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    The Debt Collector 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    The Debt Collector 2

    Das Prügel-Dream-Team schlägt wieder zu!

    Von Lutz Granert

    Bei Regisseur Jesse V. Johnson und Prügelstar Scott Adkins hat sofort die Chemie gestimmt. Beide kommen aus einfachen Verhältnissen und beide haben beim Drehen ähnliche Vorstellungen von der Choreografie von Actionszenen, wie sie in Interviews immer wieder betonen. Diese Grundübereinkunft übers Filmemachen mündete in eine sehr produktive Zusammenarbeit: Seit 2017 haben Johnson und sein Martial-Arts-erfahrener Star gleich sechs B-Movies mit reichlich (Handkanten-)Action umgesetzt, die sich einer stetig wachsenden Fangemeinde erfreuen. Auch wenn man das im Mainstream mitunter nicht so mitbekommt – selbst in gewissen cinephilen Kreisen ist Scott Adkins inzwischen absoluter Kult!

    Zu den erfolgreichsten Filmen des Duos zählt auch die mit Martial-Arts-Einlagen angereicherte Buddy-Komödie „Debt Collector“ um zwei ungleiche Schuldeneintreiber, die hierzulande unter dem deutschen Verleih-Titel „Pay Day“ veröffentlicht wurde. Die Fortsetzung, die nun auch hierzulande den Titel „The Debt Collector 2“ trägt (muss man nicht verstehen), erreicht dabei zwar nicht ganz die Lässigkeit des Erstlings, aber mit einer gesunden Portion (Selbst-)Ironie und handgemachten Prügelszenen bietet der Action-Thriller - wie vom Duo Johnson/Adkins nicht anders gewohnt – erneut grundsolide Genre-Kost. Adkins-Fans sollten diesen Film also nicht auslassen.

    Zum Glück benutzt Scott Adkins die meiste Zeit über keine Knarren, sondern seine Handkanten!

    Der Schuldeneintreiber French (Scott Adkins) steht finanziell mal wieder mit dem Rücken zur Wand. Da kommt ein mehrere Tausend Dollar versprechender Job seines Ex-Partners Sue (Louis Mandylor) gerade Recht. Im Auftrag des Gangsters Tommy (Vladimir Kulich) sollen die beiden bei einem Casino, einem Boxclub und in einer kleinen Werkstatt Schulden im hohen fünfstelligen Bereich eintreiben. French willigt ein, aber Sue hat ihm ein kleines Detail des Jobs verschwiegen: Die Kohle muss nämlich innerhalb der nächsten 48 Stunden aufgetrieben werden, sonst wird sich Gangsterboss Molly (Ski Carr) an Tommy für den Mord an seinem Bruder rächen – und das würden dann vermutlich auch French und Sue am eigenen Leib zu spüren bekommen...

    Warum an bekannten Zutaten etwas verändern, wenn sie sich bewährt haben? Die Drehbuchautoren Jesse V. Johnson und Stu Small wärmen den Plot des ersten Teils für „The Debt Collector 2“ einfach noch einmal auf und fügen nur ein paar neue Gags, Schauplätze und Figuren hinzu. Wo French zu Beginn des ersten Teils noch eine Horde aufdringlicher Gangster aus seinem schlecht laufenden Dojo prügelte, verpasst er im zweiten Teil nun pöbelnden Pub-Gästen eine Abreibung, weil sie sich über seinen britischen Akzent lustig machen – woraufhin er seinen Job verliert. Während der Protagonist im ersten Teil noch gemeinsam mit Sue Schuldner in Vorortsiedlungen mit akkurat gemähten Rasenflächen besuchte, fährt das ungleiche Duo nun quer durch die USA, um die Zahlungsmoral der Schuldner mit Hilfe von Prügel wiederherzustellen. Diese wohl dosierten, betont brutalen Kämpfe überzeugen wie schon im Vorgänger mit einer sauberen Choreografie und dem konsequenten Verzicht auf enervierendes Kameragewackel – das ist schlicht und einfach gutes Prügelfilm-Handwerk ...

    Immer gerade drauf!

    ... und das ist ja auch kein Wunder: Jesse V. Johnson sammelte vor seiner Regiekarriere schließlich viele Jahre Erfahrung als Stuntkoordinator großer Hollywood-Produktionen, etwa bei „The Amazing Spider-Man“. Scott Adkins wiederum, zuletzt als rassistischer Karate-Offizier in „Ip Man 4: The Finale“ zu sehen, trägt den schwarzen Gürtel im Taekwondo und ist mit Anfang 40 noch immer absolut fit. Sichtlich zurückhaltender geht da schon der etwas steif wirkende Louis Mandylor („Doom: Annihilation“, „Rambo 5“) die Chose an, wenn er sich bei den Prügeleien konsequent auf den Einsatz seiner Fäuste beschränkt und wie schon im ersten Teil mit abgehackt nuscheligem Aussie-Akzent den liebenswerten Proll mit Alkoholproblem gibt.

    Im Vergleich zu Adkins wirkt Louis Mandylor wenig überraschend doch ein wenig steif.

    „The Debt Collector 2“ spielt dabei in einer eigenen abgeschlossenen Welt aus selbstironischen Anspielungen: So erwähnte Sue bei einem Videothekenbesuch im ersten Teil noch, früher mal selbst in einem Ninja-Film mitgespielt zu haben. In der Fortsetzung wird er nun von zwei Schergen in einem Diner darauf angesprochen, die den Streifen in ihrer Kindheit rauf und runter geguckt haben. French hingegen gelingt es völlig aus der Puste nur mit Mühe und Not, einen mit geschmeidigen Parcours-Techniken fliehenden Jungspund zu stellen, der auf seine „Zirkus-Nummer“ angesprochen antwortet, dass er später gern Stuntman werden will.

    Bei so viel Meta-Witz passt es, dass das große, bleireiche Finale mit einem kurzen Musikstück mit inbrünstigem Gesang eingeleitet wird, das an Ennio Morricones Kompositionen für Italo-Western erinnert. Diese süffisanten Pointen trösten auch über die arg dünn geratene Story sowie eine gewisse Geschwätzigkeit und die semi-lustigen Frotzeleien zwischen French und Sue auf ihren langen Autofahrten hinweg. Der düster-zynische Thriller „Accident Man“ als bisher beste Johnson/Adkins-Kooperation bleibt also weiter unerreicht.

    Fazit: Für „The Debt Collector 2“ gießen die Macher den Plot des Erstlings zwar ganz unverhohlen einfach noch einmal auf, aber der Action-Thriller bietet dennoch handwerklich saubere Kampfchoreografien mitsamt ein paar Lachern ganz ohne jeden CGI-Schnickschnack. Angenehm Old School.

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