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    A Sound of Thunder
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    A Sound of Thunder
    Von Christoph Petersen

    Die Entstehungsgeschichte des Science-Fiction-Actioners „A Sound Of Thunder“ ist lang und endet fatal. Zunächst waren Stirb langsam 2-Regisseur Renny Harlin und Hauptdarsteller Pierce Brosnan für die Schlüsselpositionen des Projekts vorgesehen. Doch nachdem sich Harlin in Richtung des unterschätzten Thrillers Mindhunters verabschiedet hatte, war dieses Kapitel auch schon wieder gegessen. Unter der Regie von Genreregisseur Peter Hyams (End Of Days) begannen die Dreharbeiten schließlich im Sommer 2002 in Prag. Was Kanzler Schröder seine Wiederwahl rettete, bedeutete für das Set des Films jedoch den plötzlichen Untergang, setzte die Flut doch auch große Teile der tschechischen Hauptstadt unter Wasser. Dank der Verzögerungen, die dieses Hindernis mit sich brachte, ging der Produktionsfirma während der Post-Production schließlich die Luft aus und die Arbeiten an dem Film mussten aufgrund des Bankrotts eingestellt werden. Als US-Verleih Warner sich dann 2005 doch noch dafür entschied, die eigentlich bereits für 2003 terminierte Kinoauswertung durchzuziehen, sah man wohl keinen Sinn mehr darin, noch großartig Geld in das eh schon gescheiterte Projekt zu stecken. Und so kam ein Film in die amerikanischen Kinos, bzw. in Deutschland direkt auf DVD raus, der noch nicht einmal ansatzweise fertig ist.

    Unternehmer Charles Hatton (Ben Kingsley) beutet den von der besorgten Wissenschaftlerin Sonia Rand (Catherine McCormack) entwickelten Supercomputer TAMI, mit dem man Reisen in die Vergangenheit unternehmen kann, eiskalt für seine gefährlichen Geschäfte aus. Unter der Führung des Forschers Travis Ryer (Edward Burns) schickt Hatton seine reichen Klienten auf eine prähistorische Safari, auf der sie einen echten Dinosaurier erlegen können. Natürlich müssen dabei bestimmte Regeln eingehalten werden, hätte doch jede kleinste Änderung der Vergangenheit womöglich katastrophale Auswirkungen auf die Gegenwart. So darf zum Beispiel nur ein Tier getötet werden, das sowieso kurze Zeit später einem Vulkanausbruch zum Opfer gefallen wäre. Doch dann geht bei einem Jagdausflug etwas schief, die Waffen wollen einfach nicht feuern. Dennoch kommt das Team nach kurzem Tumult wieder heil im Labor an. Es scheint alles gerade noch mal gut gegangen zu sein, doch dann wird es plötzlich für einen Novembertag ungewöhnlich warm, eigentlich längst ausgestorbene Pflanzen ranken sich an allen Häusern und der Central Park wird von gorillaähnlichen Killeraffen bevölkert…

    Die These vom Schlag eines Schmetterlingflügels, der am anderen Ende der Welt einen Orkan auslösen kann, ist an sich natürlich hochinteressant und bietet gerade in Verbindung mit Zeitreisen ein nahezu unerschöpfliches Potential an spannenden Paradoxa. Doch um es gleich vorwegzunehmen, wissenschaftliche Hintergründe sind hier schlichtweg nicht vorhanden, die wenigen eingestreuten theoretischen Dialoge haben lediglich eine Alibifunktion und machen im Endeffekt nicht den geringsten Sinn. Spätestens wenn die merkwürdigen Zeitwellen auftauchen, ist diese Seite der Story endgültig gestorben. Eigentlich dient die Grundidee sowieso nur als Aufhänger dafür, die Protagonisten ein paar Mal von einem Ende New Yorks zum anderen hasten zu lassen, während sie sich dabei mit allerlei heimtückischen Viechern auseinandersetzen müssen. Spannungsaufbau und eine nachvollziehbare Dramaturgie sind dabei Fehlanzeige. Man bekommt nur eine ziemlich beliebige Aneinanderreihung von 08/15-Actionszenen geboten, zu deren qualitativer Einordnung man den Genreprimus Jurassic Park gar nicht erst bemühen muss, auch der Vergleich mit einer mittelprächtigen DVD-Veröffentlichung würde für den Langweiler „A Sound Of Thunder“ katastrophal ausfallen.

    Auf der Darstellerseite macht das Retter-Duo Edward Burns (Liebe braucht keine Ferien, Seitensprünge in New York) und Catherine McCormack (Spy Game, Braveheart) noch den besten Job – zwar entwickelt keiner von ihnen auch nur irgendeine Ausstrahlung, aber auch wenn sie durchweg blass bleiben, sind sie doch die einzigen, die dem Zuschauer zumindest nicht auf die Nerven fallen. Ben Kingsley (Das Haus aus Sand und Nebel, Sexy Beast) hingegen liefert nach Thunderbirds und Uwe Bolls Bloodrayne seine bereits dritte fehlgeschlagene Bösewicht-Karikatur in Folge ab – bitte lieber Ben, hör endlich auf, nach dem Geld zu schielen und spiele wieder ordentliche Rollen! Da die Dreharbeiten in Tschechien stattfanden, haben sich auch zahlreiche deutsche Nebendarsteller in diese Hollywood-Produktion verirrt – und haben sich dabei wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Vor allem die lächerlichen Auftritte von Armin „Der Räuber Hotzenplotz“ Rohde als feiger Millionär und Heike „Nackt“ Makatsch als seine nymphomanisch veranlagte Ehefrau setzen dem deutschen Gastspiel-Debakel die Krone auf.

    Nichtsdestotrotz hätte man mit dem Film noch irgendwie leben können, wenn aus „A Sound Of Thunder“ ein zwar hirnloser, aber zumindest mit netten Special Effects gespickter Actioner geworden wäre. Nur ist das, was dem Zuschauer hier an Green-Screen-Aufnahmen und CGI-Animationen vorgesetzt wird, schlichtweg inakzeptabel. Wenn die Charaktere hier durch New Yorks futuristische Straßen wandeln, wirken die Autos und Gebäude, als ob sie aus einem zehn Jahre alten Computerspiel entsprungen wären. Auch Dinosaurier, anderes Getier oder der Vulkanausbruch sehen keinen Deut besser aus. Das liegt allerdings keinesfalls an den mangelhaften Fähigkeiten der Animationsabteilung, sondern schlicht am insolvenzbedingten Produktionsstopp. Und deshalb sollte man sich auch nicht darauf einlassen, „A Sound Of Thunder“ als bloßes Trashvergnügen durchgehen zu lassen. Wäre es pures Unvermögen seitens der Macher gewesen - okay, damit muss man leben. Aber wenn die Verleiher ihrem Publikum bewusst und ohne Vorwarnung ein gerade mal halbfertiges Produkt vorsetzen, ist das eine unentschuldbare Frechheit, die man unter gar keinen Umständen akzeptieren sollte.

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