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    Blade 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Blade 2
    Von David Bergmann

    Das Marvel-B-Movie „Blade“ gehört nicht unbedingt zu den Perlen der Filmgeschichte, verhalf dem Vampir-Mythos im Rahmen einer düsteren Comic-Umsetzung jedoch wieder zu neuem Leben. Nun schickt sich das Sequel an, alles noch schneller, cooler und besser zu machen – und zumindest das „cooler“ und „schneller“ ist den Machern um Regisseur Guillermo del Toro („Hellboy“) mit „Blade 2“ auch tatsächlich gelungen.

    Titelheld Blade (Wesley Snipes) - halb Mensch, halb Vampir - hat's nicht leicht. Gerade erst hat er seinen Mentor Whistler (Kris Kristofferson) aus den Fängen der Vampire befreit, da geht der Stress erst so richtig los. Nun tritt nämlich Nyssa (Leonor Varela) im Auftrag ihres Vaters Damaskinos (Thomas Kretschmann), dem Herrscher der Vampire, ausgerechnet an den Vampirjäger heran, um ihn um Hilfe zu bitten. Die Welt der Blutsauger ist derzeit nämlich keineswegs so blutrot wie sie früher einmal war: Die Reaper, eine durch einen Virus entstandene Abart der Vampire, gehen um. Sie sind physisch sehr viel stärker als andere Vampire, Kugeln - auch die klassischen Silberkugeln - können sie nicht aufhalten und sie brauchen täglich frisches Blut, um am Leben zu bleiben. Dabei stürzen sich die Reaper vor allem auf andere Vampire. Und jeder Vampir, der von einem Reaper gebissen wird, infiziert sich selbst mit dem Virus und mutiert binnen kurzer Zeit zum vampirischen Blutegel. Innerhalb weniger Monate wären dann wohl alle Vampire infiziert – und dann wäre der Weg zur Ausrottung der niederen Menschheit nicht mehr weit. Zurückverfolgen lässt sich der Virus bis zu Jared Nomak (Luke Goss), dem Ur-Reaper. Mit ihm fing alles an und mit seinem Tod soll alles enden…

    An dieser Stelle soll nun also Blade helfen. Als Anführer des sogenannten Bloodpacks ist er die letzte Hoffnung im Kampf gegen die erbarmungslosen Reaper. Zunächst muss er sich aber innerhalb seiner Einheit beweisen – schließlich wurden die Vampire des Bloodpack zuvor zwei Jahre lang einzig und allein darauf trainiert, Blade zu töten. Aber dann kann es mit der Vampire-vs-Vampire-Action auch so richtig losgehen, wobei sich die zunächst noch so als so verstrickt erscheinenden Hintergründe als sehr viel weniger komplex als gedacht herausstellen.

    „Blade 2“, der während der Produktion noch den verheißungsvollen Arbeitstitel „Bloodlust“ trug, besinnt sich auf die Stärken des Vorgängers - und vermeidet zugleich einige der Schwächen von „Blade“. So wurde die düstere Atmosphäre weiter ausgebaut, der Film bietet wesentlich mehr Action-Szenen und passend zum Comic-Ursprung ist die Optik noch stilisierter. Im Gegenzug tritt die bereits im ersten Teil eher wenig innovative Geschichte noch konsequenter in den Hintergrund. So wird „Blade 2“ zu einem visuellen Erlebnis, das Maßstäbe setzt. Die Kamera folgt den Schauspielern auf Schritt, Tritt, Sprung, Flug und Fall - und dokumentiert das Geschehen dabei aus den abgefahrensten Winkeln und mit vielen technischen Spielereien.

