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    40 Tage und 40 Nächte
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    40 Tage und 40 Nächte
    Von David Bergmann

    Als die Beziehung zwischen Matt Sullivan (Josh Hartnett) und seiner Traumfrau Nicole (Vinessa Shaw) in die Brüche geht, ist er am Boden zerstört und psychisch gebrandmarkt. Sobald er mit anderen Frauen Sex hat oder haben sollte, geht nichts mehr. Physisch ist er zwar noch auf der Höhe, doch den Kopf bekommt er einfach nicht mehr frei; ständig hat er das Gefühl, in ein schwarzes Loch zu fallen. Für seinen Mitbewohner und besten Freund Ryan (Paulo Costanzo) ist das nur schwer zu verstehen, und hartnäckig schleppt er Matt von einem Date zum nächsten ... ohne Erfolg.

    Schließlich kommt unserem geplagten Casanova die zündende Idee: Enthaltsamkeit. Für 40 Tage will Matt sexuelle Kontakte jeglicher Art meiden. Kein Küssen, kein Petting, kein gar nichts. Während dieses Vorhaben in der Theorie noch relativ plausibel klingt, wird es in der praktischen Ausführung durch Ryan verkompliziert, weil er den Arbeitskollegen von Matt Plan berichtet. Da Matt in einer Agentur arbeitet, die Internetseiten erstellt, findet sich also binnen kürzester Zeit eine Homepage zu seiner Aktion im Netz, auf der jeder eine Wette abgeben kann, bis zu welchem Tag er seine Folter wohl aushält; fortan ist die gesamte Frauenwelt in Matts näherer Umgebung darauf bedacht, ihn aus der Reserve zu locken. Doch es kommt natürlich noch schlimmer: Inmitten seiner Zeit der Abstinenz lernt er Erica Sutton (Shannyn Sossamon) kennen und verliebt sich in sie. Er erzählt ihr nicht von seiner Aktion, sie findet es selbst heraus und als dann noch Nicole wieder auftaucht, ist das Chaos perfekt ...

    „40 Tage & 40 Nächte“ klingt wie ein weiterer unsäglicher Abklatsch von „American Pie“. Ironischerweise krankt der Film daran, dass offenbar genau dieser Status krampfhaft vermieden werden sollte. Man gab sich Mühe, dieses platte Thema mit soviel Fingerspitzengefühl wie möglich zu inszenieren und so finden sich zur Freude des Zuschauers keine Szenen, in denen Teenager an die Decke ejakuliert oder bei einer Vergewaltigung der mütterlichen Backwaren erwischt werden. „40 Tage & 40 Nächte“ ist bedingt durch sein schlüpfriges Sujet nicht frei von Späßen unter der Gürtellinie; über diese darf man jedoch ruhigen Gewissens lachen und fühlt sich dabei nicht auf Schritt und Tritt vom Herrn Knigge höchstpersönlich verfolgt. Außerdem schaffte es Newcomer Rob Perez, in seinem Drehbuch auch viele wirklich intelligent witzige Szenen unterzubringen, die der Slapstick-talentierte Josh Hartnett mit einem wunderbaren Sinn für Timing vor die Kamera trägt.

    Doch man wollte sich vom schnöden Einerlei der letztjährigen Teenie-Klamotten noch weiter abheben und garnierte den Film mit einer reinrassigen Liebesgeschichte, die man überall vermuten würde; überall, nur nicht hier. Da erobert Matt in einem Umfeld, das sich verstärkt über die testosteron-geplagte Männlichkeit lächerlich macht, mit den einfachsten und ur-romantischsten Dingen das Herz seiner Erica. Dieses Paradoxon klingt in der Theorie durchaus reizvoll, wird jedoch gänzlich überreizt. Während Matt einer seiner Liebschaften nach einem sexuellen Akt - der eher einem Rodeo denn irgendetwas Vergnüglichem ähnelte - noch beweisen muss, zeitgleich mit ihr zum Höhepunkt gelangt zu sein und hier angesichts eines eindeutig nicht gefüllten Kondoms vor eine kreative Herausforderung gestellt wird, bringt er Erica in einer klassisch-romantisch gestalteten und wunderschön gefilmten Szene allein mit weißen Blütenknospen zum Orgasmus. Wenn er dann wenig später in einer Art Fiebertraum über eine lediglich aus unterschiedlich großen Brüsten bestehende Landschaft fliegt, kann von einem einheitlichen Konzept keine Rede mehr sein. Zusammengehalten wird dieses abstruse Wechselspiel von ausgebreiteten Auftritten der Nebencharaktere, denen man durch diese Szenen offenbar eine Art Existenzberechtigung geben wollte; hier funkt leider die simple Geschichte des Films dazwischen.

    So muss sich der Zuschauer oftmals fragen, in welches Genre er „40 Tage & 40 Nächte“ eigentlich einordnen soll und vielleicht wird sich der ein oder andere gar so manche konsequente Plattheit aus „American Pie“ herbeiwünschen. Der Film beweist, dass eine Gratwanderung zwischen einer klassischen Romanze und der in Massenproduktion gefertigten fäkalen Plattheiten der letzten Jahre nicht möglich ist.

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