem Dorf soll endlich wieder Weihnachten gefeiert werden...

    Den Weihnachtsmann kennen wir doch

    Trond Espen Seim und Anders Baasmo Christiansen spielten ihre Rollen als Andersen und Weihnachtsmann bereits in der Komödie „Plötzlich Santa“, die 2017 zur Vorweihnachtszeit in den deutschen Kinos lief und ebenso wie „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“ auf einer Geschichte des norwegischen Autors Alf Prøysen basiert.

    Strenggenommen ist „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“ also eine Fortsetzung – allerdings eine, für die man den ersten Teil nicht gesehen haben muss: Es wird zwar auf die vorherigen Abenteuer des Tischlers und des Weihnachtsmanns angespielt, die Hauptfigur ist diesmal aber eindeutig Elise, die von Newcomerin Miriam Kolstad Strand mit großer Natürlichkeit und einer einnehmenden Mischung aus kindlicher Neugier und bockiger Entschlossenheit gespielt wird.

    Ein Wiedersehen mit zwei alten Bekannten: Tischler Andersen (Trond Espen Seim) und sein guter Freund, der Weihnachtsmann (Anders Baasmo Christiansen).

    Neben der Titelheldin stellt Andrea Eckerbom vor allem die vergesslichen Bewohner von Elises Dorf in den Mittelpunkt: Anfangs nutzt die Regisseurin die Prämisse hauptsächlich für humorvolle Szenen, wenn sich etwa Elises Papa zum Schlafen in ein Regal in der Speisekammer legt oder ein Dorfbewohner regelmäßig vergisst, dass er gar keinen Balkon hat und deshalb wiederholt in eine Schneewehe vor seinem Haus stürzt. Das ist nur eine von vielen gelungenen Slapstick-Einlagen.

    Auch im weiteren Verlauf des Films vergessen die Drehbuchautoren John Kåre RaakeHarald Rosenløw Eeg und Lars Gudmestad die Vergesslichkeit der Dorfbewohner nicht und enthüllen in letzter Sekunde noch eine Verbindung zwischen zwei Nebenfiguren, die so wohl wirklich niemand hat kommen sehen – und die in dem Moment wirklich tief berührt.

    Kurz und kurzweilig

    Apropos Ende: Das ist bei „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“ schon nach schlanken 70 Minuten erreicht. Eine gute Länge für einen Kinderfilm, zumal die straffe Laufzeit vor allem aus dem Umstand resultiert, dass Andrea Eckerbom und ihre Mitstreiter weder das Finale übermäßig auswalzen noch die zentrale Frage, ob es Elise gelingen wird, ihre Freunde und Familie für Weihnachten zu begeistern, unnötig in die Länge zu ziehen.

    Fazit: Mit seiner kurzen Laufzeit, dem gelungenen Slapstick-Humor und der erfrischenden Prämisse ist „Elise und das vergessene Weihnachtsfest“ ein ebenso lustiges wie zu Herzen gehendes Kinomärchen für die ganze Familie.

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