    Nur wenn CGI-Sequenzen nahtlos an andere Szenen anschließen sollen oder in diese integriert werden, bröckelt die technische Fassade: Da agieren die computergenerierten Doubles nicht nur in extra dunkler Umgebung oder als schwarze Silhouette, da wurde obendrein bei aller Schadensmaximierung auch noch versäumt, die Bewegungen an die der realen Schauspieler anzupassen. Da springt der digitale Blade plötzlich grazil wie ein junges Rehkitz durch die Kulisse, während Snipes ansonsten ungleich behäbiger zur Tat schreitet. Bis auf diese ärgerlichen Patzer gibt sich „Blade 2“ technisch keine Blöße. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang vor allem noch die phantastisch gelungene Realisierung der Martial-Arts-Szenen; man nimmt den Schauspielern die Standart-Äußerungen über die ach so harten Trainingseinheiten in diesem Fall tatsächlich ab und zollt den Stunt-Doubles Respekt. Derart treibende und perfekt inszenierte Kämpfe bekommt man nicht alle Tage zu sehen.

    Es handelt sich bei „Blade 2“ übrigens um eine Fortsetzung, die rein inhaltlich bis auf die Figuren Blade und Whistler sowie den groben inhaltlichen Rahmen mit dem ersten Teil wenig zu tun hat. Zwar beginnt die Hetzjagd auf die Blutsauger in Moskau und für alle, die den Vorgänger nicht kennen, gibt es einen kurzen Abriss über die Geschichte von Blade... aber auch das, gerade im Zusammenspiel mit der enttäuschend konstruierten und in Sekundenschnelle abgehandelten Rückkehr von Whistler, führt nicht dazu, dass „Blade 2“ tatsächlich auf den Plot des Vorgängers aufbauen würde. Trotzdem erfüllt die Geschichte schlicht und einfach ihren Zweck: Sie ist spannend genug, dem Szenario angemessen, aber nicht so aufdringlich wie der unnötig verwirrende La-Magra-Plot aus „Blade“.

    Sehr wohl weiterentwickelt hat sich hingegen die Figur Blade selbst. Zu einem actionreichen Spektakel passt eben einfach keine semi-tragische Hauptfigur mehr und so hat sich Blade nun mit seinem Schicksal abgefunden, trinkt hin und wieder richtiges Blut und hat wirklich Spaß an seinem Job. Mit dieser selbstsicheren Einstellung gibt er auch einen ungleich besseren Anführer für das Bloodpack ab, dessen Anführer Reinhardt (Ron Perlman) den Daywalker so gar nicht riechen kann. Doch das alles ist und bleibt Staffage. Anders als die Atmosphäre, die für den Film überlebenswichtig ist: Alles ist nun noch etwas düsterer, stellenweise verschleierter und insgesamt morbider als im Vorgänger. Begnügten sich die Vampire zuvor noch mit wortwörtlichen Blutbädern, so ziehen sie es in den inzwischen angesagten Untergrund-Clubs eher vor, sich gegenseitig bei lebendigem Leibe bis auf die Knochen aufzuschlitzen – und selbst an diesem Splatterfest haftet der abgründig-erotische Reiz, der Vampiren seit jeher zugesprochen wird.

    So lebt „Blade 2“ dann auch von der düsteren Atmosphäre, der gediegenen Coolness und der schnellen Action zu lauten Techno-Klängen. Bis auf wenige technische Patzer lässt sich der Film nichts zu Schulden kommen. Sicherlich hätte die Geschichte umfangreicher sein oder sich stärker am ersten Teil orientieren können, doch der Film ergibt ein in sich schlüssiges Gesamtbild - und wer wird bei solch opulenter Action nach tiefgründiger Geschichte fragen?

    Fazit: „Blade 2“ schafft das, was den meisten Sequels verwehrt bleibt: Er übertrumpft seinen Vorgänger! Guillermo del Toro legt das Hauptaugenmerk eindeutig auf die Action und holt aus den düster-coolen Vampir-Scharmützeln inszenatorisch einfach unglaublich viel raus.

    In einer früheren Version dieser Kritik hatte „Blade 2" noch 2,5 von 5 Sternen. Die ausführliche Begründung für die Änderung der Sternewertung könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.

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