Der Film hat in meinen Augen die Maximalbewertung von fünf Sternen verdient. Er ist bildgewaltig und doch ausgewogen in seinen Anteilen an Spannung und Ruhe. Er vermittelt das Bild der damaligen Zeit sehr gut ohne dabei zu aufdringlich zu sein.
Auch die Besetzung mit Weltstars, wie Helen Mirren und Gillian Anderson in den jeweiligen Rollen ist gut gewählt. Die beiden stehen allerdings zurück hinter den eigentlichen Stars in dem Film: Ariella Glaser (als Sara) und Orlando Schwerdt (als Julien), die ihre Rollen ganz wundervoll ausgefüllt haben.
Der Film hat auch ein paar „Fantasy“-Elemente. So denken sich Sara und Julien in ein paar Szenen in andere Welten. Dies wurde bereits in manch einer Rezension kritisiert. Und ja, die Animationen sind, was den Stand der Technik anbelangt, vielleicht nicht besonders überzeugend. Aber es sollen auch nur Fantasievorstellungen der Kinder sein und eben keine Realität. Das Träumen kann man insbesondere in einer derart dunklen Zeit niemandem verdenken.
Ich finde die Fantasieszenen mit den Zebras oder dem Eiffelturm oder New York eben darum nicht deplatziert: Die Protagonisten sind Kinder, die in einer unsäglich düsteren Zeit aufwachsen, verfolgt werden und sich verstecken müssen. Auch sie hatten Träume und gerade in so einer Zeit sind diese besonders wichtig.
Allzu leicht wird versucht diese Zeit als Vergangenheit abzutun, nach dem Motto „das war damals, heute sind wir anders, viel schlauer“. Der Film erinnert daran, dass es so einfach nicht ist: der nette Lehrer, der vorbildliche Schüler, die Bäckereiverkäuferin, sie alle könnten morgen schon zu Unmenschlichem in der Lage sein. Und dann gibt es doch noch einige wenige Lichtblicke: ein paar Menschen sind auch in so einer Zeit in der Lage mutig genug zu sein für Menschlichkeit und Freiheit einzustehen, Vive l’humanité! Der Film inszeniert ganz bezaubernd eine Geschichte, die in einer Zeit spielt, an die nicht häufig genug erinnert werden kann.